Hamburg: Wagenplatz „Zomia“ gibt nach

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Am Ende war der Druck wohl einfach zu groß: Die Wagengruppe „Zomia“ hat sich am Freitag entschieden, auf ein Angebot des Bezirks Altona einzugehen und bis Ende der Woche auf eine Übergangsfläche am Holstenkamp zu ziehen. Im Gegenzug hat der Bezirk Altona sich nach Angaben einer Sprecherin verpflichtet, bis Mitte Januar eine dauerhafte Fläche für die Gruppe zur Verfügung zu stellen. „Altona hat als besonders liberaler Stadtteil schon immer Menschen aufgenommen und ein offenes Tor gehabt“, sagte sie. „Außerdem haben wir ja viel Erfahrung mit Wagenplätzen.“

Der Umzug nach Altona ist der vorerst letzte Akt in einem langen Machtkampf: Seit einem Jahr bewohnt die Gruppe Zomia eine leerstehende Industriebrache in Wilhelmburg, die zum Bezirk Mitte gehört. Der dortige Amtsleiter Markus Schreiber (SPD) hatte von Anfang an klargemacht, die Gruppe in seinem Bezirk nicht dulden zu wollen. Nach einem langen Rechtstreit und einigen Demonstrationen war der Umzug ins von SPD und Grünen regierte Altona das letzte Mittel, um eine schon lange angedrohte Räumung abzuwenden – zumal der SPD-Senat keinerlei Anstalten machte, Schreiber von seinem Plan einer Räumung abzubringen.

Simon Holzapfel von der Gruppe Zomia zeigt sich enttäuscht, dass es in der gesamten Auseinandersetzung so wenig um die Bedürfnisse der Wagenbewohner gegangen sei. Die politische Linie aus Altona – entweder den Platz am Holstenkamp oder gar nichts – habe er als reine Machtdemonstration empfunden. „Für mich ist weiterhin unverständlich, warum wir eine perfekt für uns geeignete Fläche räumen müssen“, sagte Holzapfel. „Die Gründe liegen nicht in der Sache, sondern darin, dass die Fläche zufällig im Bezirk von Markus Schreiber liegt, der ein persönliches Problem mit Wagenplätzen hat.“ Auch wenn die Fläche am Holstenkamp füür Zomia zu klein sei und wieder nur eine Übergangslösung darstelle, sei es aber ein politischer Erfolg, dass es nun einen neuen legalen Wagenplatz in Hamburg geben werde. „Das hätte sich vor einem Jahr kaum jemand träumen lassen“, so Holzapfel. Der Bezirk Altona müsse sich jetzt daran messen lassen, ob er sich an die gemachten Zusagen halte und eine dauerhafte Fläche in enger Absprache mit der Wagengruppe suche.

Mit dem Umzug ist vorerst ein politischer Konflikt in Hamburg entschärft, der in den letzten Wochen für einige Aufregung gesorgt hatte. Bis eine dauerhafte Fläche für Zomia gefunden worden ist, dürfte das Thema „Wagenplätze“ allerdings auf der Agenda bleiben.

Weitere Berichte zum aktuellen Stand finden sich bei der taz, der Welt und dem Abendblatt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Hanning Voigts

journalist – „das unglück muss überall zurückgeschlagen werden“

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden