China gründet internationale Bank

"Gewisse Konkurrenz" China gründet eine internationale Bank: die Asia Infrastructure Investment Bank. Amerikas Verbündete steigen ein, trotz ablehnender Haltung Washingtons.

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Es handle sich um eine Bank, die ergänzend und kooperativ mit Weltbank, Asian Development Bank und anderen multilateralen Entwicklungsbanken zusammenarbeiten wolle, so die "Volkszeitung" am 08.03.15 auf ihren Hintergrundinformationsseiten. Vier europäische Länder, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien hätten sich bis vorigen Dienstag als Gründungsmitglieder angesagt, so die "Volkszeitung". Wenngleich die AIIB sich, anders als Weltbank und andere Entwicklungsbanken, nicht auf Armutsbekämpfung sondern auf Infrastruktur konzentrieren werde, so werde man doch mit Weltbank, der ADB und anderen multilateralen Entwicklungsbanken eng zusammenarbeiten, regionale und partnerschaftliche Zusammenarbeit fördern und gemeinsam Herausforderungen auf dem 'Gebiet der Entwicklung bewältigen.

Fünf Tage später, am Freitag, meldete die "Volkszeitung" einen weiteren Kandidaten: Saudi-Arabien. Außerdem gehören bereits 26 asiatische Länder (einschließlich Westasien, z. B. Jordanien) zu den Gründungsmitgliedern.

Allein schon geschäftlich spricht aus Chinas Perspektive viel für eine solche Bank, deren Zentrale sich in Beijing niederlassen soll - China, seit Jahren ein Land mit einem enormen Außenhandelsüberschuss, hat viel Geld zu investieren.

Japan hält sich bisher zurück; allerdings gibt es auch dort angesichts des zunehmenden Stroms von Interessenten - Neuseeland hat sich auf eine Mitgliedschaft festgelegt, und Australien könnte folgen - Stimmen, die dazu raten, diese Zurückhaltung aufzugeben.

Der "Economist" ordnete die chinesische Gründungsinitative im vorigen November so ein:

But the real, unstated tension stems from a deeper shift: China will use the new bank to expand its influence at the expense of America and Japan, Asia's established powers. China’s decision to fund a new multilateral bank rather than give more to existing ones reflects its exasperation with the glacial pace of global economic governance reform. The same motivation lies behind the New Development Bank established by the BRICS (Brazil, Russia, India, China and South Africa). Although China is the biggest economy in Asia, the ADB is dominated by Japan; Japan’s voting share is more than twice China’s and the bank’s president has always been Japanese. Reforms to give China a little more say at the International Monetary Fund have been delayed for years, and even if they go through America will still retain far more power. China is, understandably, impatient for change. It is therefore taking matters into its own hands.

Insbesondere Großbritanniens Interesse an einer Mitwirkung in der AIIB führte zu "Irritationen" in Washington. Der "Guiardian":

In a rare public breach in the special relationship, the White House signalled its unease at Britain’s decision to become a founder member of the Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) by raising concerns about whether the new body would meet the standards of the World Bank.

Das britische Engagement sei im nationalen Interesse, konterte London. Und zwei japanische Mitarbeiter am Centre on Asia and Globalisation an der National University of Singapore raten ihrem Land, es solle sich engagieren und "von innen" Einfluss nehmen.

Chinesische Medien (und vermutlich auch Kader) sind nicht frei von Furcht, Washington könne sich am Ende womöglich ähnliches vornehmen. Die "Huanqiu Shibao", ein Blatt, das sich vor allem auf internationale Nachrichten und Berichte konzentriert und deren Leserschaft als nationalistischer gilt als die der meisten anderen großen landesweiten Zeitungen, warnt vor amerikanischen Machenschaften.

Wie in vielen anderen Fällen auch, wenn es um international "sensitive" Themen gibt, bedient sich die-Redaktion dabei eines russischen Mediums - in diesem Falle "Sputnik News". Ein Analyst der russischen Firma "Investprofit" habe Sputnik gegenüber die Ansicht geäußert, Amerika werde seine Meinung möglicherweise ändern und sich ebenfalls der AIIB anschließen, um Chinas regionalen Einfluss entgegenzuwirken. "Huanqiu" zitiert außerdem (ungenannte) Experten, denen zufolge die AIIB im asiatisch-pazifischen Raum "einen gewissen Wettbewerb" für den Weltwährungsfonds (IMF) und die Weltbank bedeute.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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