Computer für eine bessere Welt

Netzgeschichten Fair produzierte Computer? Gibt es nicht! Mit einer Online-Petition soll nun aber öffentlicher Druck aufgebaut werden, um das zu ändern

Dumm ist die Idee nicht. Faire Blumen gibt es, faire Kleidung, faire Schokolade, fairen Kaffee – warum keine fairen Computer? Auf procureitfair.org läuft derzeit eine Petition für den PC-Kauf nach sozialen Kriterien. Ob sie aber Erfolg haben wird, ist fraglich. Das Problem ist nicht, dass es kein Interesse der Computer-Käufer für die Situation der Arbeiter in der IT-Industrie gibt. Das Problem ist auch nicht, dass die Herstellungsbedingungen zu gut wären – so gut, dass niemand dagegen protestieren wollte. Eine Online-Petition ist für solch ein Thema genau richtig. Selbst die Zielmarke von 10.000 Unterschriften dürfte erreichbar sein.

Nein, der Grund, warum der E-Mail-Protest – mindestens zunächst – scheitern wird, liegt woanders: Fair produzierte Computer gibt es schlicht nicht. Selbst bei „PC Global“, dem deutschen NGO-Ableger der internationalen procureITfair-Kampagne, gesteht man das ein. Die Probleme der Computerbranche sind der Öffentlichkeit kaum bekannt: Arbeiter in China oder Vietnam müssen bis zu 12 Stunden täglich schuften, werden oft um Teile ihres Lohns betrogen und sind unverantwortbaren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Als bewusster Verbraucher gegenzusteuern, ist bisher so gut wie unmöglich: Die Lieferketten sind kompliziert, Alternativen nicht-existent. Nun fragt man sich, was eine Online-Petition mit der Forderung wert ist, auf ein Produkt umzusteigen, das es bisher nicht gibt. Doch da kommen die Regeln der freien Marktwirtschaft ins Spiel: Wo es eine Nachfrage gibt, ist schnell ein Angebot. Wenn nur genügend Käufer einen öko-sozialen PC wünschen, wird er bald in den Regalen zu finden sein.

Bislang ist die Nachfrage entweder unsichtbar oder nicht groß genug. Zumindest der zweite Punkt könnte durch die Petition behoben werden, denn sie richtet sich an alle europäischen Hochschulen. Sie könnten „ihre enorme Marktmacht nutzen“, heißt es auf der Petitionswebseite. Immerhin werde jeder fünfte Computer von öffentlichen Einrichtungen gekauft. Sollten Europas Unis tatsächlich alle fair produzierte Computer verlangen, wären diese wohl in kürzester Zeit auf dem Markt.

Besser als die Hochschulen wäre als Petitions-Adressat aber noch das EU-Parlament. Die Abgeordneten würden auf öffentlichen Druck wohl sensibler reagieren als Uni-Rektoren, die sich nicht den Wählern stellen müssen. Und die Parlamentarier könnten entsprechende Gesetze erlassen, um sämtlichen Verwaltungen faire Computer zu beschaffen. Zwar entscheidet das Parlament dies nicht ganz allein. Aber es wäre ein Anfang. Felix Werdermann

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden