Die raue Welt von König UBU in der "Anderen Welt Bühne"

Schauspiel Das 1896 uraufgeführte Stück König UBU - UBU Roy - von Alfred Jarray, zählt zu den surrealistischen Stücken und wurde ebenso von den Dadaisten schon vor gut hundert Jahren gefeiert.

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Das 1896 uraufgeführte Stück König UBU - UBU Roy - von Alfred Jarray, zählt zu den surrealistischen Stücken und wurde ebenso von den Dadaisten schon vor gut hundert Jahren gefeiert. Bei seiner Uraufführung war die Pariser Welt noch nicht bereit, sich das Fluchen und die vielen drastisch vulgären Ausdrücke, derer sich die Hauptpersonen bedienten, anzuhören. Auch die Neubildung von Wörtern und Verwendung dieser als neue Redewendungen war damals nicht recht willkommen. Nun gibt es das bekannte, in viele Sprachen übersetzte und wahrlich nicht samtige, aber sehr grotesk anmutende Theaterstück in der "Anderen Welt Bühne" in Berlin Strausberg zu sehen.

Die Schauspielerin und Autorin Ines Burdow hat die Inszenierung frei aktualisiert und spielt sie gemeinsam mit den Schauspielern Thomas Hupfer, Julian Moritz und Milena Schedle. Das Stück war in seiner aller ersten Fassung dem Physiklehrer (Monsieur Hébert) von Alfred Jarry gewidmet. Nachdem es in Paris auf die Bühne kam, als Roy UBU, folgte ein drittes Werk: UBU in Ketten. Ines Burdow verarbeitete die Trilogie für das Stück, welches im Herbst Premiere feierte.

König UBU, das Schreckgespenst der Macht und des Grauens treffen wir in Strausberg auf der Flucht, segelnd im weiten Ozean. Mutter UBU und Vater UBU haben sich alles untertan gemacht. Getrieben von Gier und der Angst, etwas genommen zu bekommen, hinterhältlerisch, verroht, drohen den Zuschauern die Schatten im Königreich UBU. Angekommen am Punkt Null, weil kein Land mehr in Sicht wird die Freiheit zur Sklaverei. Wir erleben Mama und Papa UBU als junges und als vergreistes Paar, die sich in den Zwischendecks und Welten begegnen als Albtraum ihrer selbst: mal weinerlich bis selbstmitleidig, mal wie in Trance oder mal geräuschvoll und gemeinsam über die Rehling speiend.

Ein Stück zwischen grünem Nebel und knarrenden Unterdecks, Wind und Sturm im finalen Kriegsgeschrei. Grotesk ist eines der besten Umschreibungen für die Gier und das machtlustige Geschehen, das zu beobachten ist. Amüsant die Verwendung der neuen Worte, gefüllt mit den aktuellen Problemen unserer Zeit. Wunderbar auch die Flüche oder Gesangsneuinterpretationen. Ein Stück, welches die Schauspieler herausfordert, im besonderes Widerlich sein zu müssen, so konsequent war dies schon länger nicht zu erleben. UBU Roy war schließlich kein Musterknabe. Faszinierend und ein bisschen gruselig ist es schon in diesem Stück. Eine gespielte Barbarei, die uns in Anbetracht der aktuellen Weltsituation den Atem anhalten lässt. Ein Stück, was in diese Zeit passt und frech und rotzig wie in den besten 90 zigern des letzten und vorletzten Jahrhunderts die Nerven anrührt, den Finger provozierend auf die menschlichen Abscheulichkeiten legt und die Truhen des Gewissens tragikomisch ins Rampenlicht zerrt.
Der sanfte Schnee, der im Freien auf dem Weg zur dazugehörigen Bar und Restaurant Schmorpost fällt, bringt spätestens dann eine beruhigende und abkühlende Erlösung.

Das Schauspiel
König Ubu - Show down
ist am

Fr. 1. und Sa. 2.12.23 um 19.30h,

sowie ein letztes mal in 2023 am

Sa. 9.12. /19.30 h
zu sehen.


Karten gibt es hier.

Adresse
Die Andere Welt Bühne
Garzauer Straße 20
15344 Strausberg

Alle Infos zu den Mitwirkenden:

Überschreibung von Ines Burdow.
Mitarbeit: Thomas Hupfer, Roswitha Kreil
Inspiration und Übersetzung der Songs aus dem Französischen: Roswitha Kreil

mit: Ines Burdow, Thomas Hupfer, Julian Moritz, Milena Schedle
Bühne: Emanuel Schleiermacher
Kostüme: Wanda Traub
Musik: Tim Andersen
Licht: Dietrich Baumgarten
Produktionsleitung: Melanie Seeland
Dramaturgie: Thomas Hupfer
Inszenierung: Ines Burdow

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Textfontana

Freie Journalistin, Bloggerin und Heilpraktikerin mit Schwerpunkt TCM. Themen Frauen-/Gesundheit, Kultur, Theater/Performances und Tanz.

*Würzburg 1966, seit 1987 in Berlin lebend. Selbstständig tätig im Gesundheitsbereich seit 1994. Journalistik Studienabschluss an der FJS Berlin 2019. Mitredakteurin bei bzw-weiterdenken.de seit 2019.

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