Man will ihr wieder eine Haarkur machen
sie läuft davon
Man sagt: das Haar trägt deinen Suff zur Schau
sie dreht sich um
sie läuft davon
man sagt sie läuft wieder davon mit ihr ist nichts zu machen.
Ihr Weg ist weit
an jeder Ecke eine Möglichkeit
zur Umkehr, zur Besinnung.
Man weiß, die Kranke läuft besinnungslos
es hält sie nichts zurück
sie ist getrieben von Erinnerung
sie läuft gezielt ins falsche Unglück.
Man forscht ihr nicht mehr nach
man weiß, sie kommt zurück gekrochen
mit dieser Reue im Gesicht
mit diesem Haar, zerzaust, gebrochen.
Man zieht sie an den Haaren
Man zieht sie sanft zurück
Man fragt: Wo läufst du hin in all den Jahren.
Sie sagt: lasst los. Ihr brecht mir das Genick.
Am Haar hält man mich nicht zurück.
Gemurmel, Gemunkel, Getratsche setzt ein
Hat sie Familie?
Lebt sie allein?
Wer hält sie aus?
Wo ist sie zuhaus?
Das Haus ist kein Haus
Es ist ein Vakuum
Hoch in der Luft
Sie sprang nicht
Sie spuckte nicht
Sie ist davon gerannt
Zuerst ins Badezimmer, dann ins Bett zurück und dann
zur Tür hinaus
Am Türriegel vorbei
ins kühle, leere Haus
Am kühlen Pflaster friert die Stille ein.
sie steckt ihr Namenskärtchen ein und geht.
Elke Papp wurde 1973 in Linz geboren. Sie ist freie Autorin, gibt Performances und ist Teil der "Grauenfruppe", mit der sie kürzlich den Siemens-Literatur-Preis gewann. Im Herbst wird Das Lexikon der Lust erscheinen. Elke Papp lebt in Wien.
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