Zonen der Unsicherheit

Streitgespräch Die Sozialwissenschaftlerin Erika Feyerabend und der Politikprofessor Wolf-Dieter Narr diskutieren über Patientenverfügungen sowie über das Selbstbestimmungsrecht und die Ökonomisierung des Gesundheitssektors
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FREITAG: Herr Narr, Sie plädieren für eine weit reichende Patientenverfügung und argumentieren mit dem Grundrecht auf Selbstbestimmung. Allerdings treffen wir unsere Entscheidungen doch nie ganz abgelöst von sozialen oder ökonomischen Bedingungen. Warum wollen Sie dennoch am Ideal eines autonomen Subjekts festhalten, das vorausblickend über sein Lebensende entscheiden kann?
WOLF-DIETER NARR: Die Selbstbestimmung als normativer Wert - nicht als Ideal - ist ganz zentral für den Menschen. Alles, was mit Demokratie und Menschenrechten zu tun hat, konzentriert sich darauf, dass wir selbst über uns bestimmen können und nicht am Tropf von X oder Y hängen. Insofern ist Selbstbestimmung gar nicht in Frage zu stellen, sondern es geht darum, wie sie a