Den Eidgenossen wird ja oft eine extreme Leistungsfixierung unterstellt. Josef Ackermann, Sepp Blatter, DJ Bobo – es kann doch kein Zufall sein, dass all diese wahnsinnig erfolgreichen Persönlichkeiten aus der Schweiz stammen. Vor diesem Hintergrund lässt eine Aktion der Verkehrsbetriebe in Zürich aufhorchen. Zumindest für die Dauer der Schulferien werden dort die Gesetze des Erfolgs außer Kraft gesetzt. Der Verkehrsverbund verteilt kostenlos Ferienpässe für Bus und Bahn an Schüler, die – nein, nicht besonders gute Zensuren haben, sondern mindestens in einem naturwissenschaftlichen Fach schlechter als 4 stehen.
Sie könnten so in den Ferien ihr Allgemeinwissen aufbessern, denn mit dem Pass erhielten sie auch freien Eintritt in mehr als 40 Museen, begründete der Verkehrsverbund die Aktion. Selbsternannte Verteidiger der Leistungsgesellschaft laufen nun Sturm gegen die Kampagne. Schlechte Leistungen zu belohnen, schaffe falsche Anreize. Statt sich im nächsten Schuljahr mehr anzustrengen, würden sich die Freifahrer mit ihren Fünfen arrangieren, da sie ja nun einen direkten Nutzen daraus zögen. Und die Hoffnung auf freiwillige Museumsbesuche sei völlig weltfremd.
Auf der Website 20min.ch sieht der Kommentator "Tüchtiger Schüler" sogar "Sozialismus pur" um sich greifen. Das ist allerdings ein grundlegendes Missverständnis. Die Ferienaktion folgt vielmehr den Gesetzen des knallharten Finanzmarktkapitalismus. Boni trotz schlechter Zahlen sollen schließlich in dem ein oder anderen Bankhaus durchaus übliche Praxis sein.
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