1978: Friede den Altären

Zeitgeschichte Bischof Schönherr trifft Erich Honecker, um Spannungen zwischen der evangelischen Kirche und dem Staat zu mindern und ein Verhältnis strikter Distanz auszuhandeln
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2018

Frage an den Sender Jerewan: „Kann man eigentlich gleichzeitig Kommunist und Christ sein?“ Antwort: „Im Prinzip ja, aber warum sich das Leben doppelt schwer machen.“ So ähnlich wie bei diesem DDR-Witz hätte sich am 6. März 1978 auch das Gespräch zwischen der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR mit dem Vorsitzenden des Staatsrates annotieren lassen: Warum sich das Leben unnötig schwer machen? Bis dahin galt Religion im marxistischen Denken als falsches Bewusstsein, und die Kirche war die Institution, die dieses falsche Bewusstsein bewahrte und zu verbreiten suchte. Sie galt als nicht überwundener Restbestand der bürgerlichen Gesellschaft.

Mit der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte am 1. August 1975 waren sich ind