Irgendwie Links: Alles Bayern außer Hitler

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Freitag, 18.05.12

Bayern München – Chelsea FC 1:1 (3:4 n.E.), TE, Spielverlagerung

“Mit eiserner Defensive und einer gehörigen Portion Glück gewinnt der Chelsea FC die Champions League 2011/12. Ein Torschussverhältnis von 43:9 reicht den Bayern nicht, sie konnten ihr spielerisches Übergewicht nicht in Tore umzuwandeln. Der Traum vom Triumph im eigenen Stadion wird durch den skrupellos-effektiven Drogba zerstört. Die Blues waren in dieser Saison vielleicht nicht die stärkste europäische Mannschaft, dafür aber wohl die effektivste. Auch wenn es die Bayern-Fans nicht trösten dürfte: An dieses Finale und vor allem an diesen Sieger wird sich spätestens in ein paar Jahren niemand mehr erinnern. Denn Chelsea gewann zwar den Titel – aber mit Sicherheit nicht die Herzen.“

Bayern Münchens Kader birgt ein Mentalitätsproblem, René Kübler, Badische Zeitung

“Fehlende Courage führt außerdem dazu, dass Akteure mit egoistischem Naturell wie Arjen Robben in wichtigen Momenten ungehindert ihren übertriebenen Ehrgeiz ausleben dürfen – und ungebremst übers Ziel hinausschießen. Nach den Erfahrungen der zurückliegenden Wochen, in denen Robben immer wieder an der eigenen Übermotivation gescheitert war, hätte der Niederländer auf keinen Fall den wichtigen Strafstoß in der Verlängerung schießen dürfen.”

Mehr Macht den Bayern-Trainern!, Oliver Fritsch, Zeit

“Zwei erfolgreiche Wettbewerber Bayerns hingegen haben erkannt, dass der wichtigste Posten in einem Fußballverein der des Trainer ist. Sowohl der nationale Konkurrent Dortmund als auch der internationale – nein, nicht Chelsea – Barcelona glauben an Trainerfußball. An beiden Orten waren die vergangenen vier Jahre Akribiker mit eigener Spielidee am Werk. Noch wichtiger ist, sie wurden von allen Seiten in ihrem Tun unterstützt. Daraus resultiert offenbar ein Vorsprung, der nicht unbedingt mit teuren Transfers wettzumachen ist – und der nicht durch ein irrationales Champions-League-Finale verdeckt werden sollte. Es könnte sein, dass die Jahre mit Heynckes versäumte Entwicklungszeit sind.“

Alles Autobahnen außer Hitler, Malte Welding

“Die Piraten sind die aufregendste politische Erscheinung seit ich politisch denken kann. Das wird vielen so oder ähnlich gehen. Es ist völlig klar, dass dabei Vergleiche verrutschen und Gefühle querschießen. Vielleicht hilft es, bevor man beispielsweise sagt, dass Christopher Lauer der neue Hitler sei, weil er so oft die Augen rollt, sich zurückzuziehen und zu fragen: “Würde dieser Mann eine Autobahn bauen?””

Digitale Revolution: Erzwungenes Umdenken, Martin Weigert, Netzwertig

“Wir sind heute schon in der Lage, sämtliche unserer physischen Grundbedürfnisse stillen zu können, ohne dafür auch nur die Haustür verlassen zu müssen. Algorithmen, Maschinen und Roboter übernehmen künftig die Produktion aller Güter und Dienstleistungen, die wir zum Leben und Überleben benötigen. Nun gilt es, die Strukturen der Industriegesellschaft an die der bevorstehenden, automatisierten und digitalisierten Welt anzupassen – und gleichzeitig aufzupassen, dass wir unseren angeschlagenen Planeten nicht durch fortgesetztes Fehlverhalten weiter beschädigen.“

GEMA sprengen, Tim Renner, Motor FM

“Wer in erster Linie die alten Werke schützen will, kann kein Interesse daran haben, bezüglich neuer Technologien irgendwelche Experimente einzugehen. Stattdessen muss man dafür sorgen, dass alte Vergütungsformen möglichst lange erhalten bleiben. Wer sein Werk aber erstmal etablieren muss, ist darauf angewiesen, sowohl kommuniziert, als auch vergütet zu werden. Bedauerlicherweise hat der Newcomer innerhalb der GEMA aber keine Stimme. Um den Verein mit lenken zu können, muss man Umsätze haben, die einen zum Vollmitglied machen. Dazu sind aber Einigungen und Vergütungen durch Spotify und Co unumgänglich. Das Problem liegt in der Grundkonstruktion, die auf Erhalt aber nicht Erneuerung hin optimiert ist. Nicht die GEMA als solche ist schlecht, sondern die Strukturen zu verfestigt, als dass sie ohne Außenwirkung an die realen Herausforderungen anpassbar wären.”

re:publica 2012 Videos, YouTube

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Geschrieben von

Jan Jasper Kosok

Online-Chef

Jan Jasper Kosok studierte Wirtschaftswissenschaften in Berlin, verdingte sich im Nachtleben und gründete 2007 mit Teresa Bücker das Blog Knicken // Plakative Platzierungen, welches sich mit Musik und Popkultur beschäftigte. 2009 kam er zum Freitag, um beim Aufbau des Webauftrittes zu helfen. Seit 2011 ist er verantwortlicher Redakteur für Online und Community und hat seitdem mehrere Relaunches begleitet. Er beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von zu hohem Internetkonsum und fürchtet sich davor, nicht verhindern zu können, ein alter weißer Mann zu werden.

Jan Jasper Kosok