Ganz Deutschland ist ein Tatort – und deshalb wird das gesamte Land von einem rot-weißen Plastikband durchzogen. Von norddeutschen Schafsweiden über Kölner Rheinbrücken, von Berliner U-Bahnhöfen bis hinauf zum eingeschneiten Gipfelkreuz der Zugspitze sichern Polizisten Spuren und drängen die Öffentlichkeit hinter die Absperrung zurück. „Wer sorgt eigentlich für Krimis, die da passieren, wo Sie zu Hause sind“, fragt dazu eine Männerstimme aus dem Off. Um gleich darauf die Antwort zu geben: „Sie, weil Sie Gebühren zahlen.“ Spätestens jetzt merkt der letzte Hobby-Detektiv, dass er in einem Spot für die Gebühreneinzugszentrale gelandet ist.
Die Kampagne verbindet die Aufforderung zu regelmäßigen Geld-Überweisungen mit den Feierlichkeiten zu 40 Jahren ARD-Tatort. Als Alleinstellungsmerkmal wird die regionale Verwurzelung der Krimireihe herausgestellt. Und es ist ja auch wahr, was ein Fernsehkritiker der Welt kürzlich schrieb: Ohne den Tatort wüssten viele Menschen gar nicht, dass Städte wie Münster oder Ludwigshafen überhaupt existieren.
Nur was bringt dieses Wissen? Es mag ja sein, dass die übelsten Verbrechen in der Provinz passieren – nur leider erfährt man im Tatort nie etwas von Abgründen. Da passiert ein Mord in Stuttgart oder Kiel, weil diese Städte mal wieder dran sind, nicht weil jemand überzeugt wäre, dass sich dort eine Geschichte besonders gut erzählen ließe. Der Spot zeigt deshalb in ungewollter Klarheit, was das Tatort-Problem ist: Für einen heimeligen Wiedererkennungseffekt opfert man spannendes Fernsehen.
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