Wie eine zweite Haut

Verführbarkeit In „Dein ­Gesicht morgen“ liefert Javier Marías eine schwarze ­Satire auf die geistige Situation nach 9/11
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Im Finale seiner Trilogie Dein Gesicht morgen mit dem emblematischen Untertitel Gift und Schatten und Abschied pendelt Javier Marías hintergründiger Ich-Erzähler Jaime Deza zwischen London und Madrid. Vom britischen Geheimdienst engagiert, weil er die besondere Fähigkeit besitzt, Physiognomien lesen und das Verhalten von Personen vorhersehen zu können, kommt Deza unmittelbar in Berührung mit dem Alltagsgeschäft des Secret Intelligence Service: Dem Grauen physischer Gewalt, sexueller Erniedrigung, Erpressung im Namen nationaler Sicherheit.

Deza wird zusehends Teil dieses Grauens, das wie ein tödliches Gift funktioniert: „Wir tragen es wie eine zweite Haut unter der Haut“, stellt der Ich-Erzähler fest. Am Ende quittiert er seinen Dienst