Die Flucht einer Frau

Literatur Anna Kavans Sci-Fi-Roman „Eis“ erzählt von der Grausamkeit männlicher Liebe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2020
„Eis“ ist ebenso eine Allegorie für die tödliche, immer weiter voranschreitende Bedrohung wie auch eine ganz materielle Erscheinung
„Eis“ ist ebenso eine Allegorie für die tödliche, immer weiter voranschreitende Bedrohung wie auch eine ganz materielle Erscheinung

Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/Getty Images

Die britische Schriftstellerin Anna Kavan war zeit ihres Lebens eine außergewöhnliche, wenngleich auch stets randständige Figur des Literaturbetriebs. 1901 in Cannes geboren, begann sie Ende der 1920er Jahre als Helen Ferguson mit eher mäßigem Erfolg, sozialkritische Romane zu schreiben, die meist von in kleinbürgerlichen Vorortmilieus eingesperrten Frauen erzählten. Gut zehn Jahre später änderte die an Depressionen leidende, jahrelang suizidgefährdete und heroinabhängige Schriftstellerin nach dem Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium ihren Namen in Anna Kavan um. So hieß zum einen die weibliche, gegen gesellschaftliche Zwänge ankämpfende Hauptfigur in einem ihrer Romane, zum anderen sollte der neue Name, der nicht nu