Ein Tool, das Blamagen verhindert

Google-Programm Peinliche E-Mails sollen bald der Vergangenheit angehören: Google hat ein Programm entwickelt, dass seine Nutzer vor sich selbst schützt

Manchmal kann man sich nicht selbst schützen. Zum Beispiel, wenn folgendes passiert:

Frühmorgens aus irgendeiner Kneipe mehr nach Hause gewankt als gegangen und unterwegs Sehnsucht nach der oder dem Verflossenen bekommen. Daheim blinkt der Rechner noch auf Stand-By, also schnell eine Email aufgesetzt: „Du fehlst mir. Ich brauche Dich. Komm zurück!“ Am nächsten Nachmittag folgt schließlich das böse Erwachen. Ein Blick in den „Gesendet“-Ordner offenbart: Wieder einmal hat man sich zum Affen gemacht.

Nun hat sich Google des Problems angenommen. Im Experimentierbereich des konzerneigenen E-Mail-Programms gibt es inzwischen Tools, die Menschen vor sich selbst schützen sollen.

Da wäre zum Beispiel der Undo-Knopf. Ist die Funktion aktiviert, hat der Schreiber fünf Sekunden Zeit eine bereits abgeschickte Email zurückzuholen. Eine wertvolle Idee. Peinliche Momente wie das Versenden der eigenen Partyfotos an den potenziellen Arbeitgeber statt den guten alten Saufkumpanen nur weil beide zufällig die gleichen Anfangsbuchstaben in der E-Mail-Adresse haben, gehören der Vergangenheit an. Vorsicht ist trotzdem geboten: Um den Undo-Knopf zu treffen, muss man schon genau zielen - und fünf Sekunden wirklich nicht viel Zeit, wenn man mal wieder den tabellarischen Lebenslauf mit der Linkliste zu den Videos von sich paarenden Schimpansen verwechselt hat.

Noch schöner ist allerdings eine andere Entwicklung aus Googles Testlabor. Sie heißt Mail Goggles und markiert einen Meilenstein in der Bekämpfung dümmlichen Verhaltens. Das Programm überprüft, ob der Absender mental in der Lage dazu ist, eine Email zu verschicken. Der Nutzer definiert für bestimmte Tageszeiten, dass Nachrichten nur verschickt werden, wenn der Mensch vor dem Computer in ein paar Sekunden fünf einfache Grundrechenaufgaben lösen kann. Schafft er oder sie es nicht, wird die Email nicht verschickt.

Interessant ist der Ansatz, den Google wählt. Das Unternehmen investiert nicht etwa in eine Kampagne, die Menschen zu mehr Vorsicht mit dem E-Mail-Programm oder im Umgang mit Daten sozialisieren soll. Es setzt eher voraus, dass die menschliche Natur nicht einfach zu belehren ist und stellt sie schlicht vor neue Hürden.

Diese Erkenntnis stimmt etwas traurig, sollte aber Nachahmer finden. Am besten fangen die Handyhersteller an – schließlich ist der durch E-Mail angerichtete Schaden nichts im Vergleich zur sozialen Massenvernichtungswaffe SMS.

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