1955: Persilschein für alle

Zeitgeschichte Vor 60 Jahren wird der Staatsvertrag zur „immer währenden Neutralität“ Österreichs geschlossen. Er entlastet das Land auch von seiner NS-Vergangenheit und Kriegsschuld
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2015

Nach 1945 war Österreich ein halbautonomes, von vier Besatzungsmächten kontrolliertes und aufgeteiltes Land, das sich nichts sehnlicher wünschte, als die Besatzung loszuwerden. Die Verhandlungen darüber schleppten sich Jahre hin und zeitigten keine greifbaren Ergebnisse. Zum Schluss ging es allerdings sehr rasch. Ende März 1955 lud der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow nach Moskau. Vor die Alternative Status quo oder Neutralität gestellt, entschieden sich die österreichischen Verhandler Julius Raab (Bundeskanzler, ÖVP), Adolf Schärf (Vizekanzler, SPÖ), Leopold Figl (Außenminister, ÖVP) und Bruno Kreisky (Staatssekretär, SPÖ) für die Neutralität.

Mit der „immer währenden Neutralit