Orthodoxe Kirche: Einheit und Patriotismus

Ukraine Dieser kurze Post enthält nicht viel Neues. Vielleicht enthält er aber falsch Verstandenes - oder in Deutschland wenig Bekanntes.

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"Ich hoffe, es gibt jemanden, der dies festhält", so die ukrainische Journalistin Kateryna Shchotkina in einer am 11. Mai veröffentlichten Kolumne für den Religiösen Informationsdienst der Ukraine (RISU), einer von der Ukrainischen Katholischen Universität betriebenen Website. "Dies" meint einen Trend, den Shchotkina im religiösen Leben Russlands wahrnimmt, und der aus ihrer Sicht auf eine Fusion aus russischer und orthodox-kirchlicher Identität hinausläuft.

Und einen solchen Trend festzuhalten würde für Shchotkina offenbar mehr bedeuten als "nur" das journalistische Notieren dessen, was vor ihren Augen ist: es wäre eine Aufgabe für Linguisten, Soziologen, Religionskundler oder Theologen.

Shchotkina arbeitete laut RISU von etwa Mitte der 1990er bis 2010 oder 2011 für die ukrainische Zeitung "Dzerkalo Tyzhnia", mit einem Schwerpunkt auf religiöse Themen. Dzerkalo Tyzhnia, auch bekannt als Zerkalo Nedeli, wurde vom BBC Monitoring Service vor neun Jahren als unabhängige/unparteiische Wochenzeitung bewertet.

Ansichten Shchotkinas über das religiöse Leben in der Ukraine gibt es auf Englisch, unter anderem in den anfangs schon erwähnten Kolumnen.

Dabei wird - langsam und bruchstückhaft für den lesenden Ukraine- oder Russlandanfänger, und gebunden an die persönliche Sicht der Kolumnistin - eine orthodoxe und patriotische (wenn nicht nationalistische) Prioritätensetzung erkennbar, wenn es zum Beispiel um die Integrität der Ukrainischen Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats geht:

Der seinerzeitige Metropolit Volodymyr habe die Einheit seiner ukrainisch-orthodoxen Kirche (russischen Patriarchats) gewahrt, so Shchotkinas im November 2010, ohne die Kirche eben diesen Patriarchats dabei in einer aus ihrer Sicht wenig wünschenswerten Nähe zur jener Moskauer Orthodoxie zu halten, die nicht ukrainisch, sondern russisch-nationalistisch vereinnahmt sei (siehe Anfang dieses Posts).

Und gleichzeitig warnt Shchotkina die ukrainisch-orthodoxe Kirche - im Jahr 2015 - davor, sich auf einen Kurs zu begeben, der aus ihrer Sicht spiegelbildlich zu dem der russischen Seite wäre:

Here it is, the question “number one” for the Ukrainian Orthodox Church - where is access to our "own" tradition? How can we possibly perform our own, internal “decommunization of the church without falling into the opposite extreme and replacing “Ukrainian Orthodoxy” with our own ‘nation”? Our sacred language betrays ourselves at every step. This year, for example, the Easter slogan “Christ is risen - Ukraine will rise too” became a trend again. A little bit more of such stereotypes - and we find ourselves in our own analogue of the “Holy Rus.” This is not surprising, as our traditions have so long been intertwined in “the single indivisible Russian Orthodoxy” that most likely we have the same weaknesses. What to tell about Orthodoxy, if even Greek Catholics have difficulties, although they have a traditionally better situation with Christian universalism.

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