Wir wollen doch alle Ravioli

MATTHIAS POLITYCKI Der Schriftsteller über Bestseller, Spätavantgarde und das Bedürfnis nach Trivialliteratur
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Freitag: In "Die Farbe der Vokale" zitieren Sie Nietzsches Klassifikation der Kunst in "Kunst aus Mangel" und "Kunst aus Überfluss". Welcher Antrieb ist und war für Ihr anfängliches Schreiben ausschlaggebend?

Matthias Politycki: Immer beides zugleich: Man macht seinen Mangel zum Überfluss, seinen Mangel an Liebe, an Geliebt-Werden, in einem gewissen Alter hat man ja mit der ganzen Welt ein Problem: Alles ist ein Rätsel oder mit Brettern vernagelt oder unerreichbar - keine leichte Zeit! Man begreift natürlich nicht, dass der Mangel auch ein Überfluss ist, denn manche scheinen diesen Kummer ja ganz offensichtlich nicht zu haben, und wie gern wär man auch so einer! Aber der Kummer ist, im nachhinein betrachtet, ein Überfluss an Sehnsucht, an Kraft,