Realitätsdämmerung oder: Zwangsarbeit war DDR-Wirtschaftsfaktor

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Da haben wir es wieder! Des Bürgerrechtlers Zunge tut Wahrheit kund. Und die lautet:

Die Zwangsarbeit von Strafgefangenen in der Zone war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

So, jetzt ist es raus! Das musste mal gesagt werden, oder? Es geht doch nicht an, dass eine solche Wahrheit unausgesprochen bleibt bzw. nur die Ohren eines häkelnden Damenkränzchen in der Uckermark erreicht. Nein diese Worte müssen hinaus in die Welt, wie das Gift aus den Zähnen einer Speikobra.

Warum schreibe ich das? Na, weil ich anderer Meinung bin. Und nicht nur das. Ich behaupte sogar, dass dies eine Lüge ist und werde versuchen, es zu beweisen. Leider kann ich dabei nicht auf etwas Zahlensalat verzichten. Im Gegenzug bin ich gern bereit, Kritik an der Beweisführung anzunehmen. Also:

Die DDR erlaubte sich 40 Jahre lang zu vegetieren und den rechtmäßigen Herren von Grund und Kapital ihr Eigentum vorzuenthalten. Sie hielt 16 Mio. arme Schlucker gefangen, die dieses Schicksal durchschnittlich 73 Jahre ertrugen, bevor sie sich erdreisteten sich durch abnibbeln dem Aufbau des Sozialismus zu entziehen. Zudem gab es im Gulag DDR über die 40 Jahre hinweg geschätzte 200.000 zur Zwangsarbeit herangezogene politische Strafgefangene.

Bei 16 Mio. Einwohnern kann bei einer Beschäftigungsquote von 67 Prozent mit etwa 11 Mio. Beschäftigten gerechnet werden. Diese waren aber über die 40 Jahre hinweg nicht immer die selben Menschen. Jedes Jahr trat ein neuer Jahrgang in Beschäftigung und einer trat aus. Bei 16 Mio. Zonis und 73 Jahren Lebenserwartung macht das pro Jahrgang ca. 220.000 Menschen. Wenn deren Beschäftigungsgrad wieder mit 67 Prozent angesetzt wird, macht das etwa 130.000 pro Jahr. 130.000 über 40 Jahre macht 5,4 Mio. Diese sind zu den 11 Mio. hinzu zu addieren. In Summe sind also zwischen 1949 und 1989 in etwa 16,4 Mio. Menschen im Osten beschäftigt gewesen, von denen 200.000 politische Zwangsarbeiter waren.

Nun, das macht einen Anteil von 1,2 Prozent. Meine Grossmutter hätte gesagt: „Das ist nicht mehr als ein Fliegenschiss an der Wand.“ Aber ich will es mal anders bewerten.

Kein Schicksal eines ehemaligen politischen Strafgefangenen, der nach Gesetzen verurteilt wurde deren Inhalt völkerrechtswidrig oder unmenschlich war bzw. der Selbstverpflichtung von Helsinki widersprach, darf vergessen werden!

Aber diese Schicksale nun zum wichtigen Wirtschaftsfaktor aufzublasen, ist Geschichtsklitterung der abgefeimtesten Art. Dies ist eine Beleidigung derjenigen Millionen Ostdeutscher, die mit ihrer Lebensleistung dafür sorgten, dass die Lebensqualität unmittelbar hinter dem Eisernen Vorhang die beste im Ostblock war, genauer gesagt zwischen der von Griechenland und Israel lag. Freilich war das Wetter im Gulag DDR nicht so toll, wie auf Rhodos und statt Metaxa gab’s nur Blauen Würger.

Ich wünschte die Polit-Trolle die heutzutage suggerieren wollen, die Arbeit der damaligen politischen Gefangenen wäre wesentlich dafür gewesen, die Zone am Leben zu erhalten, hätten einfach nur 40 Jahre lang zu viel Blauen Würger getrunken.

Aber es ist perfider. Es geht solchen Leuen darum, mit immer abstruseren Behauptungen ihre steuerfinanzierten Stellen weiter zu rechtfertigen. Und des geht jenen, die solche Pöstchen verteilen, darum, mit der Erzeugung und Ventilation dieser Art Müll die Hirne der Menschen zu verkleistern und die Kommunikationskanäle zu verstopfen, damit uns nicht auffällt, was es wirklich aus der Geschichte zu lernen gibt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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