Karlspreis für Selenskyj

Vom Vater Europas über die Doktrin der Dominanz zum Niedergang der europäischen Idee als Softpower

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Am 14. Mai ist es wieder soweit. Karl der Große will in Erinnerung gerufen werden, denn mit ihm soll die Geschichte Europas seinen Anfang gemacht haben. Hat Europa seinen Helden gefunden?

Karlmanns Blutgericht zu Cannstatt (röm. Castell) wurde später beim Blutgericht Karls des Großen in Verden wiederholt, in dessen Verlauf im Jahre 782 nach Christus gut 4500 unbewaffnete Principes (staatstragende Personen) enthauptet wurden, infolgedessen sich die Aller (laut Geschichtsschreiber Einhard) rot verfärbte.

Dieser Schlächter Europas führte einen gnadenlosen Kampf gegen alles Fremde. Slawen, nannte man diese Untermenschen, welche die Außengrenzen schon damals bedrohten und Karl der Große führte gut 30 Jahre Krieg vom Sattel aus nur um das Reich vor diesen Ungläubigen zu schützen. Die Christianisierung für im Reich befindliche Untertanen überliess Karl irischen Missionaren wie Bonifatius, welcher das Benediktinerkloster zu Fulda gründete. Doch die aufsässigen Sachsen wie die Slawen wurden vom Regenten kompromißlos vor die Wahl gestellt: Tod oder Taufe! Überraschenderweise unterhielt Karl der Große beste diplomatische Beziehungen zur damaligen Weltmacht, der damaligen Metropole Bagdad wo sich die Geschichten von 1001erNacht bis nach Europa herumsprachen. Karl schenkte dem Kalifen seine Bluthunde und der Kalif schenkte Karl dem Großen seinen weissen Elefanten, mit dem er wie der Biograf Einhard vermerkte auch überlande Lande zog. Es war wohl seinerzeit üblich sich daran zu erfreuen, wie sich Bluthunde über einen Löwen oder Bären hermachten - diesbezüglich teilten die beiden Machtmenschen der damaligen Welt die gleiche Leidenschaft bezüglich der Grausamkeit des Tötens.

Karl hat sich insbesondere durch den Schutz seiner Außengrenzen hervorgetan. Hier bietet Karl der Große für das kleine Europa von heute das entsprechend resistente Narrativ eines starken Führers, welche der kranke Continent doch jetzt mit dieser Karlsinszenierung zu Aachen dankbar dazu nutzen will, die verfahrene europäische Community zumindest moralisch wieder aufzurichten - sozusagen - dringend braucht. Die Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit die Zelenskyj perfekt medial inszeniert - ist in seiner Zielgruppe wirksam eingeschlagen und der ukrainische Präsident lässt sich dafür zurecht feiern. Er macht tatsächlich einen guten Job. Die Befindlichkeiten Europas, die von der Deutungshoheit der öffentlichen Debatte wie von Mainstreammedien getragen sind hängen derweil mehr von der Präsidentschaft Zelenskyj`s ab, als Europa lieb sein kann.

Von Statur viel kleiner (Karl muss über 1,80 gewesen sein, galt seinerzeit als Riese), doch medial ständig unter Strom, hat sich der Zwerg Zelenskyj propagandistisch zum Riesen entwickelt. But it sells - wie man sieht! Die Umsätze sind verbucht und Gewinne landen dort, wo sie hingehören - offshore halt!

Dabei ist es sehr schade, daß die Idee einer europäischen Softpower, einer EU - welche die Balance zwischen Okzident und Orient unter Augenhöhe mit dem globalen Süden auszutarieren beabsichtigte - mit dieser hirnrissigen Veranstaltung dann wohl endgültig ausgeträumt ist. Der Imageschaden für das Kernland der EU wird lange nachwirken und seine Strahlkraft noch länger ...

Denn die Inszenierung Zelenskyj`s für den Karlspreis zu Aachen vereinigt Katholizismus und Nationalismus - gebiert eine gefährliche Melange - einer Verschwörung, quasi als rituellen Akt der Verlogenheit, der immer weiter nach Rechts driftet! Ein sehr gefährlicher Trend, der auch in den USA schon länger unterwegs ist.

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2022-12/deutschland-ukraine-selenskyi-karlspreis-ehrung-2023.html

Insgesamt lässt sich eine echt blamable Vorstellung des ökonomisch-politisch-medialen Komplex sowie der Kirchen resümieren.

Seit 1950 wird der Karlspreis also an Menschen vergeben, die sich um die Einheit Europas verdient gemacht haben. Sahra Wagenknecht hält Zelenskyj daher für ungeeignet, er sei nicht der richtige Kandidat für diese Verleihung des Karlspreises. Inwiefern hat sich der Entertainer für Europa verdient gemacht?

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/other/karlspreis-sahra-wagenknecht-h%C3%A4lt-wolodymyr-selenskyj-f%C3%BCr-ungeeignet/ar-AA1aLFbW

Weil der Krieg noch tobt - der Sieg fraglich bleibt - kommt meiner Meinung nach diese Verleihung definitiv zu früh. So dient diese Würdigung Zelenskyj`s womöglich mehr der Beruhigung der gesellschaftlichen Entourage seiner Machtzirkel, welche sich erhoffen, von der Strahlkraft eines Führers berührt zu werden damit die letzten Zweifel einer "regelbasierten" Marschrichtung ausgeräumt werden - whatever it takes!

Zuguterletzt findet dieser festliche Akt der Belebung des alten Versprechens der Konstantinischen Ordnung zwischen Staat und Kirche in eine geschlossene Veranstaltung - als Prediction - die syrische Prinzessin Europa schottet sich ab. Die Idee stirbt leise ...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Chuwawa

Neugierig- skeptisch- kritischer Freigeist mit auch unbequemer Lebenserfahrung aus sozialer, gesundheitlicher wie ökonomischer Realität.

Chuwawa

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