Ein Hauch von Karikatur

Im Kino "A History of Violence" von David Cronenberg zeigt die zwiespältige Faszination der Gewalt
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Als David Cronenbergs Film im letzten Mai in Cannes lief, deuteten vor allem französische Kritiker seinen Titel als ein Gleichnis für den Nationalcharakter der USA. Sie unterstellten ihm einen fremden, unverstellten Blick, der die amerikanische Geschichte als Wirkungsfeld des Mythos der sanktionierten, gar regenerierenden Gewalt entlarvt. Tatsächlich greift der Kanadier, der Zeit seiner Karriere keine einzige Einstellung auf US-Territorium gedreht hat, vertraute Topoi (den Einbruch der Gewalt in eine pastorale Idylle, die legitime Verteidigung der Familie) und Schauplätze (Kleinstadt, Motel, Diner) der Americana auf; die Ausgangssituation seines Thrillers erinnert an klassische Films noir wie Jacques Tourneurs Out of the Past und die erste Adaption der Hemingway-Kurzges