Seit 34 Jahren handeln die Lieder von Element of Crime von der Suche der Menschen nach Glück. Vom Missverhältnis zwischen dem, was wir uns wünschen, und dem, was wir bekommen. Das ist auch auf dem neuen Album Monster, Schafe und Mäuse nicht anders. Mehr abgekl ärte Altersweisheit ist im deutschen Pop nur schwer zu finden. Doch da spitzen einige vielleicht schon die Ohren. Denn in Verbindung mit „männlich“, „weiß“ und „heterosexuell“ gilt „alt“ seit einiger Zeit ja als das neue Böse. Sie wissen schon, #MeToo, mächtige Konzernbosse, alte Neonazis etc. Mit den Musikern Sven Regener und Jakob Ilja wollten wir deshalb weniger über ihre neuen Songs sprechen als darüber, wie sie das mit Ende 50 sehen.
der Freitag: Während auf deutschen Straßen die Wutbürger marschieren, findet man in Ihren Songs eher sanfte Melancholiker und Flaneure. Welchen Blick werfen Sie da auf die Welt?
Sven Regener: Es ist einfach die Perspektive der Personen, um die es in den Songs geht. In der Kunst ist jeder willkommen. Man muss kein abgeschnittenes Ohr haben, kein Holländer sein oder ein älterer Mann mit Bart, um die Bilder von van Gogh zu verstehen.
Zur Person
Sven Regener ist Sänger der Band Element of Crime und Schriftsteller. Seine Romane Herr Lehmann , Neue Vahr Süd und Magical Mystery wurden auch verfilmt.
In „Nimm dir, was du willst“ beschreiben Sie treffend die Suche nach Identitäten: „Proaktiv den Körper endlich wieder fühlen und als Mann sich wie ein Mann.“
Regener: Da macht man sich ein bisschen lustig darüber, dass jeder Mensch ab und zu versucht ist, sich in kollektive Identitäten einzureihen. Da hängt man sich als Fußballfan einen Schal um, weil man auch mal Teil eines Kollektivs sein möchte.
Jakob Ilja: Es ist ja auch anstrengend, immer individuell zu sein.
Regener: Urlaub von der Individualität, gewissermaßen. Darüber kann man sich lustig machen, darüber kann man singen. Aber man darf das nicht zu ernst nehmen, und es vor allem nicht in politische Debatten reinbringen: „Ich als Mann möchte dazu jetzt etwas sagen.“ So war das mit der Betroffenheit in den 80er Jahren. Da wollte man aus einer Betroffenheit heraus politisch argumentieren und vergaß, dass man damit eine Debatte unmöglich macht. Weil alle, die davon nicht direkt betroffen sind, ja dann schweigen müssen.
Kürzlich startete ein neuer Film mit Kevin Spacey, dem von mehreren Männern Missbrauch vorworfen wird, in den USA mit einem katastrophalen Einspielergebnis: 125 (!) Dollar. Das scheint ein klares Statement dafür zu sein, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Kunst und Leben nicht getrennt sind.
Regener: Das sind ja Schauspieler, da wäre das ja eigentlich die Bedingung. Aber es wird eben nicht getrennt. Du bist ja ein Star wegen deiner ganzen Person, Körperlichkeit, was weiß ich, es ging beim Starsein schon immer um mehr als nur das Schauspielen. Und diese Aura ist dann weg. Ich weiß auch nicht, ob ich die Musik von Hans Pfitzner hören möchte. Der Typ war glühender Nazi, da macht das dann keinen Spaß mehr.
Was ist mit einem wie Louis Ferdinand Céline?
Regener: Antisemiten mag ich nicht lesen.
Zur Person
Jakob Ilja ist Gitarrist bei Element of Crime, komponiert für Filme und Theater. Er arbeitete unter anderem mit Leander Haußmann und Fabian Hinrichs.
Auch nicht „Reise ans Ende der Nacht“?
Regener: Natürlich kann Céline trotzdem ein großartiger Literat sein, aber es ist auch okay, wenn man sagt: Ich habe keinen Bock mehr auf den. Oder Knut Hamsun. Aber wie gesagt, zum Richter aufschwingen möchte ich mich nicht. Dafür gibt es richtige Richter und richtige Gesetze. Da muss ich nicht noch für ein Berufsverbot plädieren. Als Künstler bist du sehr auf die Liebe der Menschen angewiesen. Auf die Liebe zu deiner Person, oder besser: die Liebe zur Idee einer Person, die du so nie gewesen bist. Erst heben sie dich in den Himmel und dann kriegst du richtig was auf die Schnauze, wenn du nicht der Heilige bist, für den sie dich gehalten haben.
Lars van Trier, nach dessen Film „Element of Crime“ Sie sich benannt haben, ist letztes Jahr auch ins Gerede gekommen.
Regener: Man muss sich da nicht wundern, diese Strukturen sind so hierarchisch und autoritär. Regisseure, Dirigenten, überall kommt das plötzlich hoch. Diese Leute glauben, und werden von ihrem Umfeld darin noch bestärkt, dass sie sich alles erlauben können.
Ältere weiße Männer stehen deshalb seit dem Beginn der MeToo-Debatte unter einer Art Generalverdacht. Sibylle Berg hat auf Spiegel Online neulich darauf reagiert und das „Lob des alten weißen Mannes“ gesungen. Wie geht es Ihnen mit dieser Debatte?
Regener: Es ergibt ja eigentlich gar keinen Sinn, in Deutschland von älteren weißen Männern zu sprechen. Das ist zum einen ein schon im Kern rassistischer Ansatz. Als würde durch Hautfarbe per se eine kollektive Identität entstehen. Und in Deutschland sind da ja zum anderen dann sowieso fast alle älteren Männer mit drin, ich natürlich auch. Was gibt es da zu verteidigen, wie will man die alle unter einen Hut bringen? Das ist ja eine Sache, die mehr mit den USA zu tun hat.
Wo die Debatten ja auch begonnen haben …
Regener: ... und wo man das auch entsprechend aufdröselt und thematisiert, weil die Bevölkerung ganz anders zusammengesetzt ist. Aber dann hat man eben auch Afroamerikaner dabei, wie,
wie heißt er denn noch gleich …?
Bill Cosby?
Regener: Ja, ganz genau. Und dann sind da Phänomene, die einem nicht gefallen, wie Donald Trump und die Rechten, und die macht man dann zum Teil einer kollektiven Identität – aber das ist Quatsch. Bernie Sanders ist ja auch ein älterer weißer Mann. Warum arbeitet man mit solchen rassistischen Stereotypen?
Vielleicht weil es ältere weiße Männer sind, die hierzulande in der Politik oder im Feuilleton die Regeln aufstellen? Einer wie Harald Martenstein erklärt in seiner Kolumne ja auch gern mal die Welt und ist dabei sehr kritisch gegenüber Minderheiten.
Ilja: Aber ist das nicht ein weltweites Phänomen, dass Geschichte in den letzten Jahrtausenden vorrangig von Männern gemacht wurde? Wenn sie lange genug an der Macht blieben, wurden sie eben zu alten Männern, egal welcher Hautfarbe. Alle Kontinente kennen das, worüber wir reden, Machtverhältnisse, die auch zu sexuellen Übergriffen führen. Geschichte und Kunst zeugen ja davon.
Aber wie geht man damit um?
Regener: Reden wir doch lieber über Denkfaulheit und auch über Faulheit in der Debatte. Wenn einem das, was Harald Martenstein schreibt, nicht gefällt, warum geht man dann nicht einfach darauf ein und versucht das zu widerlegen? Stattdessen sagt man: Ja, ja, der Typ ist ein älterer weißer Mann. Als ob das ein Argument wäre!
Ilja: Warum merkt denn keiner, wenn man diese Begriffe verwendet, dass das nicht anders klingt als: Die Südeuropäer sind halt eher faul, die liegen den ganzen Tag nur in der Sonne.
Regener: Das ist der gleiche Unsinn wie der Versuch, Migranten, Einwanderern oder Flüchtlingen eine kollektive Identität zu verleihen: Die sind alle islamistisch, haben ein verkorkstes Frauenbild und sind sexuell übergriffig.
Aber es sind doch nicht die Südländer oder die Flüchtlinge, die hier die Regeln aufstellen. Der Theatermacher René Pollesch hat mal gesagt: „Die Literatur redet aus einer unmarkierten Position, die sich selber für die Stimme der Welt hält. Und die ist weiß, männlich, heterosexuell.“ Wer der Norm entspricht, braucht keine Markierung, wer schwarz oder schwul ist, schon.
Regener: Naja, kann schon sein. Das Problem mit kollektiven Identitäten ist aber, dass es wenig aussagt über einen Menschen, wenn es heißt, er sei weiß, männlich und heterosexuell. Wenn Sie drei von denen haben, können das trotzdem drei völlig verschiedene Menschen sein. Dasselbe gilt natürlich auch für weiße Homosexuelle. Mit diesen Verallgemeinerungen kommen wir nicht weiter.
Aber genau das sagt Pollesch auch, indem er die Repräsentation von Minderheiten im Theater kritisiert. Wenn da etwas über die Unterschicht gemacht wird, sitzt auf der Bühne in der Regel ein gut verdienender Schauspieler in Jogginghose mit Bierdose, der seiner Frau an die Titten greift.
Regener: Dieses holzschnittartige Vorgehen ist ein Problem, im Film wie auch im Theater. Der Prolet hat ein Bier und eine dicke Wampe, der Intellektuelle eine Brille …
Ilja: … der Reiche eine Zigarre …
Regener: Das ist alles extrem überraschungsarm und beim Film immer ein großer Kampf, wenn es um die Kostüme geht. Da wird alles noch mal verdoppelt und verdreifacht: sprechende Kostüme, sprechende Namen ...
Ilja: ... und Musik, die dir sagt, wie du dich beim Zuschauen fühlen sollst.
Regener: Dabei ist es die Aufgabe der Kunst, uns die Vielschichtigkeit des Individuums nahezubringen, uns mitleiden zu lassen und so weiter. Aber nicht, uns solchen Pappfiguren vorzuführen.
Info
Schafe, Monster und Mäuse, Element of Crime (Universal)
Kommentare 28
danke
Schon allein die Idee, Menschen in von ihnen völlig frei von Schuld oder Verantwortung - wie Alter, Geschlecht, Hautfarbe - "Kriterien" einzuteilen ist zu tiefst rassistisch und jenseits der menschlichen Würde (welche ja als unantastbar im GG festgeschrieben ist) !
Wer zu blöd oder zu faul oder zu korrupt ist, sich die Ethik zu gönnen, nach menschenwürdigen "Differenzierungen" zu schauen, zeigt welcher Geist und Charakter - welche menschenunwürdigen Intentionen ihn leiten und er von Leben nichts versteht.
Schlimm ist, das genau diese billigste Haltung um sich greift - in die Gesellschaft eingedrungen ist und Unterstützer findet (vor allem in sogenannten " intellektuellen Elitekreisen", die sich über den "gemeinen Rassismus der Straße" gegen Flüchtlinge am extremsten empört und unfähig zu Hinterfragung ihrer eigenen Haltung ist - sondern sie sogar wiederholt und bekräftigt - aber von dem "gemeinen" Pegida-Volk"erwartet genau dies zu tun - welche geistige Armut - welche düstere Zukunftsvision der Entsolidarisierung, wenn sie doch selbst in absehbarer Zeit zu den "alten, weißen" gehören werden - es sei denn die letzten Männer ihrer Generation sind schwul oder geschlechtsumgewandelt weiblich ... schon irre ...
Danke für diesen menschlich-klugen Beitrag gegen jede Form Rassismus und Diskriminierung, denn es könnte einen ja um den Schlaf bringen in Deutschland - dies überhaupt schreiben zu müssen: sehr traurig ... diese Wahrheit.
Ergänzung: natürlich können "alte, weiße Männer" schwul oder heteros oder oder oder sein ... die Genderideologen machen einen ganz wirr ...schlimmer als Religion oder Esoterik
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich mich freuen soll über die durch viel Lebenserfahrung gereifte praktische Vernunft, welche aus den Aussagen der beiden Bandmitglieder spricht, oder ärgern – wegen der teils tunnelblickförmigen Fokussierung auf ein einziges Thema: die in Teilen der Linken das Ein und Alles darstellende Identitäts-Religion.
Fast vollständig ignoriert wurde der Umstand, dass Mitglieder einer der bemerkenswertesten deutschen Bands vorm Mikro sitzen. Ein Interview mit Musikern, in denen Null Musik eine Rolle spielt – das muß man erst mal bringen. Ebenso verschenkt hat Freitag-Autor Ziemer den Aspekt, dass Element of Crime und speziell ihr Sänger Sven Regener durch und durch politische Persönlichkeiten sind – Leute, die sich zu allen möglichen Fragen bereits positioniert haben. Insofern hätte es näher gelegen, die Fragen auf die aktuelle politische Gesamtkonstellation abzustellen – wäre sicher interessant gewesen. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass »die» Linke »ihre« Bands/Musiker(innen) als kulturelle Identifikationsmarken gut gebrauchen kann – speziell im Anblick des aktuell stattfindenden rechten Erdrutschs.
Stattdessen haben wir nunmehr auch von Sven Regener und Jakob Iljer die Rückmeldung, dass identitätspolitische Zuschreibungen außerhalb der harten Fanblase nicht sehr gut ankommen – ein weiteres Indiz für die nicht sehr gewagte Prognose, dass die Wolkenkuckucksheim-Philosophie von Butler & Co. ihren Zenit bereits hinter sich hat. Für diese Erkenntnis hat Herr Ziemer einen ganzen Artikel Platz verschwendet – ich vermute, in der Annahme, dass der Freitag Bandmitglieder von Element of Crime vors Mikro kriegen kann, wann immer es ihm beliebt.
"...von Sven Regener und Jakob Iljer die Rückmeldung, dass identitätspolitische Zuschreibungen außerhalb der harten Fanblase nicht sehr gut ankommen..."
Tatsächlich? Wo genau im Text steht denn das? Ich lese hier nur eine Polemik gegen die diskriminierende Praxis, einzelne Menschen nach wenigen Kriterien ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu beurteilen. Hier am Beispiel der konstruierten Gruppe "alte, weiße, heterosexuelle Männer". Man kann das aber auch z.B. an der Gruppe "Genderideologen" sehr gut festmachen.
"...in der Annahme, dass der Freitag Bandmitglieder von Element of Crime vors Mikro kriegen kann, wann immer es ihm beliebt."
Ja, genau das kann "der Freitag". ;-) Zum Beweis das hier und wenns beliebt auch hier in der Langfassung.
Isso. 👍
Aber ich denke, das Interview will letztlich aufs selbe hinaus. Das Prinzip, eine Gruppe zu konstruieren und dann alle einzelnen Menschen, die nach den zwei, drei Kriterien der Gruppendefinition da reinpassen, über einen Kamm zu scheren, haben die paar jungen polemischen Feministinnen, die gern eine Welt ohne weiße Männer über 45 hätten, ja nicht erfunden. Sie sind Musterschülerinnen der "alten, weißen Männer", die das Patent darauf haben und immer noch führend darin sind. Man darf diesen Kontext nicht ausblenden, aber kritisieren darf / muss man das auch bei den Musterschülerinnen, weil die nämlich ihr vorgebliches Anliegen damit beschädigen.
»Tatsächlich? Wo genau im Text steht denn das? Ich lese hier nur eine Polemik gegen die diskriminierende Praxis, einzelne Menschen nach wenigen Kriterien ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu beurteilen. «
Ja – weil Element of Crime beziehungsweise Regener und Ilja höfliche, distinguierte Menschen sind und deswegen nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Nichtsdestotrotz haben sie das Haupt-Feindbild der Gender-Szene klar und unmißverständlich zerlegt – die in der Szene das Highlight darstellende Diskriminiervokabel »alter weißer Mann«.
Achja – die Prognose, dass der Gender-Irrsinn seinen Zenit hinter sich hat, ist von mir – eine Interpretation des Gelesenen, die mir, wenn ich richtig informiert bin, durchaus zusteht. Nebenbei bemerkt ist das sogar der Sinn des Formats »Kommentar«: Man äußert seine Gedanken zu dem, was im Haupttext steht ;-).
Und man darf sogar auch "seine Gedanken zu dem, was" in anderen Kommentaren steht, äußern. Was ich hiermit ein weiteres mal tue. Du scheinst Dir sicher zu sein, was in den Köpfen der Interviewten über das tatsächlich gesagte hinaus so grummelt. Gedankenleser? Oder Wunschvorstellung?
Ich bleibe lieber beim Verbalisierten. Regeners und deines. Kritik an Pauschalisierungen wie "alte weiße" (oder anderswo "junge arabische) Männer" ist berechtigt und notwendig, läuft allerdings ins Leere, wenn sie ihrerseits pauschalisiert. "...das Haupt-Feindbild DER Gender-Szene"? Das ist so die gängige Diskussionskultur: Ich polemisiere gegen etwas, was ich mir vorher zweckgerecht als Pauschalisierung zurechtgeschnitzt habe. Da bleiben sich die paar Schwanz-ab-"Feministinnen" und ihr wackeren Kämpfer gegen den "Genderwahn" nichts schuldig. Viel Vergnügen noch.
-- die nicht sehr gewagte Prognose, dass die Wolkenkuckucksheim-Philosophie von Butler & Co. ihren Zenit bereits hinter sich hat --
Die können Sie ruhig wagen, Herr Zietz ,weil Sie sowieso keine Ahnung haben, worum es da geht. Ich wüsste gern , von woher Sie diesen Quatsch nachquatschen. Es gibt keine Butler & Co Philosophie. Es gibt hochinteressante Debatten zum Thema "Gender" und die meisten haben mit Butlers "gender trouble" wenig zu tun. Wenn Sie aber sehen wollen, wo so ein Mist nachgebrabbelt wird, dann gucken Sie nach Polen, nach Ungarn, wo die Gender Studies aus Angst um den ungarischen Mann auch schon auf der ABschussliste von Orban stehen. Oder in die lateinamerikanischen Länder, in denen die Kirchen auch schon vorm "Genderwahn" faseln, um rechte Regierungen zu promoten. Oder nach Rumänien, wo die Kirchen wieder gegen die Ehe für alle polemisieren.
https://www.kooperation-brasilien.org/de/themen/menschenrechte-gesellschaft/gender/brasilianische-frauen-in-europa-demonstrieren-gegen-rechtsradikalismus-und-frauenfeindlichkeit
|||"sehr kritisch gegenüber Minderheiten"|||
Das ist übrigens eine interessante Fehlwahrnehmung, dass man POC immer als "Minderheit" bezeichnet.
Tatsächlich stellen sie weltweit längst die Mehrheit und sind sehr viel fruchtbarer als Weiße.
»Es gibt hochinteressante Debatten zum Thema "Gender" und die meisten haben mit Butlers "gender trouble" wenig zu tun. Wenn Sie aber sehen wollen, wo so ein Mist nachgebrabbelt wird, (…)«
Das Wolkenkuckucksheim der »Gender«-Diskussion hat – nach den peinlichen Exzessen um Wandgedichte sowie Übergriff-Verdächtigungen, die nicht unbedingt zu stimmen brauchen – ganz sicher seinen Zenit hinter sich. Dass die Rechtspopulisten und auch die Kirche auf einem ähnlich aussehenden Ticket surfen, ist mir bekannt. Letztlich jedoch wollen die was gänzlich anderes: die (von mir vollkommen begrüßte) Emanzipation der Frauen beschneiden zugunsten der altbetagten Heim- & Herd-Lösung, sexuell anders Orientierte unterdrücken (I hate this) und allgemein die Sexualität stärker reglementieren. Wobei sie sich zumindest im letzten Anliegen – dem des Puritanismus der allgemeinen Sitten – recht gut treffen mit manchen, die ähnliche Ziele aus der Feminismus- und Gender-Ecke heraus anstreben.
Man kann es jedoch auch aus der umgekehrten Warte betrachten mit dem Bild, dass der Kollege goedzak ins Spiel gebracht hat. Die Frage lautet dann: Wieso soll ich mich mit Leuten solidarisieren, die mir – allzuviel Unterschied zwischen Formulierung und Realität ist da nimmer – »den Schwanz abschneiden« wollen?
"Weiße" sind auch PoC, da -woweit ich korrekt informiert bin - "weiß" die gleichzeitige Anwesenheit aller Farben bezeichnet.
Wann immer "POC" gesagt wird, oder "Weiße/r", wird zugleich immer gesagt, dass es einen Unterschied gibt, der aus sich selbst heraus eine Bedeutungsdifferenz, ein "wichtiger" und "weniger wichtig", begründet. Und dieser Unterschied wird offenbar an einer Stelle gesehen, von der gleichzeitig beteuert wird, dass da kein Unterschied existiert. Warum lässt mensch das dann nicht einfach, warum leistet mensch immer wieder Differenzierungen Vorschub, die es eigentlich ablehnt. Weil es sie eigentlich doch nicht ablehnt? Ist der nicht existierende Unterschied doch von gar nicht mal nur insgeheimer Bedeutung? Die Ideologie, in der einzig der Unterschied noch bedeutsam sein könnte, wäre ja erledigt, wenn der Unterschied nicht selbst von den Wohlmeinenden immer wieder ins Gedächtnis zurückgerufen und damit auch durch sie und nicht nur durch "die Rassisten" - eigentlich sind es Dreckschweine^^ - am Leben gehalten würde.
Ein kleiner Songtext-Vorschlag – vielleicht für Element of Crime ;-)
OLD WHITE MAN
Old White Man – du gehst deinen letzten Wegfightest deinen letzten FightDie Prärie – vor dir, hinter dir: nutzlos, plain und fruchtbar.Du nestelst an deinem Colt-Halfterblinzelst in die Sonne – klares beißendes Licht.Kein Feind in Sicht, kein Feind in Sicht.
Old White Man – du erkanntest ihn nichtdeinen wirklichen Feind – die Banken und das Kapital.Zu modern, nichts für Colt oder den alten Hinterlader.Selbst Halbautomatische sind hier keine Option.Sie sagen: DU bist Schuld, DU hast die Welt zugrunde gerichtet.Und doch: Kein Feind in Sicht, kein Feind in Sicht.
Angry White Man – nun kommen sie doch.Deine Ex, die du verlassen hast.Deine Tochter, die dich nie kannte – nun liebt sie Frauen.Irgendwo in Beverly Hills. Nur du in der PrärieDer erste Schuss trifft. Dich in der SchulterUnd noch immer: Kein Feind in Sicht, kein Feind in Sicht.
Old White Man – du gehst in die Kniegetroffen – vier, fünf, zehn weitere von dem Blei.Der alte Preacher erscheint vor deinen Augenmit einem Bart weiß wie Schnee.Oder war es deine Ex? Deine Tochter – Ach, Dad!Du blinzelst in die Sonne – klares weißes LichtUnd ein letztes Mal: Kein Feind in Sicht, kein Feind in Sicht.
(gerne hier vorgestellt. Bei Verwendung zwecks Klärung der Honorarfrage bitte Info-Anfrage über die Redaktion ;-)
Sorry für die Song-Unfreundlichkeit der dFC-Software-Funktionen. Das nächste Mal kommentiere ich wieder mittels konventionellem Fließtext.
Ich habe den Begriff nur aus Faulheit verwendet, weil ich andererseits irgendwie die verschiedenfarbigen (angeblichen) Minderheiten hätte umschreiben müssen.
Da Menschen offenbar Hautfarben, als äußeres Merkmal einer anderen Herkunft, nicht ignorieren können (die "black does matter"-Bewegung ebensowenig, wie Einwanderungskritiker oder Intersektionalisten) hat sie also per se eine Bedeutung. Diese mag irrational sein, aber sie existiert und ist offenbar evolutionär verankert: je fremder jemand erscheint, desto vorsichtiger ist man.
Unter günstigen Bedingungen kann dieser Mechanismus kulturell überschrieben werden, unter ungünstigen, wird er zum Verstärker von Abgrenzungsverhalten.
Ich sehe es daher als problematisch an, wenn viele Nicht-Weiße zu uns kommen, egal wie man es dreht oder wendet, es wird das Konfliktpotential deutlich erhöhen. Zumal Schwarze, anders als z.B. Türken, auch nach Generationen noch auf den ersten Blick als "fremd" erscheinen, was einer erfolgreichen Assimilation im Wege steht. Die aktuelle political correctness, die nur Weiße als Rassisten sehen möchte und eine Kritik an anderen Ethnien quasi verbietet, tut ein übriges. Die USA ist ein klassisches Beispiel dafür, was alles schief gehen kann und wie schwierig gemeinsames Zusammenleben in heterogenen Staaten werden kann.
Für mich sieht die Sache so aus: die Weißen sind weltweit in der Minderheit und ihr Bestand schrumpft. Zusätzlich werden sie jetzt auch noch in ihren ureigenen Ländern unter Druck gesetzt und wenn sie sich dagegen wehren, bezeichnet man sie als Rassisten.
Das wird böse nach hinten losgehen. Zumindest für die Weißen, wie das enden kann, sieht man an den brutalen Farmmorden in Südafrika...
Nun, von dieser Ihrer Auffassung distanziere ich mich nachdrücklich.
Gut, dann ist deinem virtue signalling ausreichend Genüge getan, alle wissen jetzt, dass du ein wirklich guter progressiver Mensch bist!
Verrätst du mir auch noch, von was du dich weshalb distanzierst? Was an meiner Darstellung ist deiner Ansicht nach falsch?
Ich lerne gerne dazu, weißt du...?
Zumal es auch den Rassismus innerhalb anderer Kulturkreise gibt oder wenn die Dunkelhäutigen Menschen untereinadner sich nicht ausstehen können bzw. sich gegenseitig diskriminieren. Ich denke da nur an Schiiten in Saudi Arabien. Kurden in der Türkei...Und was ich kürzlich erst gelesen habe: Pakistanis und Inder sind in AFrika überhaupt nicht willkommen, vor allem beruflich erfolgreiche Inder und Pakistaner werden in AFrika rassistisch beschimpft.
In Afrika Hutu vs Tutsis. In der Dem. Rep. Kongo gibt es seit vielen Jahren zahlreiche innerethnische Konflikte udn der Rassismus dort untereinander ist auch weit verbreitet.
So ist es. Die Deutschen sind da sehr zivilisiert, man kann fast sagen: bis zur Selbstaufgabe.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich als Jugendlicher jemals Diskriminierung oder Rassismus vorgeworfen bekommen hätte, aus dem einfachen Grund, weil es niemanden gab, den ich hätte "diskriminieren" können.
Wo der Vorteil sein soll, dass sich das ändert, dass plötzlich Leute da sind, die sich diskriminiert fühlen und die den Ansässigen ständig Vorwürfe machen, konnte mir auch noch keiner erklären. Angeblich soll Diversität ja so toll für alle sein, die Frage ist nur: wo?
Es ist eine Sache, eine Wahrnehmung in Worten zu fassen. Das ist zwar bereits ... nun ja ... Absichten verpflichtet, wenn mensch genau weiß, was daraus entsteht, aber es ist noch nicht per se Rassismus. Es bereitet ihm "nur" den Weg. Eine ganz andere Sache ist es aber, aus der Wahrnehmung Konsequenzen zu schlussfolgern. Da kommt dann z.B. "äußeres Merkmal einer anderen Herkunft" noch relativ harmlos daher, zusammen mit dem nachgeschobenen "Ich sehe es daher als problematisch an, wenn viele Nicht-Weiße zu uns kommen" wird daraus etwas, was ich als rassistisch auffasse, zumindest ist es den Weg zum Rassismus aber bereits fast vollständig gegangen. Und den Rest dieses Weges legt es in den Auffassungen zurück, die Sie in Ihren letzten drei Absätzen darlegen. "Weiße" weltweit in der Minderheit, in ihren "ureigenen Ländern unter Druck gesetzt", "wenn sie sich dagegen wehren, bezeichnet man sie als Rassisten" ... Rassismus verfügt über eine Signatur, sozusagen eine eigene Duftnote. Und die lässt sich in Ihren Darlegungen bestens erkennen.
Na ja, wer schon ein bissel in der Welt herumgekommen ist und die Augen aufgemacht hat, kann das nur bestätigen. Aber wie heißt es in unserer Europahymne, :.. alle Menschen werden Brüder... !
Leider ist das so wie in der Mathematik mit dem Grenzwert oder der deutschen Absicht, das Weltklima retten zu wollen.
divide et impera
Also ist dein einziges Problem das, dass du glaubst, etwas wie "Rassismus" detektiert zu haben?
|||Und die lässt sich in Ihren Darlegungen bestens erkennen.|||
Ich verstehe, dann können wir uns ja ersparen, über meine Argumente zu diskutieren, die offensichtlich richtig sind, weil du sie nicht widerlegen kannst.
Schönen Abend noch!
Im Vergleich zu anderen Kontinenten gibt es in Europa kaum noch Rassismus gegenüber indigenen Völkern. Damit meine ich beispielsweise die Ausgrenzung,Marginalsierung udn Diskriminierung von Indianern, Eingeborenen oder indigenen Völkern. Die Europäer sind gegenüber den europäischen indigenen Völkern sehr tolerant. Wenn man sich zum Beispiel Lateinamerika oder Asien anschaut, sieht es schon ganz ganz anders aus. Indonesien oder Bangladesch passen hier sehr gut in der Aufzählung, wo Gewalt gegen indigenen Völker trauriger Alltag ist. Aber da die Täter muslimischen Religion angehören, dürfen solche Fakten nicht in der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht werden. Bangladeschs Muslime verfolgen seit Jahrzehnten eine rassistsiche Politik gegenüber religiösen Minderheiten in Chittagong Hill Tracts, wo Chakma, Marma, Tripura, Jumma regelrecht gejagt werden. Die UN hat diese Aktionen als Genozid gewertet. Konsequenzen Sanktionen seitens der Weltgemeinschaft gegen diese moderaten Muslime aus Bangladesch? Fehlanzeige! Ähnliches gilt für Indonesien, das viele Jahre lang eine muslimisch-rassistische Ideologie sich zu eigen machte um gegen die Chinesen,Christen in Ost-Timor (Genozid) und paganistische udn animistische religiöse Minderheiten in Papua Neu-Guinea vorzugehen, aber auch gegen ethnische Minderheiten in ihrem eigenen Land militärisch vorzugehen! Auch in Indo-China Staaten gibt es solche Tendenzen, wo einige indigenen Minderheiten ebenfalls verfolgt und augegerenzt werden.
Mir fallen da noch die indigenen Indianer in einigen Ländern von Südamerika ein, die noch heute immer noch massiv diskriminiert und ausgegrenzt werden. In Kolumbien oder Peru hatten sich die Indianer auch gegenseitig aus ethnischen Gründen bekämpft...
||| dass die Anzahl der Hautpigmente weder etwas über den Wert, Intellekt, die (Herzens-) Bildung noch über die Integrationsfähigkeit oder -bereitschaft eines Menschen aussagen |||
In der Tat. Ich füge noch hinzu: Auch die Integrationsfähigkeit oder -bereitschaft eines Menschen sagt nichts über seinen Wert aus.
Ich füge noch eins ehr gutes Beispiel hinzu. DIe Muslime beschweren sich über mangelnde Toleranz in Deutschland doer Europa. Aber was ist mti den Palästinensern, die nicht nur in Israel diskriminiert udn ausgegrenzt werden, sodnern auch in vielen anderen arabischen Staaten.
Die Palästinenser wurden aus Kuwait Anfang der 90-er alle mit Waffengewalt (ca. 300.000) vertrieben. Viele Palästinenser haben in Jordanien immer noch kein Wahlrecht und sind Bürger zweiter Klasse. Ägypten schließt ständig seine Grenzen für die Palästinenser und fahndet oft nach allen Palästinensern in seinem Land um sie wieder aus Ägypten abzuschieben...Warum berichtet die Mainstream Presse nur selten etwas über solche Fakten? Denn das ist auch eindeutig rassistisch!
Fast hätte ich es vergessen. Man darf in Europa Muslime nie mit Rassismus in Verbindung bringen. Denn Rassisten sind immer die anderen, vor allem die Europäer.
Und Libyen ist seit dem Sturz von Diktator Ghaddafi eines der rassistischsten und gefährlichsten Staaten für Schwarzafrikaner geworden. Nicht erst seit der Flüchtlingskrise, sondern erste Berichte über Jagdszenen auf Schwarzafrikaner in Libyen gab es schon 2012/13! Da wurden auch Aufnahmen gezeigt, wie Schwarzafrikaner von den libyschen muslimischen Rebellen in KZ-ähnlichen Lagern gehalten wurden, wo sie verprügelt, nichts zu essen und nichts zu trinken bekommen hatten.
Ein Signaturelement bei Rassismus ist das pars pro toto. Manche Muslime beschweren sich über mangelnde Toleranz, das ist richtig. Ihre Darlegung macht daraus "die Muslime", also alle Muslime, das Verhalten des Teils wird auf die gesamte Gruppe übertragen.
Richtig ist auch, dass Rassismus nicht auf Deutschland und Europa begrenzt ist; sehr viele Staaten und Gesellschaften machen sich dessen schuldig. Ein weiteres Signaturelement von Rassismus ist der Versuch, vom eigenen Fehlverhalten abzulenken, sei es durch den Verweis auf das weitverbreitete, weltweite Auftreten des Fehlverhaltens, sei es durch den Hinweis, dass diejenigen, die bei uns unsere Opfer sind, in ihren Homelands durchaus auch Täter sein können. Die Beobachtungen stimmen in aller Regel, aber die Verwendung als Rechtfertigung oder Abwieglung macht den Rassismus aus.
"Einer wie Harald Martenstein erklärt in seiner Kolumne ja auch gern mal die Welt und ist dabei sehr kritisch gegenüber Minderheiten."
Völliger Quatsch. Martenstein "erklärt" nichts, schon gar nicht "die Welt", sondern macht seine kleinen spitzen spöttischen Anmerkungen, wie es sich für einen Glossisten gehört. Und er ist auch nicht kritisch gegenüber "Minderheiten", sondern gegenüber Genderismus, critical whiteness und der radikalen jungen Linken. Kann man ja gerne zurückpieksen, wenn man das nun so schlimm findet. Aber diese Art von Polemik ist genau das, was es zunehmend schwer macht, überhaupt noch miteinander zu reden.