Berliner Bagatellen

Mitgehört In Café, Bus oder Bahn: Das Leben hat eben die besten Dialoge zu bieten. Immer montags gibt es im Alltag die Ausbeute der vergangenen Woche. Heute: Realitäten checken

Szene 1

Ort: in einer Bäckerei
Anwesend: Kundin, Kunde, zwei Verkäuferinnen

Mitgehört

Eine Frau bestellt Kaffee und Brötchen.
Ein Mann kommt dazu. Er blickt die Frau von der Seite an und sagt zu ihr: "Sie haben da Quark im Haar."
Die Frau wirft einen schnellen Seitenblick in den Spiegel hinter der Theke und sieht nichts. Sie schüttelt irritiert den Kopf, wendet sich ab.
Der Mann nochmals: "So richtig viel."
Sie schaut ihn fragend an.
Der Mann, nun verlegen: "Oder Butter?"
Die beiden Verkäuferinnen lächeln höflich.
Die Frau, misstrauisch grinsend: "Ha ha."
Der Mann: "Wirklich, da hinten. Es ist wirklich viel."
Die Frau lang sich hinten ins Haar und verzieht das Gesicht. Sie stottert: "Ah, uh, das äh …"
Die Verkäuferinnen helfen mit Servietten aus.
Die Frau mit rotem Kopf: " … war mein Kind!"

Szene 2

Ort: Willkommens-Apéro unter Fremden in Berlin
Anwesend: Akademiker, die soeben in der Stadt angekommen sind

Mitgehört

Wildes Sprachendurcheinander. In einer Ecke unterhalten sich ein paar auf Englisch.
Mann A, enthusiastisch: "Oh, I just know a few words in German. Like Dankeschön."
Mann B, interessiert: "You know, I'm wondering how you say sorry, if somebody rushes into you on the street?"
Frau A: "… what happens quite often!"
Mann A: "E-n-shul-dii-gung, or something."
Mann B: "Yeah, but E-n-shul-dii-gung or e-n-shul-dii-en-Si-bidde?
Alle drei blicken sich ratlos an.
Mann C, ein deutschsprechender Ausländer, schaltet sich ein: "Well, I guess the Berliners don't say Sorry anyway for that kind of bagatelle."

Die Protokolle der besten, real existierenden Dialoge finden Sie immer montags im Alltag. Zuletzt: Medien und Mamas

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