Brüderchen und Schwesterchen

Genetik Inzest bleibt im deutschen Rechtssystem strafbar. Argumentiert wird weiter viel mit Freud und ­Genetik. Passt das noch in Zeiten moderner Wissenschaft?
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Unter Göttern ging auch zwischen Geschwistern was: Jupiter und Juno beim Fummeln.
Unter Göttern ging auch zwischen Geschwistern was: Jupiter und Juno beim Fummeln.

Foto: Wikicommons

Mit Inzest wird nur allzu oft jene psychopathische Triebhaftigkeit assoziiert, die man hinter langwierigem, gewaltsamem, sexuellem Missbrauch in der Familie vermuten muss. Wie bei Josef Fritzl aus Am­stetten, der mit seiner Tochter sechs Kinder zeugte, während er sie 24 Jahre lang im Keller gefangen hielt. Ein Fall von Inzest, keine Frage, es wurden ja Kinder gezeugt. In erster Linie aber ein Gewaltverbrechen. Das mit Liebe schon mal gar nichts zu tun hat.

Jener Kasus aber, den der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg vergangene Woche verhandelt hat, liegt anders. Zwei Menschen, die sich nie begegnet sind, lernen sich unter besonderen Umständen kennen. Das Mädchen ist 16, der Mann 24 Jahre alt. Sie teilen ein Zimmer, verlieben sic