Vage Kiste

Leihe Nach seinem Erfolg mit Didier Eribon inszeniert Thomas Ostermeier Édouard Louis’ „Im Herzen der Gewalt“. Dessen präzise Gesellschaftsanalyse schmilzt hier dahin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2018

Zwei Bücher von Claude Simon und eines von Nietzsche trägt Édouard unter dem Arm, es ist der 25. Dezember, vier Uhr nachts auf der Place de la République in Paris. Ein Mann spricht ihn an, wirbt um ihn, wirbt darum, mit Édouard in dessen Wohnung zu gehen. Reda heißt der Mann. Édouard findet den Mann attraktiv, er will nicht mit ihm ins Bett, will aber doch, ziert sich, am Ende gehen sie gemeinsam nach oben. Sie schlafen miteinander, vier- oder fünfmal, als Édouard aus der Dusche kommt, erkennt er, dass Reda sein Handy und iPad eingesteckt hat. Er stellt ihn zur Rede, sehr vorsichtig, Reda wird gewalttätig, würgt Édouard, vergewaltigt ihn mit vorgehaltener Waffe und geht.

Das ist geschehen und wird nach und nach im Rückblick ge