Wo die Gesetze fehlen

Irak Die IS-Erfolge haben weniger mit religiösem Eifer als dem Zerfall von Staaten zu tun
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2014

Die Frau ist um ihr Leben gelaufen. Und nun fragt sie mit flehender, verzweifelter Stimme: „In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?“ Die irakische Christin ist auf der Flucht vor dem „Islamischen Staat“ (IS, vormals ISIS). „Sie werden uns verkaufen, sie werden uns vergewaltigen.“ Ihre Worte ähneln denen jenes kurdischen Abgeordneten, der vor dem irakischen Parlament unter Tränen beschrieb, welches Schicksal seine jesidischen Glaubensbrüder und -schwestern erwarte: „Unsere Frauen werden versklavt und auf dem Basar der Schande feilgeboten.“

Wir schreiben das Jahr 2014, und 40.000 Anhänger eines Tausend Jahre alten Glaubens kauern auf einem Höhenzug, der ihnen als letzter Ankerplatz der Arche Noah gilt, sie fürc