Willige, genügsame Killer

MÖRDERISCHES KALKÜL In Afrika rekrutieren Privatarmeen mit Vorliebe Kindersoldaten - "erwachsene Kriege" gelten als zu teuer
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Im April 1995 war Philippe sieben. Oder acht. Jedenfalls holten sie ihn, als ich damals im Zentralgefängnis von Kigali nach dem jüngsten Kriegsverbrecher fragte. Man schob ihn vor meine Kamera, die Kapos riefen "Cheese". Aber Philippe lächelte nicht.

Warum bist du hier, fragte der Dolmetscher.

Ich habe Menschen getötet.

Wie viele?

Ich weiß nicht, sechs oder acht.

Womit hast du sie umgebracht?

Mit dem Buschmesser oder mit Knüppeln, meist mit dem Messer. Ich war der Anführer.

Wen hast du getötet?

Solche, die kleiner waren als ich. Die Großen wurden von den Erwachsenen getötet. Zweimal durfte ich mithelfen.

Mithelfen?

Beim Zerhacken, mit dem Buschmesser.

Warum hast du getötet?

Die Großen haben es mir gesagt.

1995, ein Jahr nach dem Völkermor