Auf Malta, der Insel der ehemals schmackhaften Frühkartöffelchen, traf ich den sich erholenden Schweizer Staatsbürger Ruben Nußbaum, der jenseits des Röstigrabens in Genf lebt. Es stellte sich heraus, dass er seine Kindheit in der Stadt meiner christlichen Großeltern verbracht hatte, die, wie ich erst gegen Ende viel später auf Nachfrage erfuhr, zumindest in einem Fall zu den Aufbewahrern jüdischen mobilen Besitzes gehört hatten, weil sie sich zu den Vertrauenspersonen eines Rabbi zählen konnten. Oft hatte ich meine Mahlzeiten mit dem rätselhaften Besteck bewältigt, das ein graviertes »N« aufwies, obwohl wir alle nicht »N« hießen. Immerhin hatte es erfolglose Nachkriegsforschungen zum Verbleib der Nußbaums gegeben, ja, es wurden sogar einige Nußbaums gefunden, die sich aber nicht zu dem Besteck bekennen wollten, so dass es schließlich in meinem elterlichen Haushalt gelandet war. Der Nußbaum auf Malta gefiel mir in seiner Kühle derart, dass ich ihn zu einem vorschriftsmäßig koscher bereiteten Mahl in meine deutsche Wohnung lud, wo ich zum letzten Mal das »N«-Besteck in die Hand nahm, um es ihm anschließend mitzugeben, was er, Gott sei Dank, nicht ablehnte, obwohl er Zweifel hatte, rechtmäßiger Erbe zu sein. Allerdings hatte ich das Gefühl, er wollte nicht länger als nötig in Deutschland bleiben.
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