Anfang der Siebziger landete ich im Oktober nach einem anstrengenden Flug mit einem randalierenden Lehrer namens Wuttke, der sich zur Beruhigung hatte vollaufen lassen, weil er der Aeroflot nicht traute und Angst vor Entführung durch den KGB hatte, in Leningrad. Dort selbst verteilte er auf seinen Besichtigungsgängen Filzstifte, Kaugummis, leere Coladosen und Perlonstrümpfe, um sich die Sympathie der ihm über den Weg laufenden Bevölkerung zu erschleichen, weil ihm diese Handlungsweise von einer weitgereisten Kollegin empfohlen worden war, was mich stark an die koloniale Gewohnheit erinnerte, Gold gegen blaue Glasperlen einzutauschen. Schließlich mussten wir Wuttke am Moskauer Flughafen zurücklassen, weil es alle weiblichen Mitreisenden abgelehnt hatten, sich von ihm einen Zobel umhängen zu lassen, so dass er ihn sich in seiner maroden Verzweiflung selbst überzog, darunter eine wahrscheinlich gefälschte Ikone verbergend, die er eben jener Kollegin als Dank für ihre weisen Ratschläge mitzubringen hatte. Der ihn zur Seite nehmende Zöllner klopfte ihm freundlich auf die Zobelschulter, brach beim Anblick der Ikone in schreckliches Gelächter aus und nahm ihn mit.
Der Wuttke, dachten wir übrigen, war über diese Art von Verlängerung seiner Herbstferien sicher nicht glücklich, zumal er alle schwarzen Bestechungsrubel in den Zobel für seine Schulleiterin investiert hatte, damit sie ihn in Ruhe ließe.
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