Zum antifaschistischen Widerstand

Buchempfehlung "Was wird noch geglaubt, wenn über dieses schrecklichste, grauenhafteste Kapitel deutscher Geschichte die Nachgeborenen es nur noch aus Büchern, ...

"Was wird noch geglaubt, wenn über dieses schrecklichste, grauenhafteste Kapitel deutscher Geschichte die Nachgeborenen es nur noch aus Büchern, Filmen, Videos vermittelt erhalten", fragte der im Oktober 2006 verstorbene, unvergessene Peter Gingold schon vor Jahren. Seine Vorstellung von dieser "Zeit danach" war ihm ein Alptraum. Aber wie Geschichte und Erfahrungen des antifaschistischen Widerstands vor unterkühlter Historisierung bewahren und in ganzer Breite zugänglich erhalten?

Der Frankfurter Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 hatte im vergangenen Frühjahr vor allem Mitwirkende im Bildungsbereich zu einer Tagung mit dem Untertitel "Perspektiven der Vermittlung" eingeladen, um sich diesen Fragen zu stellen. Anlass war der 40. Jahrestag der Gründung des Studienkreises, den Angehörige des deutschen Widerstandes 1967 ins Leben gerufen hatten, um den von vielen "blinden Flecken" geprägten Geschichtsdarstellungen in der westdeutschen Restaurationsperiode entgegenzutreten.

Die Beiträge der Tagung sind jetzt in einem Sammelband nachzulesen, der all jenen fundierte Arbeitshilfe bietet, die inmitten des Mainstream historischer Relativierung der Darstellung des gelebten Widerstandes weiterhin den notwendigen Platz einräumen und dessen Botschaft weitergeben. Die Themen reichen von der Behandlung des Widerstandes in Schulbüchern (Falk Pingel) bis zu Hannes Heers Demaskierung der Vermarktung des Naziregimes durch Guide Knopps "Ereignisfernsehen". Am Beispiel des Films Edelweißpiraten behandeln Katrin Ingerfeld und Kurt Schilde die Möglichkeiten, antifaschistische Jugendopposition im Schulunterricht zum Thema zu machen. Jörg Wollenberg schildert Mühen und Möglichkeiten lokaler Spurensuche. Weitere Beiträge befassen sich vor allem mit dem Widerstand aus der Arbeiterbewegung und den Erfahrungen als Dokumentarfilmer Eberhard Görner.

Soweit Bücher in der Bildungsarbeit dies überhaupt leisten können, trägt der Sammelband in ausgezeichneter Weise dazu bei, dass "die Geschichte des Widerstandes kein papierenes Wissen bleibt", wie dies einer der Mitgründer dem Frankfurter Studienkreis seinerzeit auf den Weg gegeben hatte.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Perspektiven der Vermittlung. Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 - 1945 (Hg.). Bd. 1 der Schriftenreihe des Studienkreises. 268 Seiten, Frankfurt am Main 2007, 19,80 EUR

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