Doofdeutschland heizt mit dem Handy

Bundesnetzagentur geht Gaga: Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller ist mit seinen Gassparappellen medial omnipräsent. Neueste Idee: "Um Deutschland auch in Zukunft vor einem Gas-Kollaps zu retten", soll es jetzt eine App richten. Kein Witz, sondern echt.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Eingebetteter Medieninhalt

Frühere Generationen heizten mit Holz, mit Kohlen, mit Öl, mit Gas, mit Strom. Dabei galt immer: Mehr Holz, mehr Kohle, mehr Öl, mehr Gas, mehr Strom: Wärmer. Weniger: Kälter. In Verbindung mit guten Öfen und Heizanlagen.

Aber: Ohne Holz, Kohle, Öl, Gas, nützten auch die besten Öfen und Heizungen nichts. Auch die effektivsten, modernsten, sparsamsten Versionen nicht. Denn: Auch doppelte und dreifache Heizleistung nützen nichts bei null Holzscheiten vorm Haus und null Kohlen im Keller. Null mal Drei ist immer noch Null, und das gilt auch für "Grüne"!

Eingebetteter Medieninhalt

Szentendre, Ungarn, Kohlewagen mit Briketts, 1975

Viel Holz vor der Hüttn, ein gut gefüllter Kohlenkeller oder Öltank waren der Garant dafür, dass man den Winter gut überstand. Oder halt volle Gasspeicher.

Alles Schnee von gestern! (bzw. ja wohl damals geschmolzener Schnee). Heute propagiert Klaus Müller neben den andauernden Sparappellen (die ja dann immer bedeuten: weniger warm) allen Ernstes noch etwas Neues:

Eine App!

So titelt der "Business Insider": "Gas sparen: Darum soll uns eine App im nächsten Winter retten, laut dem Chef der Bundesnetzagentur". Im Text heißt es dazu passend: "Um Deutschland auch in Zukunft vor einem Gas-Kollaps zu retten, könnte im nächsten Winter eine App den Bürgern Auskunft über ihren Heizverbrauch geben". Also gleich doppelt: "Retten" soll uns ausgerechnet eine App.

https://www.businessinsider.de/wirtschaft/verbraucher/gas-sparen-darum-soll-uns-eine-app-im-naechsten-winter-retten-laut-dem-chef-der-bundesnetzagentur/

Weiter im Text:

"Bei den Diskussionen um Gaspreisbremse und Heizkosten liegt für Müller ein großes Problem in der Transparenz des eigenen Verbrauchs. Viele wüssten nicht, wie viel sie genau heizen. Dem Chef der Bundesnetzagentur zufolge brauchen Bürger mehr Informationen: „und das am besten monatlich“. Er sehe hier auch die Energieversorger in der Verantwortung.

Um beim eigenen Verbrauch besser durchzublicken, könnte laut Müller auch eine App zum Einsatz kommen. Statt analog den Stand am Zähler abzulesen, sollten Gaskunden ihren Verbrauch schnell und einfach digital checken können. „Solch eine Information ist für mich ein wesentlicher Faktor, um über den Winter 2023/24 hinwegzukommen“, so Müller im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“."

Früher hieß es: Genug Holz, Kohle, Öl, Gas, heute heißt es: App.
Leute, verar..... kann sich jede(r) selbst. Dazu brauchen wir auch keine Bundesnetzagentur!

Wer meint, eine solche App würde uns "retten" oder wäre ein "wesentlicher Faktor, um über den Winter 2023/24 hinwegzukommen“, anstelle von ausreichend Energie, der hat wohl gerade auf dem Pferdewagen gelegen, als die Briketts aufgeschüttet wurden.

Müllers Aussage ist ein weiteres schönes Beispiel von grüner Realitätsverweigerung, wie sie uns mittlerweile tagtäglich vorgeführt wird. Sie ist auch ein schönes Beispiel für die massiv um sich greifende allgemeine Verblödung in Deutschland, denn was für einer Öffentlichkeit könnte man es wagen, derartigen Blödsinn zu erzählen?

Müllers Aussage ist auch ein schönes weiteres Beispiel der zunehmenden Virtualisierung des Lebens, das für viele immer mehr aus der Realität in eine virtuelle Realität abwandert. Virtuelle Kontakte, virtuelles Leben in Computerspielen oder, was es mal gab, "Second life", Mark Zuckerbergs "Metaverse". In Japan gibt es schon rein virtuelle Kinder.

Wenn man selbst virtuelle Kinder haben kann, warum soll man dann nicht auch virtuell heizen, hat sich Klaus Müller da wohl gesagt.

Das lässt sich ja alles noch weiter ausbauen.

Auf der Autobahn wandert die Tankuhr auf Rot. Früher fuhr man zur Tankstelle (bzw. mit E-Auto zur Ladestation, idealerweise mit angeschlossenem Hotel), Klaus Müller daddelt lieber am Handy auf der neuen "Tank-App" (Bitte vorher unbedingt auf einen Parkplatz fahren!!!).

Abends. Der Hunger kommt. Ich schaue in den Kühlschrank, was es heute geben könnte. Leer? Mist, also Pizza Service anrufen. Klaus Müller daddelt derweil am Handy mit der "Fridge-App" in der Hoffnung, damit satt zu werden.

Eingebetteter Medieninhalt

Mitarbeiterinnen der "Grünen" heizen das Foyer der Parteizentrale mit dem Handy, Berlin, August 2022

Also, warum auch nicht virtuell heizen? Für "Grüne" sicher besonders interessant, da unter Garantie fast 100 % klimaneutral.

In der Parteizentrale der "Grünen" fanden dieses Jahr erste Versuche mit "Handy-Heizen" (Handy Heating) statt. Die Versuche liefen über mehrere Wochen von Mitte Juli bis Mitte August 2022. Die "grünen" Mitarbeiter(innen) durften sich dabei über eine "wohltuende Wärme" freuen, so die Pförtnerin auf Anfrage. Also eine "grüne" Erfolgsmeldung.

Eingebetteter Medieninhalt

Spaß beiseite. Eine solche App, wie sie Müller hier propagiert, würde ja nicht nur dem Nutzer, der zu faul ist, mal in den Keller zum Gasmeter zu gehen, eine Kontrollmöglichkeit über den Verbrauch geben, sondern ihn für den Gasanbieter und die Netzagentur vollkommen gläsern machen. Eine solche App wäre ein perfektes Kontrollinstrument mehr, an das Stasi-Mielke nicht einmal in seinen heißesten (der Ausdruck passt hier) Träumen zu denken gewagt hätte. Dass ausgerechnet Klaus Müller von einer solchen App träumt, die genau seiner Behörde die totale Kontrolle über das gesamte Heizverhalten und damit auch über wesentliche Teile des Lebens geben würde, sollte einen nicht wundern.

Also Vorsicht!

Müllers Idee vom "virtuellen Heizen" ist aber noch mehr: Ein weiterer Beleg dafür, dass die Energiepolitik der Bundesregierung vollkommen gescheitert ist. Das grüne Bullerbü-Deutschland zerlegt sich gerade im Eiltempo selbst, und die gescheiterte Energiepolitik hat daran wohl den größten Anteil.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Dietrich Klose

Vielfältig interessiert am aktuellen Geschehen, zur Zeit besonders: Ukraine, Russland, Jemen, Rolle der USA, Neoliberalismus, Ausbeutung der 3. Welt

Dietrich Klose

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden