Landfrust

Gesellschaftsanalyse Enno Stahl skizziert mit „Spätkirmes“ ein Panorama desolater Dörflichkeit ohne Aussicht auf Veränderung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2017

Die Provinz, die westliche zumindest, gilt derzeit als Hort allen Übels. Sie wird verantwortlich gemacht für den Brexit, für Trump und für das Erstarken der AfD. Die Dörfer, so scheint es, sind voll von Pegida-Sympathisanten und Front-National-Wählern. Wobei: Voll sind sie eigentlich nicht, denn viele sind weggezogen. Wer geblieben ist, ist alt. Und wer nicht weggezogen und nicht alt ist, muss zumindest ungebildet sein. Kurz: Die Provinz gilt als reaktionär, gewalttätig, kleinkariert und kulturfern. Sie ist, wenn man so will, ein leises, alltägliches, beharrliches Sodom und Gomorra.

Enno Stahl, 1962 geboren, Romancier und Literaturwissenschaftler, ist als einer der wenigen wirklich politischen Köpfe im deutschsprachigen Literaturbetrieb beka