Potter VIII.

Hysterie Vergesst den Maya-Kalender, die Welt geht unter am Donnerstag. 9 Uhr. also gleich ...

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Im englischen Pagford fällt ein Sack Reis um, und die Welt steht Kopf. Genau genommen ist es Barry Fairbrother, der umfällt, und zwar tot. Und eigentlich steht nicht die Welt Kopf, sondern die J.K.-Rowling-Fangemeinde. Wie das Marketingsystem.

J.K. Rowling, die Jüngeren werden sich erinnern, ist Autorin der Harry-Potter-Bücher. Die gab es auch als Film, und es war jedes Mal ein ziemlicher Aufriss, wenn ein neues Buch anstand oder eine Film-Premiere. Höchste Geheimhaltungsstufe. Die Entwickler des iPhone 5 sind Plaudertaschen dagegen.

Nun hat Frau Rowling wieder ein Buch geschrieben. Diesmal für Erwachsene. “Ein plötzlicher Todesfall” erscheint heute gleichzeitig in Deutschland, Großbritannien und den USA, hierzulande mit einer Startauflage von 500 000 Exemplaren, das Fünffache der Bettina-Wulff-Protokolle. Und wieder hat vor heute früh, 9 Uhr, kein Sterblicher das Manuskript zu Gesicht bekommen, Journalisten auch nicht.

Die Übersetzerinnen mussten im Dunkeln arbeiten, Mitarbeiter der Druckerei sind wie vom Erdboden verschluckt. Manche sagen, nicht mal J.K. Rowling wisse so ganz genau, was drinsteht.

Allein der Nachrichtenagentur AP ist es gelungen, “frühzeitig eine Kopie” zu erwerben, wie es heißt. AP enthüllt: “Der Roman ist gespickt mit Charakteren, die mal gemein und engstirnig, mal gewalttätig sind. Bei einigen von ihnen sind die psychischen Schäden so schwer, dass ihnen schon gar nicht mehr zu helfen ist.” Darum könne der Leser gar “nicht anders, als etwas für diese Figuren zu empfinden, auch wenn es nur Mitleid ist”.

Wer “Ein plötzlicher Todesfall” lesen will, muss sich sputen. Das Buch zerfällt nach wenigen Stunden – wie von Zauberhand – zu Staub.

zuerst erschienen unter www.lvz-online.de
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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer