War das nun ein gelungenes Comeback? Tiger Woods hat nach fünf Monaten Pause wegen Ehekrise, Sexskandal und anschließender Therapie wieder das gemacht, was er am besten kann: Golf spielen. Und obwohl er sich beim wichtigsten Turnier der Welt, dem US Masters in Augusta, für seine Maßstäbe in eher bescheidener Form präsentierte, reichte es für einen vierten Platz.
Viel wichtiger als die Platzierung war aber die Botschaft, die die Bilder vom kurzgeschorenen Grün transportieren sollten –Tiger Woods will sich wieder ganz auf den Sport konzentrieren.
Eingeleitet wurde die Rückkehr dabei von einem Nike-Werbespot, der das personalisierte Marketing zweifelsohne auf eine neue Stufe hebt. Er absorbiert einfach die Lebenskrise des Werbeträgers. Man sieht Woods mit traurig-ernstem Gesichtsausdruck frontal in die Kamera blicken. Der Spot ist in Schwarz-Weiß gehalten, was die Schwere und Ernsthaftigkeit des Ganzen unterstreichen soll. Dann erklingt aus dem Off die Stimme von Woods’ 2006 verstorbenem Vater Earl: "Ich will herausfinden, was du dir dabei gedacht hast. Ich will herausfinden, was du fühlst." Und nach einer kurzen Pause die entscheidende Frage: "Hast du daraus etwas gelernt?"
Man kann es geschmacklos finden, einen toten Vater vor den Werbekarren zu spannen – oder genial. Bemerkenswert ist jedenfalls, wie der Spot sich in den Kontext der Affäre und der Medien-Berichterstattung einpasst. Der Skandal muss nicht mehr erwähnt werden, er wird mit seinen Details als bekannt vorausgesetzt. Und der Spot funktioniert völlig losgelöst vom Golf-Kosmos. Woods ist hier nicht mehr der begnadete Golfer, sondern der gefallene Held, dessen Profession Nebensache ist. Die kultivierte Landschaft im Hintergrund zeigt zwar noch einen Golfplatz, aber um Sport – so die Aussage des Spots – geht es hier schon lange nicht mehr.
Der Clip erinnert an einen verkürzten Kino-Trailer. Er verspricht wie bei einem Hollywood-Film eine Erzählung, in der der Held erst ganz unten angekommen sein muss, um anschließend die Wende zu schaffen und um so strahlender zurückzukehren. Nike lädt die Zuschauer unverhohlen zum Voyeurismus ein. Schaut euch an, wie es weitergeht in der Tiger-Woods-Story! Der Sportausstatter hat beschlossen, Woods eine zweite Chance zu geben. Wenn er brav ist – so das Versprechen –, dann gibt es auch ein Happy End. Und dann wird es auch wieder Werbespots in Farbe geben, in denen Woods auf sonnenüberflutetem Grün nichts anderes macht, als kleine weiße Bälle in Löcher zu versenken.
Kommentare 3
Dazu noch ein kleiner Beitrag von Peta,
die den Skandal benutzen, um für die kastration der kleinen stubentiger zu werben:
www.thedailygreen.com/cm/thedailygreen/images/Yq/peta_tiger-woods-lg.jpg
Wir können alle ganz sicher sein, dass Tiger etwas aus der ganzen Sache gelernt haben wird. Wenn man so berühmt und reich ist wie er und dazu noch verheiratet, dann sollte man nicht zu billigen Prostituierten gehen. 10 % für Sex, der Rest ist Schweigegeld. Gibt genügend Agenturen, die darauf spezialisiert sind.
Geiz ist eben nicht immer Geil.
Grüße,
Calvin
Oh ja, richtig, die Peta-Kampagne ist noch mal eine Stufe drunter. Peta spammt mit diesen Kampagnen hier auch immer die Redaktion zu. "Spiegel Online" etwa hat dann brav eine Meldung daraus gebastelt:
www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,680360,00.html
Der Unterschied dürfte allerdings sein, dass Woods bei Peta wohl kaum zugestimmt hat, beim Nike-Spot hingegen schon.
Hat mich auch gewundert, dass er nicht rechtlich gegen die Peta-Kampagne vorgegangen ist. Als triebhafter Afro-Amerikaner mit Haustieren in einen Topf geworfen zu werden -da lässt sich doch wunderbar eine rassismus- / diskriminierungs- Sache draus machen.