Suche nach: Copy&Paste

Netzgeschichten In Großbritannien gibt es eine neue Suchmaschine, churnalism.com: Sie erkennt in journalistischen Artikeln jene Stellen, die aus PR-Texten übernommen wurden

Faule Journalisten, aufgepasst! In Großbritannien erkennt eine Suchmaschine nun Artikel, die durch Copy and Paste zusammengeschustert worden sind. Denn gerade im Onlinejournalismus, wo für aufwendige Recherchen oft keine Zeit ist, übernimmt der eine oder andere Journalist Pressemitteilungen aus den PR-Abteilungen und verkauft sie als eigene Artikel. Verboten ist das nicht – die Mitteilungen sind zum Abschreiben gedacht –, aber als Leser erwartet man doch etwas anderes.

Bald könnte sich das ändern – wenn die Suchmaschine auf churnalism.com ausgiebig genutzt wird. Dort kann jeder eine PR-Meldung oder Teile davon eingeben, daraufhin werden mehr als drei Millionen Texte britischer Medien auf Ähnlichkeiten untersucht. Alle Artikel, die mit dem eingegebenen Text zu mehr als 20 Prozent übereinstimmen, werden aufgelistet. Im Vergleich lässt sich gar erkennen, welche Passagen von wo nach wo kopiert wurden – oft wird die Reihenfolge im Artikel geändert.

Die ersten Ergebnisse sind erschreckend: Unter ihnen finden sich Artikel aus der Times, dem Guardian oder auch von der BBC. Allerdings kann es bei kurzen Meldungen schnell zu einer 20-prozentigen Übereinstimmung kommen, dafür reicht meist schon ein Zitat. Zudem mag es, das räumen auch die Macher der Webseite ein, Pressemitteilungen geben, die für die Öffentlichkeit so relevant sind, dass es gerechtfertigt ist, sie in weiten Teilen zu verwenden. Aber auch dann seien transparente Quellen besser.

Und in Deutschland?

Bisher laufen erst wenige Pressemitteilungen automatisch in die Suchmaschine ein, etwa vom News Distribu­tion Service der britischen Regierung. Wie viele Journalisten auffliegen, liegt somit vor allem an fleißigen Netz­nutzern. Vielleicht helfen aber auch PR-Profis mit: Wer die eigens verfasste Pressemitteilung in die Suchmaske eingibt, kann sich rasch einen Überblick über seinen Erfolg verschaffen.

In Deutschland ist von einer solchen Suchmaschine noch nichts bekannt. Generell habe man aber Interesse, mit Partnern im Ausland ein ähnliches Projekt aufzubauen, sagt Martin Moore von Media Standard Trust, der gemeinnützigen Organisation, die hinter der Webseite steht. Dann könnte die Suchmaschine aber auch zu Irritationen führen, wie ein Beispiel aus der ver­gangenen Woche zeigt: Die Linken-Politikerin Kristina Vogt hat aus der Meldung ­einer Journalistin von Radio Bremen abgeschrieben. Ihre Pressemitteilung samt geklauter Passage schickte Vogt auch an die Autorin. Bei so viel Dummheit wäre auch die klügste Suchmaschine ratlos.

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