Schwimmen in Geld

Währungskrieg Die Erregung über den unterbewerteten chinesischen Renminbi verschafft dem Internationalen Währungsfonds neue Kompetenzen und Institutionen

Der Krise sei dank – der IWF ist wieder da. Auferstanden in seiner alten Rolle als Hüter des Weltwährungssystems, die während der siebziger Jahre verloren ging. Er soll den offenen Währungskrieg zwischen Industrie- und Schwellenländern verhindern, vor dem alle warnen und auf den viele zusteuern, so dass er kaum noch zu verhindern ist.

Jeder weiß, dass es beim derzeitigen Abwertungswettlauf am Ende keinen Gewinner geben kann, andererseits die großen Exportnationen bei vorhandenen Überkapazitäten in den Weltmarktindustrien auf die Waffe einer schwachen Währung kaum verzichten wollen. Monate lang haben die Zentralbanken der wichtigen Handelsnationen ihre Krisenabwehr koordiniert – ganz anders als während der Großen Depression nach 1929 –, doch sind tempo­räre Allianzen längst wieder zerbrochen. Deshalb sollte der IWF auf seiner Herbsttagung Ersatz schaffen. Nur wie?

Das historisch einmalig niedrige Zinsniveau im reichen Norden treibt das Kapital in die Schwellenländer, deren Währungen dadurch unter massiven Aufwertungsdruck geraten. Wir im Norden schwimmen im Geld – die im Süden können sich vor Zustrom unseres Kapitals kaum noch retten. Und der Euro? Von dessen Fallsucht im Frühjahr hat die deutsche Exportwirtschaft zwar weniger profitiert als etwa die britische vom schwächelnden Pfund Sterling. Aber profitiert hat sie, auch wenn der Fall des Euro viel Panik provozierte. Der Kurssturz war definitiv gestoppt, als die Chinesen eingriffen. Nun ist der Euro wieder hart und teuer, während die Dollar- und Pfundschwäche der Exportkonjunktur schadet. Eine koordinierte Abwertungsaktion in Euroland scheint geboten, nur wäre sie alles andere als leicht.

So starrte denn alles auf den IWF und hoffte, Amerikaner und Chinesen auf einen Kompromiss einschwören zu können. Nur leider ist zwischen beiden der Währungskrieg längst ausgebrochen. Man denke an die Drohung der US-Regierung, per Zollgesetz Handelsschranken errichten zu wollen, auch wenn China keinerlei Anstalten macht, einer rapiden Aufwertung des Renminbi näher zu treten. Vielmehr hat die Volksrepublik den Spieß umgedreht: Nicht der unterbewertete Renminbi sei das Übel – das treffe vielmehr auf die Finanzkrise und Stagnation in den USA zu, so Pekings Notenbankchef Zhou Xiaochuan. De facto ist Chinas Währung seit 2005 um 20 Prozent hoch gestuft worden, während die US-Zentralbank (Fed) durch massive Aufkäufe eigener Staatspapiere alles tat, um den Dollar zu schwächen. In der Fed bleibt eben der geldpolitische Kurs umstritten. Ganz anders in Peking, wo Regierung und Zentralbank an einem Strang ziehen. Der IWF vermochte insofern nicht mehr auf den Weg zu bringen, als ein neues Gremium für eine koordinierte Wechselkurspolitik auszurufen.

Doch kann eine solche Instanz das Dilemma kaum lösen. Steigende Zinsen lassen die USA weiter in einer Rezession verharren, während eine rasche Aufwertung des Renminbi China mit Massenarbeitslosigkeit bedroht. Das Reich der Mitte wird sich bestenfalls zu einer langsamen Aufwertung durchringen. Statt neuer Gremien brauchte der IWF das Mandat für eine Neuordnung seiner selbst, was nur bedeuten kann: Die Amerikaner müssten auf ihre Vetorechte verzichten und sich ins Glied stellen.

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