Fiddler

Warschauer Abende Morgendämmerung. Ich schaue aus dem Hotelfenster in eine fremde Stadt. Das kommt öfter vor, als mir lieb ist. Doch in Warschau ist es etwas ...
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Morgendämmerung. Ich schaue aus dem Hotelfenster in eine fremde Stadt. Das kommt öfter vor, als mir lieb ist. Doch in Warschau ist es etwas Besonderes. Jeden Morgen versuche ich, mir das Unbegreifbare klar zu machen, dass diese Stadt lebt. Drei Monate haben die Nazis gebraucht, um sie in Schutt und Asche zu legen. Kein Stein blieb auf dem anderen. Und hier steht sie nun vor meinen Augen. Eine komplette Stadt, in der vor 60 Jahren nichts mehr war. Noch ist sie leer. Doch ihr fein verästelter Organismus beginnt sich zu regen. In dem kleinen Schulgebäude gegenüber trudeln die ersten Pennäler ein. Den Horizont umgrenzen uniforme Kästen aus den fünfziger Jahren. Ich muss an Andrzejs Witz gestern denken, wo ein Deutscher nach Polen kommt und darüber s