1991: Fabelhafter Westen

Zeitgeschichte Die erste gesamtdeutsche Regierung wird unter Verzicht auf ostdeutschen Sachverstand gebildet – ein Zeichen dafür, wie die Aufgabe „Transformation Ost“ unterschätzt wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 02/2021
Da umgab er sich noch gern mit Ost-Expertise: Kohl in Leipzig, März 1990
Da umgab er sich noch gern mit Ost-Expertise: Kohl in Leipzig, März 1990

Foto: Purkiss Archive/Akg-Images/Picture Alliance

Westdeutsche Medien feiern das Bundestagsvotum vom 2. Dezember 1990 als „erste freie gesamtdeutsche Parlamentswahl seit 1933“. Es verschafft Helmut Kohl (CDU) für seine schwarz-gelbe Koalition eine komfortable Mehrheit, sodass er sich am 17. Januar 1991 im Bundestag mit 378 gegen 257 Stimmen erneut zum Kanzler wählen lässt. In seiner Regierungserklärung heißt es, nunmehr komme es darauf an, „ganz Deutschland geistig, kulturell, wirtschaftlich und sozial zusammenzuführen“. Wer damit gerechnet hat, dass von den 18 Ministerien ein signifikanter Teil an Politiker aus dem Osten vergeben wird, hat sich getäuscht. Lediglich drei Ressorts gehen an Kabinettsmitglieder mit DDR-Vergangenheit: an Angela Merkel (CDU) als Ministerin für Fra