Der Fürst – und also auch der demokratische Fürst – verfügt über drei Erscheinungsweisen. Er steht über uns, er soll uns beschützen, und er kann uns drangsalieren, in wechselnder Zusammensetzung. Der demokratische Fürst – und ein solcher ist der neue Bundeskanzler Olaf Scholz – verkörpert und symbolisiert uns in vielfacher Einheit. Und auch der Fürst ist ein normaler Mensch, über den nicht öffentlich zu sprechen ist, wie man über seinen Nachbarn spricht. Was uns bei alledem zu schaffen macht, das sind die fließenden Übergänge, ebenso wie die Brüche, oder die offenkundigen Widersprüche zwischen dem rituellen, dem symbolischen und dem „authentischen“ Körper des Fürsten.
Vertrauen – neben Gewalt und Gleichgültigkeit die wichtigste Beziehung zwischen Fürst und Volk – lässt sich nur erzielen, wenn die Erscheinungen des Fürsten eine mythische Dreiheit erreichen, wenn also keine der drei Erscheinungsweisen zu sehr in den Vordergrund tritt. So begreifen wir, warum es bei den beiden Spitzenkandidaten Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) nicht zum Fürsten reichte. Ihre Verfehlungen, Pannen und Peinlichkeiten sind dabei eher Symptome als Ursachen. Der große Vorteil der Demokratie liegt darin, dass der Fürst, der die Dreiheit verfehlt, durch einen anderen ersetzt wird, während er sich in anderen Regierungsformen zur Totalität aufschwingen muss, Volk und Regierung von spannungsreicher Dreiheit in gewaltsame Einheit gezwungen werden. Wie man am Zuspruch zur Rechten im Lande sieht, kommt der Impuls zur gewaltsamen Einheit keinesfalls immer von oben.
Kein Kohl ohne Oggersheim
Der neue demokratische Fürst Olaf Scholz tritt, so scheint es, in mehrfacher Hinsicht aus dem Schatten. Aus dem Schatten der Vorgängerin Angela Merkel, die eine politische Ära geprägt hat; aus dem Schatten einer Erzählung, die mit Armin Laschet an der Spitze eine andere Konstellation der allgemeinen Tendenz zur „Veränderungsmüdigkeit“ vorhersah; aus dem Schatten einer Karriere, deren moralische Tiefpunkte (Cum-Ex-Skandal) sich durchaus mit denen seiner Kontrahenten messen ließen. Aber dieser Olaf Scholz erfüllt eben die Voraussetzungen für die große Dreiheit des demokratischen Fürsten, wenn auch im Modus der starken Zurückgenommenheit. Er ist von allem vielleicht ziemlich wenig. Dies aber in vollendeter Verbindung.
Wenn wir versuchen, den demokratischen Fürsten zu verstehen, versuchen wir immer zugleich uns selbst zu verstehen. Die Frage: Wer ist Olaf Scholz?, ist also nicht zu denken ohne die Parallelfrage: Was ist das für eine Gesellschaft, in der wir leben? So wie wir uns an die Kohl-Gesellschaft, die Schröder-Gesellschaft und die Merkel-Gesellschaft erinnern, fragen wir (ein wenig bang, gewiss) nach der kommenden Scholz-Gesellschaft.
Der erste Versuch, den demokratischen Fürsten zu verstehen, führt zu seiner Herkunft. Wie hätte man Helmut Kohl ohne seinen Wohnort Oggersheim in der Pfalz verstehen können? Wer je in Oggersheim war, der kann ihn bezeugen, den Ursprung von Kohl-Deutschland. Gerhard Schröders Hannover oder Angela Merkels Uckermark, sie erzeugen ebenfalls Bilder, verschiedene Schatten von Grau. Und nun also Hamburg-Rahlstedt. Ein Bezirk der Stadt, der die Geschichte des Bürgertums widerspiegelt: Er entstand als Villen-Vorort für wohlhabende Kaufleute und höhere Beamte. Um das alte Zentrum dieses gehobenen Bürgertums wuchsen in den Jahren nach 1945 Siedlungen der Menschen aus den Ostgebieten und von Hamburger*innen, deren Wohnungen in der Stadt zerstört worden waren. Reihenhaussiedlungen und Hochhäuser kamen dazu und bildeten das klassische Modell einer Trabantenstadt. Die nicht nur räumliche Nähe von Groß- und Kleinbürgertum machte eine gewisse Durchlässigkeit möglich, und soziale Auf- und Abstiege wurden mit einer eigentümlichen Diskretion hingenommen.
Die drei Söhne der Familie Scholz machten entsprechende Karrieren, der eine als Arzt und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums, der andere als Geschäftsführer eines IT-Unternehmens und der dritte als Politiker, beginnend mit dem Stamokap-Flügel der Jusos, der es über den Kreis- und Landesvorsitzenden und über diverse Ämter in Partei und Regierung bis zum Bundeskanzler bringen sollte. Scholz war ein treuer Schröderianer und bleibt in den Chroniken als einer von denen, die die Sozialpolitik dieser Regierung ohne Scham als „vernünftig, ausgewogen und deshalb auch zulässig“ bezeichneten. Es fehlt in der Folgezeit nicht an „vernünftigen“ Vorschlägen zu sozialen Abfederungen, was Mindestlohn, Rentenalter oder Klimaschutz anbelangt; kein Bruch mit der Schröder-Agenda, aber ein „ausgewogenes“ Nachbessern.
Scholz repräsentiert insofern die Geschichte der Sozialdemokratie, als er in seinen mittleren Jahren zum Protagonisten dessen wurde, was er als junger Mensch glühend kritisierte; und der nun, als reifer Politiker, mit Behutsamkeit von der grotesken Neoliberalisierung der Sozialdemokratie abrückt. Und auf die trotzig-protzige Attitüde des Aufsteigers folgt die Gelassenheit gesicherter Mitte – nichts von Armani-Angeberei des SPD-Vorgängers, dafür Krawatten so dunkel, dass sie schon ins Schwarz tendieren.
Neben dieser Spiegelfunktion des deutschen Kleinbürgertums ist es wohl die fundamentale Hamburgität, die Scholz zum demokratischen Fürsten auch seines konservativeren Teils prädestiniert. Hier steht man dem Glamour der Macht ebenso skeptisch gegenüber wie einer allzu starken „Volkstümlichkeit“, Romantik oder Fantasie sind verpönt – man erinnere sich nur an das „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ des Hamburgers Helmut Schmidt. Was dagegen geschätzt wird, ist Ruhe, Berechenbarkeit und ein kühler Kopf. Hamburgität ist, so scheint es, ein bewährtes Mittel des Krisenmanagements in der deutschen Nachkriegspolitik.
Zum demokratischen Fürsten gehört es nun, diese Identität anzunehmen. Wegen seiner mechanischen Sprechweise und emotionsarmen Art wurde Olaf Scholz von Journalisten früher gern als „Scholzomat“ bezeichnet, und statt sich dagegen zu verwahren, bezeichnete er diese Zuschreibung als „sehr treffend“. Ähnlich verhielt es sich mit der Bemerkung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der Olaf Scholz ein „schlumpfiges Grinsen“ bescheinigte. Scholz konterte mit dem Hinweis, dass Schlümpfe besonders schlau seien. Diese Akzeptanz der Zuschreibungen ist das performative Außen der wahren fürstlichen Eigenschaften (wie sie aus den inneren Zirkeln seiner Macht kolportiert werden): dass nämlich Scholz jede Kritik an sich abprallen lässt und wenig zugänglich für Ratschläge und Einwände ist. Als Hamburgität getarnt, ist autoritärer Führungsstil offenbar vermittelbar. Nun haben wir also für unseren demokratischen Fürsten eine „Identität“ und ein „Programm“: Was vernünftig und ausgewogen ist, ist auch zulässig, und was vernünftig, ausgewogen und zulässig ist, das ist auch sozialdemokratisch. Und umgekehrt.
Verheißung oder Drohung?
Erst kommenden Historiker*innen wird vermutlich ersichtlich sein, wie sehr Angela Merkel die politische Begrifflichkeit des Landes geprägt hat, vom „Alternativlosen“ über die „marktkonforme Demokratie“ bis zum Satz: „Wir schaffen das.“ Ob sie auch die originale Schöpferin jenes Begriffes ist, für den ich in keiner anderen Sprache ein treffendes Pendant gefunden habe, weiß ich nicht. Immerhin hat sie schon zu Beginn ihrer Amtszeiten verkündet, sie wolle „durchregieren“. War das Verheißung, war es Drohung?
Das „Durchregieren“ wurde zum Sprachspiel und verlangte dementsprechend nach Definitionen: Heißt es konsequent, ohne Rücksicht auf Widerstände und alle Maßnahmen entschlossen durchsetzend regieren? Oder mit Durchsetzungskraft und ohne Rücksicht auf Widerstände regieren ? Oder schließlich regieren, ohne Blockaden vonseiten der Opposition fürchten zu müssen, da in allen legislativen Verfassungsorganen eine eigene Mehrheit besteht? Wer also durchregieren will, der muss, wenn er nicht auf komfortable Mehrheiten setzen kann, entweder autokratisch die Widerstände beseitigen oder aber den Widerständlern Angebote machen, die sie nicht ablehnen können.
„Durch“, das hat eine räumliche, eine zeitliche und eine materielle Bedeutung, man kann ein Territorium durchqueren, einen Zeitraum durchmessen oder einen Teig durchkneten. Aber am Ende jedes „durch“ steht ein fertig, geschafft, vollendet. Ein tätiges Regieren, im Gegensatz zu Helmut Kohls alles ermattendem Aussitzen.
Durchregieren mag daher bedeuten, möglichst viele der politischen Institutionen und gesellschaftlichen Impulse bearbeiten, dies auf möglichst gerader Strecke bewerkstelligen und das Projekt ohne Wendungen und Brüche durchführen. Also in etwa das Gegenteil der rot-grünen Schröder-Regierung, die mit ihren Reformen einen Bruch mit der eigenen Vergangenheit vollführte, einen Bruch mit dem gesellschaftlichen Grundvertrag und einen Bruch mit einer politisch-gesellschaftlichen Moral, dem Projekt von Ausgleich und Gerechtigkeit. Die Sozialdemokratie rettete damals den Kapitalismus, indem sie sich selbst opferte, und bereitete seine nächste Transformation vor. Die Regierung Schröder wurde durch Brüche definiert. Das System Merkel war die Antwort auf das große Scheitern dieses „Reform“-Projektes. Durchregieren war das paradoxe Versprechen des demokratischen Fürsten gegenüber einer sich immer weiter spaltenden Gesellschaft.
Lass die Kinder mal machen
Der autoritäre Charakter las es als „Durchgreifen“, der konservative als „Durchhalten“ und der liberale als „Durchstehen“ (der anti-demokratischen Stürme). Bei der Neubesetzung des Amtes des demokratischen Fürsten ging es ja ganz offenkundig anders als zuvor nicht um eine Korrektur, gar um eine Richtungsänderung, sondern um das „Erbe“. Die neue Regentschaft sollte nach dem Willen der Gesellschaft und ihrer Laut-Sprecher eine angepasste, erneuerte Fortsetzung der alten sein, und damit gehört auch das Konzept des Durchregierens zum Erbe. Olaf Scholz nun setzt nicht mehr auf den einen verlässlichen Partner (der er einst selber war), sondern auf die wechselseitige Neutralisierung von zweien, die irgendwie noch als „jugendlich“ zu vermitteln sind. Die neoliberalen und die ökologischen Kleinbürger, die sich im haltlosen Versprechen des Grünen-Vizekanzlers Robert Habeck finden, beides zugleich zu genießen: Wohlstand und Klimaschutz. Oder anders gesagt: „Die Rettung des Klimas verlangt keinen Verzicht, sondern Modernisierung“.
Nehmen wir das Söder-Bild auf und betrachten Olaf Scholz als Papa Schlumpf, so gehört es zum Projekt des Durchregierens, dass Papa die „Kinder“ erst mal machen lässt. Bei den Koalitionsverhandlungen schien es nie um die Macht von Papa Schlumpf zu gehen, sondern vor allem um die leicht obszöne Annäherung von FDP und Grünen. Schon ließ man sich täuschen und glaubte gar, die streitsüchtig verliebten kleinen Schlümpfe würden die eigentliche Macht unter sich ausmachen. Welch ein Irrtum! Vielleicht erinnern wir uns daran, wie der Hof einst entstanden ist, nämlich als Methode des Fürsten, seine Vasallen gefügig zu machen. Die Gütigkeit des Fürsten steht in einem dialektischen Verhältnis zur Intrige und Korruption bei Hofe. Für das System Merkel bedeutete dies: die allseits beliebte und verlässliche Fürstin, die über einem Hof thronte, dessen Mitglieder sich gegenseitig an Inkompetenz, Verschlagenheit und Eigennutz überboten.
Das unterscheidet Olaf Scholz von einem ähnlich uncharismatischen und langweiligen Regierenden wie US-Präsident Joe Biden: dass er zugleich die Beruhigung und die Einhegung der Unruhestifter innerhalb des Systems bietet. So kommt das Durchregieren mit der Alternativlosigkeit zusammen wie das strategische Verschwinden mit der realen Macht des demokratischen Fürsten. All das zusammengenommen ergibt das Bild des demokratischen Fürsten, der die Mechaniken der Demokratie auszuhebeln imstande ist und der ein absolutes Machtsystem entwickelt, das seine Legitimierung aus hamburgischer Vernünftigkeit und aus der Fähigkeit des Fürsten zieht, immer wieder in seiner Dreiheit zu verschwinden. Er lässt die Brüchlein um sich geschehen, um seinem Volk das Begehrte zu schenken, die Bruchlosigkeit. Gegen dieses System, wir ahnen es, wird kein Kraut der Kritik gewachsen sein.
Kommentare 50
Uff . Welch ein grauenerweckendes Geschwafel!
"Was ist das für eine Gesellschaft, in der wir leben?"
"Der Fürst ..... uns drangsalieren"......
https://www.freitag.de/autoren/martin-franz/vater-staat
Georg Seeßlen ist ein begnadeter Bilder-Entschlüsseler und -deuter, aber nur, wenn er in der Sache fleißig recherchiert hat. Das ist hier nicht der Fall, ausschließlich abgestandenes Meinungswissen. Am Scholz ist schwer was zu deuten, da er ein ganzes Leben auf öffentlicher politischer Bühne zugebracht hat. Für ein Interview hat es nicht gereicht, für Gespräche in der Umgebung auch nicht. Und selbst der Juso-Vergangenheit in Hamburg hat Seeßlen nicht nachgespürt. Schade.
Die Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Die Hässlichkeit auch.
Bewertungen haben häufig auch etwas mit Erwartungen zu tun. Ich kenne Georg Seeßlen als begnadeten Menschen der Sprache, ein Rastelli des Wortes - wie auch Andere.
Was für den Einen "Geschwafel" ist, ist für den Anderen hohe Sprachkunst. Anhänger von Erklärbären werden hier eine Menge zu kritisieren, bemängeln, jammern oder zu wehklagen haben.
Das Kognitive wird entsetzlich überbewertet. Nie wussten so viele Menschen so vieles. Doch:
"Knowledge is a deadly friend, if no one sets the rules.
The fade of all mankind I see is in the hand of fools"Ein angemessenen Ausdruck dieses Wissens vermisse ich in der Welt. Wir leben in Zeiten voller Unruhe, die polarisieren, die Grenzen verletzen. Fremde und eigene.
Vielleicht wäre ein komplettes Profil von 'Oil of Olaf' eine Mischung aus Seeßlens Tastatur plus Fakten, Fakten, Fakten.
Je nach Leser - und Kommentarschreiber wird das Eine mehr Gehör - und vor allem: Gefühl - finden als das Andere.
Ich habe den Text gerne gelesen. Und werde es jetzt ein zweites und/ oder drittes Mal tun. (Filme, die mich früher im Kino fasziniert haben, habe ich gerne mehrmals gesehen. Wenn es sein musste: zweimal direkt hintereinander. Etwa Jacques Tatis "Traffic".
Auf die Verrückheiten. Normalität ist ein Auslaufmodell. Jedenfalls das, was im öffentlichen Raum darunter verstanden wird.
Scheiss-Technik. So nicht!
Mein Zitat geht weiter:
"Knowledge is a deadly friend, if no one sets the rules.
The fate of all mankind I see is in the hands of fools."
sang Greg Lake (in seiner Zeit mit King Crimson) etwa 1970:
Olaf Scholz ist nur einer von ganz vielen - und hat gerade erst richtig (als alleiniger Oberdruide) angefangen.
meine Rede. Im übrigen Scholz wäre nicht Kanzler wäre er nicht genauso wie Merkel u Co. Mit den Finanz"eliten" mauscheln, links blinken rechts abbiegen (Bürgergeld= H4, Renten runter, keine Bürgerversicherung). Übel aufstösst, wie seine Frau, Britta Ernst von einem hochdotierten Posten zum nächsten gehieft wird. min 50.000 € mtl. netto hat das Ehepaar Scholz/Ernst. Muss man alles raffen? Anscheinend ja, Die BRD das Schlaraffia für Raffkes.
Bartleby, tschuldigung- der gütige Fürscht. Man lebt wohl noch zu Zeiten des Hofmanns (Castiglione). Ich brauch weder Fürsten, noch Güte, sondern einfach Demokratie und Rechtsstaat, wozu der Sozialstaat gehört. Und damit meine ich nicht das verschnittene Zeugs das uns serviert wird.
Vom Stamo-Kap-Jüngling über Schröders Dackel mit bellizistischen Anwandlungen bis hin zum Busenfreund der Marktradikalen ist es ein weiter Weg.
Der Scholzomat hat ihn erfolgreich absolviert.
Nicht, ohne die eine oder andere Baustelle zu hinterlassen, die in einem Rechtsstaat zur Verfolgung geführt hätte.
Also vom Paulus zum Saulus.
Insofern auch hier eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Vita seiner opportunistischen Vorgängerin.
Ihr Vergleich hat Schieflage:
Merkels 16 Jahre Kanzlerschaft steht kein passendes Äquivalent von Scholz gegenüber. Die von Ihnen gesehene "verblüffende Ähnlichkeit" mit Merkel hinkt und hat Plattfüße.
An Ihrer Sprache sollt Ihr sie erkennen. Folge 08/15.
Verstehe ich. Teile ich.
Aber: was hat das mit mir und meinem Geschreibsel zu tun?
Vielleicht kann Ihnen Georg Seeßlen passend antworten. Ich mag dies n i c h t stellvertretend tun, nur weil ich seine Sprachkunst schätze.
An Scholz schätze ich bislang nicht so viel. Aber BEI MIR hat er die üblichen 100 Tage Karenzzeit. Da führt bislang kein Weg dran vorbei.
Beineke dürfte stolz auf Sie sein.
Schöner Text, eben keine Reportage, was mancher hier so anmäkelt.
Man muss allerdings was mit Machiavelli und Kantorovicz anzufangen wissen, um mit der Metaphorik mithalten zu können.
"Merkels 16 Jahre Kanzlerschaft steht kein passendes Äquivalent von Scholz gegenüber"
Lesen und Verstehen, sind zweierlei. Versuchen Sie es doch noch mal.
Ansonsten:
Von einem Äquivalent war und konnte nicht die Rede sein, denn Merkel liegt hinter und Scholz vor uns.
Opportunismus und davon war die Rede, beherrschen aber beide und daran besteht die Ähnlichkeit.
Ich erkläre es gerne, fragen Sie einfach.
Besser ist es immer, andere nicht für dümmer zu halten, als man selber ist.
Ich bedanke mich für diese neue - und doch altbekannte - Lektion in Sachen Argumentations- und Lebens-schwarz-heiten.
Dass ich Sie für dumm gehalten hätte, wäre mir fremd. Ich halte Sie überhaupt nicht. Dann würde ich ja dafür sorgen, dass Sie blieben ...
Leberwurst ist Ihre Lieblingswurst?
Wieso muss man denn m i t halten?
Manchmal reicht einfach die Freude am Geschriebenen.
Naja, wenn Sie sich gerne als Schwätzer betätigen wollen - nur zu.
Haben Sie Ihre Tage?
www.gesundheitsinformation.de/praemenstruelles-syndrom-pms.html
es hat mit dem geschreibsel von seeßlen zu tun über das sie schreiben.
wir leben aber nicht mehr im 16.jh, wo der gute fürst als lösung aller probleme erachtet wird. man beachte bei machiavelli auch der zustand des politischen italiens, sich streitende kleinstaaten. da träumte man vom großen man, der über allem schwebt und einen kann.
interessant auch das die medien zum finanzscholzen, der eben nicht unbescholten, schwiegen hach das großkapital hat eben überall seine schmutzigen pfoten drinne.
"...die Gelassenheit gesicherter Mitte..." Schön formuliert. Tatsächlich: das ist die SPD! Und die Vorstellung deren engagierter Mitglieder von einer (persönlichen) Zukunft mit ausreichend Kohle, um sich keine Sorgen mehr machen zu müssen. Dazu noch nach Möglichkeit und Chuzpe eine herausragende gesellschaftliche Stellung, die die Gelassenheit absichert. Allerdings gilt das für fast alle Parteipolitiker - nur vertritt die Sozialdemokratie eigentlich ein anderes Weltbild. Aber auch das gehört in die Gelassenheit gesicherter Mitte...
..."Zukunft mit ausreichend Kohle, um sich keine Sorgen mehr machen zu müssen."
.....auf dem "Sinkenden Schiff"!
.....gehen die nackt-ausgemergelten zuerst....
....und die pelzgekleidet-goldbehangenen folgen....
Eben. Wer sich an Politästhetizismus ergözen will, soll das tun. Dass man ohne Wir-wissen-schon-Hegelei schreiben und dabei exzellente Texte abliefern kann, hat heute Gärtner hier demonstriert, ein anderes Thema, gleichwohl sehr lesenswert:
https://www.jungewelt.de/artikel/416294.literatur-solange-die-sprache-lebt.html
Okay.
Wenn das ein Quiz werden soll: was wäre für mich der Gewinn?
Ich setze mal voraus, dass auch Seeßlen weiß, dass wir nicht im 16. Jh leben.
Was könnte er uns also hier sagen wollen?
Geht es vielleicht gar nicht um Inhalte, sondern nur um die Person Scholz? Soll der "Politästhetizismus" nur davon ablenken? Papa Schlumpf wäre kein Synoym für Größe - welcher Art auch immer.
Nähern wir uns den Widersprüchen des Textes?
ich konnte mit dem text nix anfangen, weder auf der ebene der ästhethik noch zur scholzperson. auch deswegen weil die scholzgeschichte dabei völlig unterging. vielleicht war es als satire gedacht? sie haben laune, quiz, gewinn... ich muss mich jetzt hinlegen und scholz scholz sein lassen. er wird sowieso den scholzen geben, alles wie bestellt. das ist alles so traurig....
Zitat: "Mit Olaf Scholz zieht ein neuer Stil in die Politik ein."
Was nützt ein "neuer Stil", wenn die politische/n Agenda/Ziele und die politischen Inhalte die alten von Kohl, Schröder und "Mutti" Merkel bleiben?
Was ändert ein "neuer Stil", wenn sich an der neoliberal-konservativen Politik nichts ändert?
Was bringt ein "neuer Stil", wenn auch weiterhin von unten nach oben umverteilt wird?
Was ändert ein "neuer Stil" daran, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird?
Was ändert ein "neuer Stil" daran, dass es Nullrunden für Rentner gibt, aber die Hyperreichen immer reicher werden?
Was nützt ein "neuer Stil", wenn auch weiterhin Krankenhäuser, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Straßen usw. privatisiert und an die Spekulanten und Börsenzocker verscherbelt werden, denen es nur auf die Rendite ankommt?
Wenn ich den Namen Olaf Scholz höre, dann fallen mir Begriffe wie Ignoranz, Arroganz, Dekadenz, Heuchelei, Doppelmoral, Scheinheiligkeit und Opportunismus ein.
Und was sagen Caren Misoga, Marietta Slomka und Maybritt Illner dazu? Was sagen Hyperreiche wie Susanne Klatten und Jeff (Amazon) Bezos dazu?
Sie klatschen Beifall, kaufen Aktien, fördern prekäre Beschätftigung. optimieren Steuerzahlungen, überlegen, wie man an mehr Geld vom Steuerzahler und der Gebührenzahlerin kommt...
Ich habs der Text ist Satire. Er hält uns den Spiegel vor, wir die wir immer wählen und auf den Heilsbringer oder bringerin warten, erwarten, dass die Politik was richtet. Das ist eben niemals der Fall. Wir müssen es selbst versuchen, jede wie sie kann.
Ich habs der Text ist Satire. Er hält uns den Spiegel vor, wir die wir immer wählen und auf den Heilsbringer oder bringerin warten, erwarten, dass die Politik was richtet. Das ist eben niemals der Fall. Wir müssen es selbst versuchen, jede wie sie kann.
Ich weiß, mein Beileid und gute Besserung.
Sie sollten sich dennoch nicht zum Hans(Leber)wurst machen.
Ich teile die Zustimmung von Georg Seeßlen zu Herrn Scholz nicht. Ich teile nicht einmal seine Meinung, dass Herr Scholz geeignet ist, insofern man eben bei Tempo 200 keinen Einäugigen ans Steuer setzen sollte. Allerdings geben ich Georg Seeßlen recht, dass es nicht besser ist, als eine Blinde oder einen Blinden.
Der Text ist gut und amüsant, die Analyse dahinter halte ich für weitgehend falsch.
Richtig daran ist, dass Scholz für Kritik schwer zu fassen sein wird, allerdings auch nicht schwerer als Merkel.
Falsch ist, dass dieses Land in seinem Zustand und in seiner gegenwärtigen Umgebung mit Vorteil im Stile Merkels weiterregiert werden kann.
>> Allerdings geben ich Georg Seeßlen recht, dass es nicht besser ist, als eine Blinde oder einen Blinden. <<
Soll heissen: "Allerdings gebe ich Georg Seeßlen recht, dass es besser ist, als eine Blinde oder einen Blinden."
Aber gell, es hat Ihre Aufmerksamkeit für den Kommentar erhöht?
>>Aber gell, es hat Ihre Aufmerksamkeit für den Kommentar erhöht?<<
Ja, das funktioniert. Ich hab den Satz zwei mal gelesen.
Zu den jetzt regierenden Koalitionsparteien ist vorerst alles gesagt, meine ich. Es werden sicher wieder Einige bereuen sie gewählt zu haben. Aber ist ja auch schon ein gewohntes Ritual.
JA, diese Methode funktionieren - bei dem Einen oder der Anderen.
Chapöchen!
Sie haben natürlich sofort bemerkt:
diese Methode funktioniert.
Nachahmung inbegriffen.
Irgendein Kabarretist hat allerdings bereits festgestellt, dass man der Ampel keinen Bruch von Wahlversprechen wird vorwerfen können. Im Bundestagswahlkampf 2021 ist praktisch nichts versprochen worden.
Damit hat er recht. Die Hoffnungen vor Wahl & Regierungsbildung gründen mehr auf Interpretation von bewusst schwammig Formuliertem als auf konkreten Zusagen.
Und man wird es wieder tun. Wählen und bereuen. Man sollte eben auf den guten Fürsten nicht hoffen. Besser wäre, man würde selber, im Rahmen des individuell Möglichen, entsprechende Handlungsräume suchen.
ja.
ja, große thesen erübrigen nicht die gedankliche arbeit,
die genaue beobachtung des verdeckt-vor-findlichen.
- also: der damalig-bedeutsame fürst(zu machiavellis zeiten: il principe)
als beweger, macht-konzentrator, aktor sui generis, ent-mächtiger aller anderen,
ist für uns demokratisch-zivilisierte: vergangenheit.
- den popanz zu reanimieren ist allenfalls das bemühen der yellow press.
- einen solchen popanz ins scheinwerferlicht zu stellen, macht vor allem eines:
es legt schatten oder zwielicht auf die stützenden oder gewähren-lassenden.
das im schatten belassene publikum darf sich als gut oder schlecht-unterhalten
empfinden, aber vor allem als eine ohn-macht-zelebrierende opfer-gemeinschaft.
- heutige throne sind vor allem begleitet von sägenden geräuschen.
..... dmokratischer Fürst .... streichen wir das demokratisch, dann wird es diesem Autokraten eher gerecht. Nicht vergessen: der Brechmitteleinsatz, die bewusste Eskalatioin durch ihn und Grote beim G20, seine verstrickung in Kapitalverbrechen (Warburg, Wirecard und was sonst noch rauskommt)
das scholz geflecht, mit einer parteisoldatin aus dem dunstkreirs britta ernst, klara geywitz, bewirbt er sich für den parteivorsitz. nun bekommt sie ein ministeramt und blökt gleich gegen enteignung. ein konzept gegen die exorbitanten mieten hat sich nicht (dagegen nützt nämlich der neubau nur sehr eingegrenzt, gesetzt den fall die neubau mieten sind niedrig, was bis jetzt nicht der fall ist, kommt es zur ghettoisierung).
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-12/wohnungskonzerne-klara-geywitz-bundesbauministerin-enteignungen-ablehnung
"Aber gell, es hat Ihre Aufmerksamkeit für den Kommentar erhöht?"
Zugegeben, so war es - so fällt man also einen Waschlappen mit rein.
Korrektur:
Zugegeben, so war es - so fällt man also auf einen medialen Waschlappen mit rein.
Sorry, richtig lautet der Satz:
Zugegeben, so war es - so fällt man also auf einen mit allen medialen Wassern gewaschenen Kommentatoren herein...
Der Trick stammt aus der Kunst - und ich habe bemerkt, dass er bei mir selbst sehr gut wirkt. Wenn es genial gemacht ist, sogar über Jahrzehnte.
Es ist aber eigentlich nur in der Kunst legitim, in einer Argumentation ist es ein Taschenspielertrick.
Geht mir auch so. Der Post bezog sich auf die ersten beiden Kommentatoren.
Ja.
Soweit es bei der Kunst allerdings um Musik geht, hat sich angesichts der Produktionsbedingungen eine permanente Schlaufenbildung eingebürgert; dort ist, drastisch gesprochen, die Kunst der (subtil abgewandelten) Wiederholung ersetzt worden durch das Tastaturkommando Strg+D. Dann wird die nächste Audio/MIDI-Spur aufgemacht...
Ich gebe zurück zum Thema. Vielleicht gehört es auch hierhin: Die ewig gleiche Politik halt...
Mehrmals habe ich den Artikel gelesen im Zug und habe gelacht, verstanden und bin sehr angetan, wie die Person Kanzler Scholz beschrieben worden ist ebend auch mit Hilfe der Psychologie. Mir hat der Artikel sehr gefallen.