Nur für echte Freunde

Datenschutz Die Generation Internet ist für den Datenschutz verloren? Stimmt nicht, sagt eine neue Studie. Teenies verraten im Netz inzwischen weniger persönliche Infos als früher

Deutschlands Jugendliche werden erwachsen – jedenfalls was den Umgang mit persönlichen Daten im Internet angeht. Teenager sind inzwischen vorsichtiger beim Einstellen von Videos, Fotos oder Informationen über die eigenen Hobbys als noch vor einem Jahr. Ermittelt hat das eine aktuelle Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Das Ergebnis der Befragung: Es gibt beim Datenschutz Grund zur Hoffnung, aber keinen Anlass zur Euphorie. Denn trotz Verbesserungen sind die aktuellen Zahlen noch immer erschreckend.

So haben fast die Hälfte der 12- bis 19-jährigen Bilder von Freunden oder Verwandten hochgeladen. Wahrscheinlich in den allermeisten Fällen ohne deren Einwilligung. Bei den eigenen Daten ist man noch hemmungsloser: 60 Prozent haben Fotos oder Videos von sich selbst eingestellt. Vor allem soziale Netzwerke wie Facebook oder SchuelerVZ sind beliebte Reviere für Stalker und Spanner.


Immerhin – und das macht Hoffnung – werden nun öfter die Gardinen zugezogen: Zwei von drei Jugendliche sperren ihre Daten für Fremde, im letzten Jahr hat diese Option nicht mal jeder Zweite genutzt. Zu verdanken ist das allerdings nicht bloß einem gestiegenen Bewusstsein für die Privatsphäre, sondern vor allem den Netzwerken wie schuelerVZ selbst. Sie weisen mittlerweile ausdrücklich auf diese Möglichkeit hin, nachdem sie lange Zeit für ihre Datenschutzpolitik kritisiert worden waren.

Diese Veränderung zeigt: Die meisten Jugendlichen entscheiden sich nicht bewusst für Freigiebigkeit oder Verschlossenheit. Sondern sie haben oft ein verqueres Bild von Freundesplattformen im Netz. Auf den ersten Blick erscheinen diese sehr privat, tatsächlich aber sind sie öffentlich. Zwar listet Google die Informationen nicht auf, aber innerhalb weniger Sekunden kann sich jeder bei schuelerVZ anmelden, ohne jegliche Prüfung der Identität.

Gleichzeitig wächst Facebook immer weiter – und das weltweit größte Netzwerk schert sich weiter wenig um europäische Datenschutzstandards. Weil sich das US-Unternehmen als „beratungsresistent“ erwiesen habe, will der Bundesverband der Verbraucherzentralen nun sogar vor Gericht ziehen. Hauptkritikpunkt ist der sogenannte Freunde-Finder, bei dem Nutzer ihr komplettes Adressbuch an Facebook geben, damit automatisch sämtliche Freunde zu Facebook eingeladen werden. „Dies erfolgt ohne die erforderliche Einwilligung der Eingeladenen“, heißt es von Seite der Verbraucherschützer.

Kein Geld für Datenschutz-Unterricht?

Ob die Klage Erfolg hat, wird sich wohl erst in einigen Monaten zeigen. Bis dahin könnte ein anderes Vorhaben schon erste Ergebnisse vorweisen: Der Bundesverband der Datenschutzbeauftragten möchte im Klassenzimmer für einen bewussten Umgang mit dem Internet werben. Bisher waren die Datenschützer ehrenamtlich an Schulen in Nürnberg, Frankfurt, Remscheid und Bielefeld tätig. Nun soll das Projekt auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet werden. Der Haken: Es fehlt das Geld. Deswegen wird nun kräftig nach privaten Sponsoren gesucht, schließlich werde "auch Wissen vermittelt, das später den Arbeitgebern nutzt". Bleibt nur die Frage: Warum hat der Staat kein Interesse an aufgeklärten Internet-Bürgern? Aber vielleicht ziehen die Bildungsminister irgendwann doch noch nach – und setzen "Computerkunde" endlich auf den Lehrplan.

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