"Wir müssen da hinschauen"

Im Gespräch Die Fotografin Ann-Christine Woehrl hat Frauen porträtiert, die Opfer von Säureanschlägen geworden sind
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2014

Der Freitag: Frau Woehrl, Säure- und Brandattacken sind in Europa als Phänomen kaum bekannt. Wie kamen Sie als Fotografin zu diesem Thema?

Ann-Christine Woehrl: Meine erste Begegnung mit einem Brandopfer hatte ich in Deutschland. Auf einer Ausstellungseröffnung in München lernte ich Hans kennen, der als Kind einen Brandunfall hatte. Er betrat den Raum und ich merkte, wie das ganze Umfeld völlig unbeholfen auf sein vernarbtes Gesicht reagierte. Niemand wagte ihn anzuschauen. Er war quasi unsichtbar. Die Frage dahinter ist, wie wir mit Makeln oder Anderssein umgehen. Die Gesellschaft ist verantwortlich dafür, ob jemand ausgegrenzt wird oder nicht.

Sie haben zwei Jahre überlebende Frauen in Ländern begleitet, in denen Brand- und Säureanschläge t