Wettlauf um Geheimnis im Schnee

Film Der Film Gletschergrab (2023) von Óskar Thór Axelsson bietet Spannung, wenngleich einiges darin bekannt vorkommt und manches klischeehaft.

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Die erfolgreiche Bankangestellte Kristin, gespielt von Vivian Ólafsdóttir, erhält einen Anruf ihres freigeistigen Bruders Elías, der mit Freunden unterwegs ist, ein paar Tage sei er draußen, sagt er. Sie sind mit Schneemobilen auf dem größten Gletscher Islands Vatnajökull unterwegs. Dort sollen U.S.-Amerikaner auch angeblich die Folgen des Klimawandels untersuchen. Als die Gruppe um Elías und die Forscher*innen aufeinandertreffen, nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Diese stammt im Original aus der Feder von Arnaldur Indriðason. Der Thriller wurde schließlich von Óskar Thór Axelsson verfilmt. In dem Film kommt durchaus Spannung auf. Kristin erhält einen weiteren Anruf ihres Bruders und hält diesen für einen schlechten Scherz. Doch bald wird sie als letzter Kontakt und auf Grund von Bildern, die Elías ihr vor seinem plötzlichen Verschwinden zusendet, mitten hineingezogen in eine geheime Machenschaften, die mit einem abgestürzten Flugzeug der Nazis aus dem Zweiten Weltkriegs zu tun hat und das, so wird schnell klar, das eigentliche Ziel der amerikanischen Mission auf dem Vatnajökull ist. Die Leichen, die an Bord des Flugeugs sind, geben dem Film den deutschen Titel, im Original heißt er Napóleonsskjölin, laut Google-Übersetzer "Napoleonische Papiere". Napoleon ist ein Codename für Dokumente, die mit einem Vorhaben zu tun haben, das der Absturz des besagten Flugzeugs verhindert hat.

Als sie in das Visier derjenigen geriet, die das Geheimnis um das Flugzeug aus niederen Motiven lüften möchten, wird Kristin schnell klar, die einzige Chance auf Rettung ihres Bruders ist, das Geheimnis selbst zu lüften. So beginnt ein Wettlauf darum.

Auch wenn ihr ein Mord angehängt wird und Kristin nun eine gesuchte Verbrecherin ist, ist sie dabei nicht auf sich allein gestellt. Es hilft ihr ein alter Bekannter, jemand, der ihr mal sehr nahestand und nun Professor für Geschichte ist. Auch andere, die um das abgestürzte Fluzeug wissen, werden ihnen noch behilflich sein. Dabei geriet Steve Rush, so der Name des von Jack Fox gesielten Professors auch schonmal leicht an einen schrulligen Einheimischen, den von Ólafur Darri Ólafsson gemimten Bauern Einar.

Der Film vermag durchaus zu erreichen, dass man mit Kristin und ihren Gefährten mitfiebern kann und es kaum erträgt, dass das einzige Nahrungsmittel, was Kristin in all dem Stress in einer längeren Zeitperiode (sichtbar) zu sich nimmt, ein einziger Hotdog ist. Doch die teilweise etwas überzeichneten Figuren kommen einem schon bekannt vor. Das Verhältnis von Kristin und Steve Rush ist nun auch weniger originell. Und eine mysteriöse Spur, die mit einer Hinterlassenschaft der Nazis zu tun hat... Gab es da nicht schon ähnliche Geschichten? Das Düstere einer Nazi-Hinterlassenschaft kann auch nur so richtig ziehen, wenn der Plot das hergibt, sonst wirkt das etwas abgenutzt. Kristin kann durchaus Sympathie erzeugen, ziemlich zu Beginn des Films wirkt ihr Erstaunen, als sie aus dem Nichts ins Visier geriet etwas gekünzelt. Man mag sich fragen, ob diese Effekthascherei mit Verweis auf dieses Kapitel der Geschichte wirklich immer notwendig ist.

Der Film ist dennoch unterhaltsam, nicht zuletzt wegen der tollen Landschaftsbilder. Es ist zu vermuten, dass das Buch dennoch besser funktioniert, da dabei der Raum für die eigene Fantasie sicher noch größer ist. Für einen gemütlichen Heimkinoabend taugt die Verfilmung, die nunmehr in verschiedenen Formaten, etwa als DVD von Splendid Entertainment auch in Deutschland erhältlich ist, allemal.

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Geschrieben von

Ferdinand Liefert

Dipl.-Theologe (Studium in Greifswald / Marburg / Interreligiöses Studienprogramm in Kyoto ).

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