Der Psychoanalytiker, Schriftsteller und Ethnologe Paul Parin ist am 18. Mai 2009 im 92. Lebensjahr an seinem Wohnort in Zürich gestorben. Diese Nachricht erreicht den Freitag gestern von Freunden des Verstorbenen.
Am 20. September 1916 als Schweizer Staatsbürger auf dem elterlichen Gutsbesitz im heutigen Slowenien geboren, schloss der Sohn einer assimilierten jüdischen Familie 1943 sein Medizinstudium in Zürich, wo er seit 1938 lebte, mit der Promotion ab. Im Zweiten Weltkrieg wirkte er im Rahmen der Schweizer Ärzte- und Sanitätshilfe als Chirurg für die jugoslawischen Partisanen.
Nach dem Krieg kam er nach Zürich zurück, wo er nach medizinischer Weiterbildung eine Praxis als Neurologe und Psychoanalytiker eröffnete. Später begründete er nach Forschungsaufenthalten in Afrika mit seiner 1997 gestorbenen Frau Goldy Parin-Matthey und Fritz Morgenthaler die sogenannte Ethnopsychoanalyse. Sie fußt auf der psychoanalytisch fundierten Feldforschungsstudie mit dem Titel Die Weißen denken zu viel.
Neben wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichte er zahlreiche Essays zu Politik und Kultur und mehrere Erzählbände. Schon 1992 wurde Parin mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet. 1996 erschien in der Edition Freitag der Band Lesereise 1995 bis 2005. 1997 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und 1999 den Sigmund-Freud-Preis der Stadt Wien. Zudem war Parin Ehrendoktor der Universität Klagenfurt. Unter dem Titel Neugier ist meine Lieblingstugend würdigte Freitag-Autorin Marina Achenbach 2006 Paul Parin zu seinem 90. Geburtstag.
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