Geh den Gang

Literatur Ein Sammelband über Psychogeografie hilft uns, die Stadt neu zu lesen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2020

Dass zielloses Umherwandern in Städten zur „revolutionären Umgestaltung der Welt“ beitragen könnte, wie der französische Autor und Filmemacher Guy Debord einst schrieb, erscheint auf den ersten Blick vermessen. Debord war 1957 Mitbegründer der Situationistischen Internationalen, einer Gruppe von Künstlern und Intellektuellen, die auch den Begriff „Psychogeografie“ prägte, eine Mischung aus hochtrabender Avantgarde-Theorie und politischem Aktivismus. Inspiriert von den Collagen der Dadaisten und Surrealisten schnitt Debord für einen „Psychogeografischen Stadtführer für Paris“ Schnipsel aus dem Stadtplan aus und setzte sie nach dem Zufallsprinzip neu zusammen. Die dabei entstandenen Spazierrouten sollten ei