Seismograph Jugendbuch

Holocaust Zohar Shavit, Jugendbuch-Forscherin an der Universität Tel Aviv, über die anhaltende Homogenität der Erzählungen über den Holocaust - ein Sonderweg im internationalen Vergleich
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FREITAG: Sie haben 345 westdeutsche Kinder- und Jugendbücher untersucht, die sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen. Dabei fanden Sie eine erstaunliche Homogenität der Darstellung. Wie lässt sich diese zusammenfassen?

Zohar SHAVIT: Natürlich wird das Vorhaben sichtbar, dem Antisemitismus der NS-Zeit etwas entgegensetzen zu wollen. Aber genau in diesem Bemühen werden philosemitische und antisemitische Stereotypen reaktiviert, die auf weit in die Geschichte zurückgehenden Vorurteilen fußen. Ausgangspunkt ist immer, Juden und Deutsche als essentiell entgegengesetzte Gruppen zu beschreiben: Juden sind keine Deutsche, und Deutsche können keine Juden sein. Was in den Büchern generell fehlt, ist das Konzept "Deutsch-Jüdisch".

Und wozu