Promi-Umfrage Von der brasilianischen Präsidentschaftskandidatin der Grünen bis zum nächsten französischen Supermodel – das neue Jahr bringt neue Gesichter
./resolveuid/ebecd387f3d3f9b1d272e5316100010fNoch flattern an Salva Kiirs Dienstwagen zwei Flaggen im Wind: rechts die sudanesische, links die des halbautonomen Südsudan. Der Grund: als südsudanesischer Präsident ist Kiir zugleich Vize-Präsident in Khartum. Doch wenn es nach den Wünschen des 58-jährigen geht, dann muss er bald nie wieder nach Khartum reisen – außer auf Staatsbesuch. Denn der langjährige Rebellenführer, der seit seiner Jugend im Busch für die Unabhängigkeit des christlich-animistisch geprägten Südsudan gekämpft hat, will seinen Traum endlich wahr machen.
Entscheidender Schritt auf dem Weg in die Autonomie ist die erste freie Wahl im Suda
der Schritt auf dem Weg in die Autonomie ist die erste freie Wahl im Sudan seit 24 Jahren, die im April stattfindet. Kiir tritt dabei zwar gegen den als Kriegsverbrecher gesuchten Präsidenten Omar el Baschir an, doch in Wirklichkeit will er nur eins: die im Friedensvertrag vorgesehene Wahl abhaken, damit 2011 wie ebenfalls darin vereinbart die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Südens stattfinden kann. Erwartete Zustimmung: 90 Prozent.Ob Kiir als südsudanesischer Präsident glücklich wird, steht auf einem anderen Blatt. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg gegen den islamischen Norden hat dafür gesorgt, dass der Südsudan so unterentwickelt ist wie kein anderes Land in Afrika. Korruption innerhalb von Kiirs Ex-Rebellen-Partei SPLM und Angriffe von Rebellenbewegungen, die vom Norden unterstützt werden, verhindern jede Entwicklung. Die Milliarden aus den reichen Ölvorkommen im Südsudan dürften die Probleme eher verschärfen als lösen. Marc Engelhardt 2. Joseph Kony, gesuchter Kriegsverbrecher, derzeit Zentralafrikanische Republik ./resolveuid/62d87f54d92c2f0ada21423a7f88c233Seit 23 Jahren hält Joseph Kony eine ganze Region in Atem: Da erhielt Afrikas meistgesuchter Kriegsverbrecher nach der von ihm verbreiteten Legende den Ruf Gottes, im Norden Ugandas einen Staat auf Grundlage der zehn Gebote zu errichten. Doch die hat der selbst ernannte Prophet Kony (48) irgendwie falsch verstanden. Willkürliche Massenmorde und Folter gehören ebenso zu seinem Markenzeichen wie brutalste Verstümmelungen und die Versklavung von Kindern, die schon im Alter von sechs Jahren als Soldaten in seiner ‚Widerstandsarmee des Herrn‘ an der Waffe dienen müssen. Mädchen des gleichen Alters werden als Sexsklavinnen an verdiente ‚Generäle‘ der Rebellenarmee verteilt. Der Internationale Strafgerichthof wirft Kony Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 33 Fällen vor.Im Norden Ugandas verschanzten sich mehr als eine Million Menschen, eine ganze Generation, in Lagern vor Konys Schergen. Kinder wanderten jeden Abend kilometerweit, um bei Einbruch der Dunkelheit hinter den hohen Zäunen von Hilfsorganisationen vor Entführungen sicher zu sein. Seit zwei Jahren sind die Rebellen auf der Flucht vor einer gemeinsamen Offensive der ugandischen und kongolesischen Armee. Doch das macht sie nicht weniger gefährlich: immer neue Überfälle werden aus dem Kongo, dem Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik gemeldet. Angeblich sollen die ersten von Konys Leuten bereits Darfur erreicht haben. In der zuletzt relativ ruhigen Region, so befürchten viele, könnte Kony im sudanesischen Wahljahr 2010 im Regierungsauftrag für neues Chaos sorgen. Marc Engelhardt3. John Boehner, Minderheitsführer im US-Kongress./resolveuid/393cdc171fced8a1d3bdf3f8313ca641Falls die Partei von US-Präsident Barack Obama weiterhin an Rückhalt verliert, dann schlägt am 2. November die Stunde von John Boehner, dem republikanischen Minderheitsführer im Repräsentantenhaus. Mangels Alternativen wird der stets braungebrannte Abgeordnete aus Ohio seine Partei in die Zwischenwahlen führen. Und da Politbeobachter mit starken Zugewinnen der Konservativen rechnen, wartet auf Boehner (ausgesprochen: Bay-ner) eine Beförderung – erringen die Republikaner in der großen Kammer die Mehrheit zurück, könnte er die Demokratin Nancy Pelosi als ,Speaker‘ ersetzen. Für den passionierten Golfspieler, der großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, würde dies einer späten Rehabilitierung gleichkommen: In den Neunzigerjahren gehörte Boehner zum Beraterkreis des sprunghaften Revoluzzers Newt Gingrich – er war einer der Autoren des Wahlprogramms „Vertrag für Amerika“, dank dem die Republikaner im Herbst 1994 den Kongress zurückeroberten. Speaker Gingrich stürzte allerdings bereits vier Jahre später über eine Affäre, die auch seinen Adlaten aus Ohio mitriss: Boehner wurde aus der Fraktionsspitze verdrängt. Doch der Katholik erhielt eine zweite Chance. Seit der Wahl 2006, in der die Republikaner in die Minderheit versetzt wurden, ist der 60-jährige Abgeordnete wieder die Nummer eins seiner Partei. Eine Position, die ihm sichtlich behagt: Boehner gibt den umgänglichen Bonvivant, der seine Fraktion zusammenhält und einen knallharten Oppositionskurs fährt. Dies könnten die Wähler im Herbst 2010 belohnen. Renzo Ruf4. Damon Horowitz, Mitbegründer von „Aardvark“, der neuen sozialen Suchmaschine im Netz./resolveuid/5c387a8a6ac6ce1656d041c3facebd27„Die traditionelle Suche im Netz muss aktualisiert werden“, erklärt nüchtern der Blondschopf Ende Dreißig, der in schwarzem T-Shirt, Jeans und Turnschuhen in einem lichtdurchfluteten Bürogebäude in San Francisco hinter einem Konferenztisch sitzt. Für Damon Horowitz und die drei anderen Gründer von „Aardvark“ sind Suchmaschinen wie Google, Yahoo und Bing zu unmenschlich. Es fehlt ihnen der soziale touch. Aardvark – auf deutsch „Erdferkel“ – verbindet Suchmaschine mit sozialem Netzwerk. Es bietet seinen Nutzern ganz bewusst subjektive Informationen und Tipps von ihren Netzwerk-‚Freunden’. Wer sich bei Aardvark anmeldet gibt mindestens drei Bereiche an, in denen er oder sie bereit ist, Fragen zu beantworten, zum Beispiel Wandern, Deutschland und Kochen.Außerdem wird angeklickt, über welche sozialen Netzwerke man im Internet kommuniziert. Dann können Fragen gestellt werden. Diese werden an das Aardvark-Netzwerk weitergeleitet, das aus allen ‚Freunden’ der Mitglieder besteht. „Die Fragen gehen nicht an alle gleichzeitig!“ versichert Horowitz, sonst würde die Sache schnell nervig. In einem kurzen wissenschaftlichen Exkurs erklärt er die Wichtigkeit „sozialen Kapitals“, das nicht verspielt werden dürfe und die Möglichkeiten modernster Textverarbeitungstechnologien. Die Frage geht dank all der von ihm mit erarbeiteten Erkenntnisse nur an eine kleine Gruppe von Aardvark-Mitgliedern, die sich bereit erklärt haben, zum passenden Thema Antworten zu geben. Reagiert keiner innerhalb von zwei Minuten, geht sie an die nächste Gruppe. Alle Fragen sind möglich. Von „Was ist die beste Eisdiele in Los Angeles?“ über „Welche digitale Kamera funktioniert am besten in der Wüste?“ bis zu „Mir ist mein Computer in den Chilitopf gefallen. Wie kann die Sache gerettet werden?“Im letzten Beispiel bekam der Fragende innerhalb von zwei Minuten folgende Antwort: „Wenn der Computer nicht lange im Chili war, brauchst du nur etwas nachwürzen und ein paar Spritzer Zitronensaft dazugeben, um den metallischen Nachgeschmack auszugleichen.“ Es folgte eine Konversation via SMS über die Gefahren des Kochens mit dem Computer neben dem Herd. Diese Art spontaner, witziger Konversation zwischen Aardvark-Nutzern begeistert Horowitz. Der Computerwissenschaftler erforscht seit den 90er Jahren mit Leidenschaft künstliche Intelligenz, die Verbindung von Computertechnologie, Kunst und Sprache, sowie die Frage, wie menschliche Intelligenz Computermängel ausgleichen kann. Er hat einen Doktor in Linguistik und Philosophie von der Universität Stanford und arbeitete an der Entwicklung mehrerer US-Unternehmen, die sich mit der Verbindung von Sprache und Computern befassen.Horowitz glaubt fest an eine profitable Zukunft der mit sechs Millionen Dollar Venture Capital finanzierten sozialen Suchmaschine Aardvark. „Maschinen werden nie zufriedenstellend alle Fragen beantworten können, die Menschen haben“, stellt er sachlich fest. Das Problem fange schon damit an, dass kein Computer so programmiert werden kann, dass er die Fragen wirklich versteht und auf Nachfragen befriedigend antwortet. Die Suche mit Hilfe des Netzwerkes aus Freunden sei auf Dauer besonders in Bereichen, wo es nicht um Fakten, sondern um Ratschläge und subjektive Informationen geht hilfreich. „Ich traue doch eher einem Freund, der mir ein Restaurant empfiehlt, als einer Suchmaschine, die mich auf eine Seite verweist, auf der die letzten Einträge mehr als drei Jahre alt sind!“ erklärt er mit leuchtenden Augen. Nutzer der modernen sozialen Netzwerke erwarten aus seiner Sicht, dass die Systeme, in denen sei kommunizieren, ihre Texte auf intelligente Weise bearbeiten und weitergeben.Damon Horowitz ist mit Ende Dreißig im Team der „Aardvark“-Gründer der Älteste und zuständig für Produktentwicklung und Strategie. Vor der offiziellen Gründung von Aardvark hiess das Unternehmen „mechanical zoo“. Alle Gründungsmitglieder erhielten Funktionstitel aus dem Reich der Tiere. Ex-Google-Stratege Max Ventilla ist Zoodirektor, Ex-Google-Newschef Nathan Stoll Insektenfresser und Multitalent Rob Spiro Assistenzpfleger für Vögel. Der philosophische Computerwissenschaftler Damon Horowitz ist im Zoo der sozialen Suchmaschinenentwickler der Löwenbändiger und fest entschlossen, 2010 mit Hilfe seiner Raubtiere und seines Netzwerks aus Freunden das nächste große Internet-Phänomen auf die Beine zu stellen. Kerstin Zilm 5. Maha Chakri Sirindhorn, Thailändische Prinzessin./resolveuid/4bce9b4c749bca105ad3ecc0cb8fcbb9Maha Chakri Sirindhorn ist die zweite Tochter des thailändischen Königs Bhumipol und die große Hoffnung ihrer königstreuen Landsleute. Während ihr Vater, der am längsten regierende Monarch der Welt, nur noch selten in der Öffentlichkeit auftritt und angeblich sterbenskrank ist, ist es vor allem die 54-jährige Prinzessin, die sich um die königlichen Belange kümmert. Nicht einmal überzeugte Monarchisten vertrauen auf den offiziellen Thronfolger, Sirindhorns Bruder Vajiralongkorn, der als Spieler und Weiberheld gilt. Seine drei Jahre jüngere Schwester dagegen hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Projekte und Visionen ihres Vaters zu verwirklichen und gilt daher als seine geistige Nachfolgerin. Im Gegensatz zu ihren drei Geschwistern hat die Prinzessin nie geheiratet, stattdessen hat drei Universitätsabschlüsse und spricht fünf Sprachen.Sollte der als unantastbar verehrte König sterben, wird in der ohnehin schon fragilen Demokratie voraussichtlich politisches Chaos ausbrechen. Trotz seiner eher repräsentativen Rolle war es in den letzten Jahrzehnten immer König Bhumipol, der nach Korruptionsskandalen oder Putschversuchen mit seinem Machtwort wieder für politische Ordnung im Land gesorgt hat. Die einzige, der viele Thais zutrauen, die gespaltenen Lager im Volk und im Militär ebenso geschickt zu balancieren, ist Prinzessin Sirindhorn. Da diese aber aus konstitutionellen Gründen niemals Königin werden kann, hoffen die Monarchisten darauf, dass ihr Bruder ihr die Zügel überlässt und sich auf seine repräsentative Rolle zurückzieht Christina Schott6. Constance Jablonski, französisches Model./resolveuid/933a44340d0dd9c3f9977d5570fbe6aaFranzösische Topmodels sind eher selten, weil sie meist zu klein sind. Doch nun hat Frankreich eine neue Anwärterin in der Riege der Schönsten der Schönen: Constance Jablonski, 19 Jahre alt, aus Lille hat alles, was man braucht, um auf dem Catwalk zu brillieren. Die 1,80 m große Blondine mit den klassischen Gesichtszügen und den großen, blauen Augen wurde bei der Vorstellung der kommenden Sommermode auf den Fashionweeks in New York, Mailand, London und Paris gleich 72 mal gebucht. Das ist Rekord und umso erstaunlicher, weil Constance erst seit vier Saisons dabei ist.Obwohl die langbeinige Schöne bereits mit 16 Jahren den Elite Model Look Contest gewann, beschloss sie, erstmal ihr Abitur zu machen. Im September 2008 lief das Nachwuchs-Mannequin schließlich das erste Mal über den Laufsteg und überzeugte sofort die Modelbooker in den Fashionhäusern – und in den Redaktionen. Bereits sieben internationale Vogue- Titelblätter und zahlreiche Cover von Kult-Magazinen, wie ,Numéro‘, ,Zoo‘, ,Interview‘ oder ,Pop-Magazine‘, gehen auf ihr Konto. Eine Ehre, die anderen Models oft erst nach Jahren zuteil wird.Warum gerade sie? Für die Nordfranzösin spricht die unglaubliche Wandelbarkeit, mit der sie in immer neue Rollen schlüpfen kann, und ihre große Ähnlichkeit mit dem englischen Topmodel Lily Donaldson, die sich nach erfolgreichen Jahren peu à peu von den Laufstegen verabschiedet. Dass Constance eine ganz Große im Modelbusiness werden könnte, liegt auch daran, dass sie Spaß am Reisen hat und durch ihren späten Einstieg voll motiviert ist: „Auf dem Catwalk zu laufen erfüllt mich mit Stolz und Aufregung. Außerdem trifft man tolle Leute. Bei Y-3 habe ich Zinedine Zidane getroffen, der am Ende Bälle kickte. Er ist ein Gott in Frankreich. Das war mein bester Moment bei den letzten Fashion-Shows.“ Barbara Markert7. Olav Kårstad, Chemieingenieur aus Norwegen ./resolveuid/3bb5e6c6d0630adb3a098354b7f358b1Allen bedrohlichen Klimaszenarien zum Trotz: Öl und Gas werden auch in den nächsten Jahrzehnten die Energiemärkte dominieren. Olav Kårstad, wissenschaftlicher Berater des norwegischen Statoil-Konzerns, sieht daher gerade auch Petrokonzerne und Kraftwerksbetreiber in der Pflicht, an der Rettung des Planeten mitzuwirken. Er gilt als Pionier der so genannten CCS-Technologie zur Einlagerung von Kohlendioxid. Auf der Bohrinsel Sleipner in der Nordsee hat der Forscher das Verfahren getestet. Dort wird der mit der Förderung an die Oberfläche gelangte Schadstoff aus dem Erdgas herausgefiltert und über separate Leitungen zurück in Hohlräume tief unter der Erde gepumpt.Den Staatskonzern treibt nicht nur die Sorge um die Umwelt um. Anfang der 90er Jahre führte die damalige norwegische Regierungschefin Gro Harlem Brundtland gegen allerhand Widerstände eine CO2-Steuer ein. Für jede in die Atmosphäre entlassene Tonne des Klimagiftes muss der Verursacher heute eine Abgabe von fast 50 Euro zahlen. Ohne diese Strafsteuer wäre die Branche wohl kaum geneigt, in die kostspielige und energieaufwändige Technologie zu investieren. Gedanklich ist Kårstad schon vorausgeeilt: Der Chemieingenieur kann sich ein weltweit verzweigtes Pipelinenetz zum Transport von Kohlendioxid aus Bohrlöchern und Kohlekraftwerken in gewaltige unterirdische Endlager vorstellen. In seiner Heimat Norwegen werben sogar Umweltschützer für die umstrittene Speicher-Technologie. Alexander Budde8. Wang Chuanfu, chinesischer Autohersteller ./resolveuid/f34411dc5edb2150539766d455d3fd0dWang Chuanfu hat Großes vor. Bis 2025 will er mit seiner Firma BYD der größte Autohersteller der Welt sein und global mehr als zehn Millionen Autos verkaufen, wie er Ende 2008 in Detroit verkündet hatte. Noch interessanter ist aber, dass Wang schon 2010 den Markteintritt in den USA plant – und zwar ausschließlich mit Elektro- und Hybridautos.Dort könnte die Privatfirma aus China durchaus zur ernsthaften Konkurrenz für heimische Hersteller werden. BYD ist bei der Entwicklung von Elektroautos weiter als jedes andere chinesische Unternehmen. Als erster brachte BYD dieses Jahr die Kompaktlimousine F6 als Hybridmodell F6DM auf den heimischen Markt. Das reine Elektro-Vehikel e6 steht kurz vor der Marktreife. Und auch die so wichtigen Ladestationen für die Stromautos baut BYD selbst.Das kann BYD, weil die Firma eigentlich ein Batteriehersteller ist. 1995 hatte sich der Metallurgie-Chemiker Wang 2,5 Mio. Yuan (250 000 Euro) von Verwandten geliehen und mit 20 Angestellten eine Werkstatt für Handyakkus gestartet. Heute enthält nach Firmenangaben jedes dritte Handy der Welt BYD-Batterien. Träume hatte Wang offenbar von Anfang an: BYD steht für „Build Your Dreams“. Ab 2011 will BYD Elektroautos auch in Europa verkaufen.Nur Träume? US-Investorenlegende Warren Buffett jedenfalls glaubt an Wang Chuanfu: 2008 kaufte er zehn Prozent der Anteile an der in Hongkong gelisteten Firma – ein Vertrauensbeweis, der die BYD-Papiere auf einen Höhenflug schickte und Wang 2009 zum reichsten Mann Chinas machte. Dieser, Sohn einer Bauernfamilie mit acht Kindern aus der armen Agrarprovinz Anhui, soll trotz seines Reichtums weiter ein einfaches Leben führen. Christiane Kühl9. Marina Silva, Präsidentschaftskandidatin in Brasilien./resolveuid/bc950904ab17b010d6c01306b6fa8ab2„Marina Silva ist eine der 50 Personen, die helfen könnten, den Planeten zu retten“, verkündete der britische Guardian bereits Anfang 2008. Damals lag Marina als brasilianische Umweltministerin ständig im Clinch mit dem Rest der Regierung. Gab die Umweltaktivistin im Ministerium anfangs noch gelegentlich nach, wurde sie schließlich immer unbequemer. Die geplanten Mega-Wasserkraftwerke Jirau und Santo Antonio etwa, die reichlich Arbeitsplätze, Steuergelder und Prestige schaffen würden, wollte sie erst genehmigen, nachdem deren Auswirkungen auf die Umwelt genau geprüft wären. Im Mai 2008 trat Marina vom Amt zurück, weil „es besser ist den Job zu verlieren, als das Gesicht“. Ihr Nachfolger, Carlos Minc, hat zuletzt mit seiner Teilnahme am „Marsch für Marihuana“ in Rio Schlagzeilen gemacht.Zerbrechlich wirkt die überschlanke Marina bestenfalls auf den ersten Blick. Seit ihren Kindertagen hat sie fünf Mal Malaria, dreimal Hepatitis und eine Leishmaniose überstanden, und ihre Biografie liest sich wie ein Kitschroman. In einer Gummizapfer- Familie aufgewachsen mitten im Urwald, wo es weder Straßen noch Gesundheitsversorgung oder Schulen gab, konnte sie als 14-Jährige gerade die Uhr lesen und einfachste Rechenaufgaben lösen – um beim Gummiverkauf nicht übers Ohr gehauen zu werden. Mit 15 verlor sie die Mutter und übernahm die Haushaltspflichten für die 12köpfige Familie. So gesehen war es Glück, als sie mit 16 Hepatitis bekam: Die ließ sich nur in der Stadt behandeln. Einmal in Rio Branco angekommen, suchte sich Marina einen Job als Hausangestellte und lernte. Lernte alles, was sie vorher verpasst hatte. Mit 19 hatte sie das Abitur nachgemacht und sich für die Aufnahmeprüfung an der Uni eingeschrieben. 1985, als 27-Jährige, kämpfte sie an der Seite des legendären Regenwald-Schützers Chico Mendes, und 1994 haben sie die Bewohner des Bundesstaates Acre als Senatorin nach Brasília entsandt.Seitdem hat die Senatorin ihr Amt im brasilianischen Oberhaus nur für die fünf Jahre im Umweltministerium unterbrochen. Und im vergangenen August hat sie nach 23-jähriger Zugehörigkeit zur Arbeiterpartei zu den Grünen gewechselt, die sie 2010 als Präsidentschaftskandidatin aufstellen wollen. Seitdem versucht Präsident Lula hektisch, seiner Nachfolge-Kandidatin Dilma Rousseff einen grünen Touch zu verleihen. So senkte er kürzlich die Steuern auf Haushalts-Elektrogeräte mit geringem Energieverbrauch. Auch zum Klimagipfel nach Kopenhagen soll Dilma für ihn fahren. An einer brasilianischen Konferenz zu Klimafragen hingegen, wollte Dilma kürzlich nicht teilnehmen – weil auch Marina eingeladen war.Die jüngsten Umfrageergebnisse mögen schwache sechs Prozent Wahlabsichten für Marina verzeichnen und manche ihr vorwerfen, sie kümmere sich mehr um Kontakte zu Nichtregierungsorganisationen als zu Vertretern der Industrie. Doch Marina bleibt ein Überraschungsfaktor, dessen Wucht schwer einzuschätzen ist. Unermüdlich im Lernen, hat die Mutter von vier Kindern und studierte Historikerin zusätzlich ein Aufbaustudium in Pädagogik begonnen. Unerbittlich in Moralfragen hat sie als Gemeinderatsmitglied auf Wohngeld und andere Finanzhilfen verzichtet – und außerdem öffentlich gemacht, wie hoch sie selbst und die anderen Ratsmitglieder bezahlt wurden. Weil sie das durchaus reichlich fand.Das Ausland honoriert ihr Engagement seit Jahren mit internationalen Auszeichnungen: „Champions of the Earth“ von der Uno in 2007, dem „Duke of Edinburgh-Award“ vom WWF in 2008, und dem nach dem Jostein-Gaardener-Werk benannten norwegischen „Sophie-Preis“ sowie dem Prinz-Albert-Preis in Monaco in 2009. Präsidentin mag Maria Osmarina Silva Vaz de Lima in 2010 nicht werden. Aber eine Kandidatin, die mit ihrer Unbestechlichkeit die brasilianische Umweltpolitik entscheidend beeinflussen könnte. „Meine Sache sollte auch die Sache aller Brasilianer sein“, sagt sie, „und die Sache des ganzen Planeten: nachhaltige Entwicklung.“ Christine Wollowski10. Marina Marković, serbische Künstlerin./resolveuid/b55b435c4bfccd61c3fd60c0b1361161Magersucht, Menstruation und Erwachsenwerden in einer Konsumgesellschaft – das sind Themen, die sich in den multimedialen Arbeiten der 26-jährigen Marina Marković aus Belgrad wiederfinden. Marina Marković zeichnet Albträume ihrer Jugend, die vom Konsumzwang, Magersucht, Sex, Einsamkeit begleitet werden.Sie kehrt ihre intime Welt nach außen, jedoch, dieser subjektive Blick reflektiert auch die Gesellschaft in der sie lebt: Es ist Serbien auf dem Weg vom Sozialismus zum Kapitalismus, ein Land, in dem die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Die triste Realität wird in eine märchenhafte Regenbogenwelt verwandelt: Hier hüpfen babyblaue oder pinkfarbene Häschen und Kätzchen um großäugige Manga- Mädchen herum. Aus den Fernsehschirmen tönt die Endlosschleife, bestückt mit Werbung, in der Frauen ihre weiße Wäsche, ihre gesunden Haare und ihre saubere Küche loben. Zeichnungen, Fotos, Licht-Boxen und Installationen werden zum Zerrspiegel der Gesellschaft, in der es so schwer ist erwachsen zu werden.Als ehemalige Magersüchtige zeigt Marina Marković den Verlauf ihrer Krankheit. In einem überdimensionalen, goldenen Rahmen sieht man die Phasen ihrer Magersucht. Je nachdem aus welchem Blickwinkel das Bild betrachtet wird, sieht man ein Knochengerüst, einen dünnen Körper oder einen Körper mit kleinen Rundungen. Heute arbeitet Marina in einem Belgrader Krankenhaus mit Mädchen, die an Anorexie erkrankt sind.Marina Marković ist 2008 zu den zehn besten serbischen Künstlern gewählt worden. Danja Antonovic
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