Die Geschichte ist einfach zu gut. Jeremy Lin, 23, Sohn taiwanesischer Einwanderer, geboren im kalifornischen Palo Alto, war bis vor drei Wochen ein Nobody, der beim Profi-Basketballteam New York Knicks das äußerste Ende der Ersatzbank drückte. Er galt als Reserve der Reserve, sein vorläufiger Vertrag stand vor der Kündigung – bis zum 4. Februar, als Lin gegen die New Jersey Nets eingewechselt wurde, 25 Punkte erzielte und viele Körbe vorbereitete.
Danach führte er sein Team als Aufbauspieler mit extrem guten Trefferquoten zu einer in New York lange nicht gesehenen Siegesserie. Fans und Medien in Manhattan schwärmen von der Linsanity, dem Lin-Wahnsinn.
Es ist die alte Geschichte vom amerikanischen Traum, gelebt zwischen zwei Körben. Zu der Erzählung gehört natürlich zwingend dazu, dass der Held von ganz unten kommt. Deswegen wird bei Lin immer wieder betont, dass er wegen seiner ungeklärten Vertragssituation mit den Knicks bisher bei anderen auf der Couch schlief. In der Nacht vor seinem Durchbruch übernachtete er auf dem Sofa eines Teamkollegen. Dieser twitterte ein Bild des Möbelstücks. Es ist ein unauffälliges braunes Sofa, das in seiner Bescheidenheit an den Wert harter Arbeit gemahnt. Dezente Holzschnitzereien verweisen auf bürgerlichen Aufstiegswillen. Nichts könnte weiter vom Bling-Bling-Schmuck und den aufgemotzten Autos entfernt sein, mit denen sich NBA-Stars sonst gern schmücken.
In seiner ganzen Biederkeit wurde das Sofa von der Presse sofort zum wichtigsten Möbelstück der Basketballgeschichte gekürt. Eine gute Story lebt eben auch von ihren Details.
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