Lürssen Werft:Kriegsschiffe für das Sultanat Brunei Darussalam

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Als ich kürzlich am lauschigen Weserstrand träumte, näherte sich plötzlich ein graues Schiff, das ich, in Ermangelung spannender Motive, spontan auf auf dem chip meiner Kamera speicherte. Die Namensgebung, 08 Darulaman, weckte meine Neugierde. Eine kurze Webrecherche ergab, dass mir die neuste Wertarbeit der Bremer Lürssen Werft bei der Rückkehr von einer Testfahrt vor die Linse geschippert war.

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Lürssen geriet unlängst in die Schlagzeilen, nachdem sich Kanzlerin Merkel im ehemaligen sozialistischen Bruderstaat Angola für einen Deal mit "Grenzsicherungsbooten" stark gemacht hatte, was sie unter anderem damit legitimierte, dass in Angola 2008 schließlich freie und demokratische Wahlen abgehalten wurden. Der Auftraggeber der Darulaman und der bereits gelieferten Patrouillenboote (Offshore Patrol Vessel), Darussalan und Darulehsan, sowie der vier Korvetten der Itjihad-Klasse, ist das Sultanat Brunei. Es liegt auf der Insel Borneo im Südchinesischen Meer und grenzt an Malaysia. Wahlen sind im Herrschaftsbereich des absoluten Monarchen Hassan al-Bolkiah weder frei noch demokratisch, sondern nicht vorgesehen. Der Sultan ist einer der reichsten Männer der Welt, sammelt tausende Luxusautos, steht auf Luxusyachten und goldene Wasserhähne. Seiner königlichen Sippe wurde mehrfach vorgeworfen Frauen zur Prostitution gezwungen zu habe. Brunei gilt laut des US-Außenministeriums gemeinhin als Ziel und Transitland von Zwangsarbeitern und Zwangsprostituierten:

"Brunei is a destination, and to a lesser extent, a source and transit country for men and women who are subjected to forced labor and forced prostitution. Men and women from Indonesia, Malaysia, the Philippines, Pakistan, India, Bangladesh, China, and Thailand migrate to Brunei for domestic work or other low-skilled employment, but sometimes face conditions of involuntary servitude afterarrival. There are over 87,500 migrant workers in Brunei, some of whom face debt bondage, nonpayment of wages, passport confiscation, confinement to the home, and contract-switching – conditions widely recognized as key indicators of human trafficking.(...)The government failed to make concrete progress in antitrafficking law enforcement efforts during the past year.(...)Brunei’s efforts to identify and protect trafficking victims during the reporting period remained inadequate."

Generell sieht die Menschenrechtslage im Öl-und Gasreichen Brunei laut UNHCR nicht rosig aus:

"The following human rights problems were reported: inability of citizens to change their government; arbitrary detention; limits on freedom of speech, press, assembly, and association; restrictions on religious freedom; discrimination against women; restricted labor rights; and exploitation of foreign workers."

Die Bundesregierung genehmigte im Jahr 2009 Rüstungsexporte (Patrouillenboote und Teile für Patrouillenboote) im Wert von 433.919.897 Euro nach Brunei. Das Verteidigungsministerium von Brunei äußerte sich zum Kauf der Kriegsschiffe:

"The construction of these ships manifested the commitment of the government of His Majesty The Sultan and Yang Di-Pertuan Of Negara Brunei Darussalam in further enhancing the Royal Brunei Armed Forces capability, in particular the Royal Brunei Navy, to defend the nation’s sovereignty and territorial integrity as stated in the Defence White Paper 2004 and the update 2007."

German Foreign Policy spekuliert darüber hinaus über strategische Allianzen mit den USA, die eine enge Militärkooperation mit den Streitkräften von Brunei unterhält:

"Deutsche Außenpolitik-Experten rechnen mit massiver Aufrüstung in Ostasien und schließen militärische Aggressionen der USA gegenüber China nicht aus. Die Vereinigten Staaten verstärkten ihre "Militärpräsenz in der Region" und seien gemeinsam mit ihren Verbündeten dabei, einen "präventiven Feuerring" um die Volksrepublik zu legen, hieß es kürzlich auf einer Tagung an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin.(...) Selbst das kleine südostasiatische Sultanat Brunei Darussalam schaffte es auf dieser Rangliste im Jahr 2009 auf Platz vier: Es kaufte für fast eine halbe Milliarde Euro deutsche Patrouillenboote. Brunei Darussalam liegt mit China im Streit um den Besitz einer Inselgruppe (Spratly-Inseln) im Südchinesischen Meer."

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Quelle: derStandard:Gefährliche Manöver im Stillen Ozean

Der Luxusyachten- und Kriegsschiffproduzent Lürssen schweigt sich auf seiner Website dezent aus über den laut Jane's Defense & Security Intelligence & Analysis reichlich geheim gehaltenen Deal mit Brunei. Auch die Frage, wen Lürssen nun als Käufer, für die von Brunei abgelehnten 3 Korvetten des Mitbewerbers BAE Systems auserkoren hat, ist ungeklärt. Dafür haben kreative Köpfe für Lürssens Internet Präsenz eine dufte Flash-Version des Spieleklassikers "Schiffe versenken" programmiert.Leinen los!

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Gold Star For Robot Boy

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