Ein Finanzsektor unter öffentlicher Kontrolle und der Erlass aller die Welt drückenden Schulden – so will der US-Ökonom Michael Hudson den Finanzkapitalismus überwinden. In seinem im November auf Deutsch erscheinenden Buch Der Sektor schreibt er: „Wir müssen die unvollendete Revolution des 19. Jahrhunderts durch eine Reform der Finanzmärkte ergänzen, um die fortbestehenden Ungerechtigkeiten post-feudaler Landnahme, der Aneignung von Gemeingütern und der Schaffung von Monopol-Privilegien zu beseitigen.“ Hudson wurde 1939 in Minneapolis geboren, dem Herzen der US-Arbeiterbewegung, sein Vater gehörte zu den Führern der US-Trotzkisten. Er selbst wurde Ökonom, Wall-Street-Analyst, Regierungsberater in Griechenland, Island, Lettland, China und Fundamentalkritiker des kapitalistischen Finanzsystems. Die Vorhersage von Krisen gilt als seine größte Stärke.
der Freitag: Herr Hudson, in den USA sind Sie als ein Prophet der Apokalypse bekannt, als „Dr. Doom“. Wie kam es dazu?
Michael Hudson: Ich erhielt den Namen in den späten 1970ern – zusammen mit meinen beiden Kollegen Albert Wohnilower und Henry Kaufman. Uns drei hatte wiederum Herman Kahn zusammengebracht, Kahn hat mehrere US-Regierungen beraten und war das Vorbild für Stanley Kubricks Protagonisten in dessen Film Dr. Seltsam. Kaufman, Wohnilower und ich debattierten, wie es dazu kommen könnte, dass Staaten ihre Schulden nicht zurückzahlen.
Zur Person
Michael Hudson, 77, forscht an der University of Missouri in Kansas City zu den Themen Schulden und Geld sowie zur Geschichte des Finanzwesens. Er ist als Ana- lyst und Vortragsredner tätig, jüngst etwa vor einem Kreis von Investmentbankern in Frankfurt am Main. Hudson ist Präsident des „Institute for the Study of Long-Term Economic Trends“. Sein neues Buch Der Sektor. Warum die globale Finanzwirtschaft uns zerstört erscheint am 12. November (Klett-Cotta, 670 S., 26,95 €)
Wie konnten Sie etwa wissen, dass die lateinamerikanische Schuldenkrise 1982 explodieren würde?
Ich arbeitete bei der Bank Chase Manhattan und mein erster Job war es, die Zahlungsbilanzen von Argentinien, Brasilien und Chile zu analysieren. Wir wollten wissen, wie lange diese Staaten ihre Schulden bedienen konnten, solange ihre Handelsbilanz gegenüber den Gläubigerländern so schlecht war. Für mich war es offensichtlich, dass alle drei Staaten überschuldet waren. Dann hatten wir mit Chase Manhattan ein Treffen bei der US-Notenbank Federal Reserve. Im Wesentlichen sagten sie uns, sie wären bereit, jedes Land zu unterstützen, das Kommunisten tötet, Landreformen verhindert und Gewerkschaften bekämpft. Also würden die überschuldeten Länder nur bezahlen können, weil die USA ihnen Geld leihen würden.
Dann wäre in Sachen Schulden doch alles gut gewesen.
Nein. Ich sagte, dies wäre dann eine politische Entscheidung und meine Untersuchung dadurch nicht notwendig. Ich arbeitete dann für das Ausbildungs- und Forschungsinstitut der UNO. Da schrieb ich Ende der 70er eine Reihe von Artikeln darüber, dass die Länder der Dritten Welt ihre Schulden nicht bezahlen können. Konkret: Mexiko.
Im August 1982 erklärte Mexiko tatsächlich, es werde nun seinen Schuldendienst einstellen.
Richtig. Aber meine Prognose hatte für großes Aufsehen gesorgt. Bei einer Konferenz in Mexiko ist mir vorgeworfen worden, ich würde Misstrauen gegenüber Mexiko schüren. Ich drohte, die Konferenz mit der gesamten US-Delegation zu verlassen und verlangte eine sofortige Entschuldigung, denn der Vorwurf war eine bösartige Verfälschung meiner Argumentation. Später am Abend wurden die US-Amerikaner verprügelt, ich selbst zum Glück nicht. Aber so kontrovers war damals die Idee, dass ein Staat zahlungsunfähig werden könnte.
Stimmt es, dass Sie 2006 die US-Hypothekenkrise prophezeiten?
Ich werde als einer der führenden Ökonomen zitiert, die diese Krise vorausgesehen haben, ja. Der Grund dafür ist aber nicht, dass ich etwas wusste, was andere nicht wussten. Ich war Professor, sehr präsent in den Medien und sagte eben laut, was alle wussten. Jeder wusste, dass es Anlagebetrug gab.
Welche Blase wird als Nächstes platzen?
Ich sehe einen langsamen Abstieg für Europa kommen. Dort kaufen US-Investoren gerade eine Menge Grundbesitz, vor allem in Deutschland. Sie treiben die Mieten hoch, kaufen die Energieversorgung auf. Die USA wollen verhindern, dass Europa im post-sowjetischen Raum investiert. Die Ukraine etwa soll als Investitionsstandort für George Soros freigehalten werden. Es wird keinen plötzlichen Crash geben, es wird eine langsame Entwicklung sein. Solange ihr hier Politiker habt, die sich mehr um Geld aus den USA sorgen als um eigene Wähler, solange die EU statt pro-europäischer Wachstumspolitik US-Außen-politik betreibt, wird es in diese Richtung gehen. Wenn es mit der Austerität in Europa so weitergeht, werdet ihr kränker werden, früher sterben und immer höhere Selbstmordraten haben.
Na ja. In Südeuropa gibt es ja nun immerhin ein paar Mitte-links-Regierungen, die für Alternativen zur Austerität sorgen könnten.
Nein, können sie absolut nicht. Die Politik der sozialdemokratischen Parteien ist das Gegenteil von dem, was sie vor 100 Jahren war. Damals waren sie für öffentliche Investitionen und den Ausbau der Infrastruktur. Sie wollten Straßen oder Gesundheitsversorgung zu geringen Preisen zur Verfügung stellen und damit die Wirtschaft konkurrenzfähiger machen. Heute sind doch alle Sozialdemokraten für Privatisierung. Die Linke ist auf die Seite der Rechten gezogen. Sie wurde zu Thatcher auf Steroiden. Es gibt zurzeit keine politische Linke.
Wo stehen Sie denn politisch?
Die Einzigen, die über Finanzwirtschaft sprechen, sind überraschenderweise die Konservativen. Die meisten meiner Kunden sind Leute von der Wall Street, die den Republikanern nahestehen. Auch Donald Trump habe ich mal beraten. Deswegen werde ich manchmal als konservativer Ökonom angesehen und nicht als Linker. Die Demokraten unterstütze ich nicht, weil sie die Partei der Wall Street sind.
Sind Sie etwa Republikaner?
Ich werde weder als Republikaner noch als Demokrat eingeschätzt. Und auch die Finanzwirtschaft ist weder rechts noch links, sondern sie passiert einfach. Die einzigen, die darüber sprechen, sind Republikaner. Denn wenn Linke über die Finanzwirtschaft sprechen, dann machen sie keine Karriere, sie erhalten keine Fördermittel von den großen Stiftungen.
Sie werden es nicht glauben, aber wir haben hier noch den ein oder anderen Linken, der für öffentliche Investitionen und gegen die Macht der Finanzwirtschaft ist.
Ach, ich kenne fast nur Linke, die über Frauen- und Bürgerrechte und über LGBTIQ sprechen, aber nicht über Fiskalpolitik und den Finanzsektor. Ich sehe weder in den USA noch in Europa einen einflussreichen Politiker der Linken, der über Schulden spricht. Darüber, dass es in demokratischen und liberalen Gesellschaften seit der Antike immer auch Modelle des Schuldenerlasses gab.
Waren Sie nicht vor fünf Jahren bei Occupy Wall Street?
Ja. Aber das war weder links noch rechts, weder demokratisch noch republikanisch. Der Anthropologe David Graeber, der mein Freund ist, tat alles, um zu verhindern, dass die Demokraten die Occupy-Bewegung schlucken.
Aber seit Beginn der Finanzkrise hat es doch die ein oder andere sinnvolle Regulierung gegeben.
Regulierung ist völlig egal, werden die Gesetze nicht angewendet. In den USA gibt es eine Menge Gesetze gegen Betrug. Das FBI sagte schon 2004, dass wir die größte Welle von Anlagebetrug in der US-Geschichte erleben. Doch Alan Greenspan, der damalige Fed-Chef, und die Neoliberalen meinten, dass Betrug Teil der Wirtschaft sei und dieser Anlagebetrug deshalb nicht verfolgt werden müsse, denn Betrug führe zu Reichtum und Wachstum. Sie entschieden sich, keinen Banker zur Verantwortung zu ziehen. Niemand musste etwas zurückzahlen, keiner ging etwa ins Gefängnis, alle blieben auf freiem Fuß. Das Gleiche in Europa. Viele Politiker und Richter arbeiten für die Betrüger und eben nicht für die Bevölkerung. So funktioniert die US-Wirtschaft bis heute.
Jetzt machen Sie mal einen Punkt. Wegen der Verhandlungen mit dem US-Justizministerium über Strafen für die Hypothekendeals der Deutschen Bank vor 2008 rechnen inzwischen viele mit dem Kollaps des Instituts.
Ich bitte Sie. Die Deutsche Bank ist nur ein Gebäude. Das Gebäude steht immer noch. Sind Vorstände der Bank bestraft worden?
Bislang nicht. Aber es gab und gibt teure Gerichtsverfahren, die Deutsche Bank muss Milliarden in ihren Bilanzen zurückstellen, sie steht vor dem Kollaps.
Ja, aber Sie sagen es doch selbst: Kein Vorstand ist bestraft worden. Wie um alles in der Welt können Sie als Journalist dann nur sagen, die Deutsche Bank sei bestraft worden? Entweder ist die Bank als Ganzes schuld – in diesem Fall müssten Sie das Gebäude abreißen lassen. Oder die Vorstände sind schuldig. Dann müssten Sie sie ins Gefängnis werfen. Ohne all das müssen die Konsequenzen nur die Anleger tragen. Sie bekommen eine geringere Dividende. Wenn Sie sagen, es sei da jemand bestraft worden, wenn wirklich niemand der Verantwortlichen bestraft wurde, dann ist das verrückt und Sie leben in einer Orwell’schen Welt, in der Begriffe nichts mehr bedeuten.
Vervollständigen Sie bitte den Satz „Wenn Hillary Clinton die Wahl gewinnt …“
… dann, so fürchten viele, kann es zu einer Eskalation des Konfliktes mit Russland kommen, ebenso zu harter, neokonservativer Politik, die in Steuererleichterungen für die Wall Street, dem Abbau sozialer Sicherheit und dem Verlust von Bürgerrechten besteht. Clintons Regierung wäre eine Regierung der Geheimhaltung. Und ihr steht der Sinn nach Rache an all jenen, die sie nicht unterstützen oder ihr nicht trauen.
Wenn Donald Trump gewinnt …
Keiner weiß, was er tun würde. Aber seine Unfähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, wird ihn isolieren, er wird nichts durchsetzen können. Darum ist Trump die beste Wahl. Die Welt braucht einen ineffektiven US-Präsidenten, weil der in Anbetracht des aktuellen Gangs der Geschichte seinem Land wie dem Rest noch den geringsten Schaden zufügen wird.
Kommentare 52
boing.
hudson spricht klartext, man kann ihm darin folgen oder nicht.
aus meiner sicht hat er das fundamentale im auge, die geldwirtschaft, die eigentumsverhältnisse und die großen linien der geopolitik. dies alles kontexutalisiert.
und ein paar interessante insiderinfos noch obendrauf.
gutes interview, mehr davon.
"Doch Alan Greenspan, der damalige Fed-Chef, und die Neoliberalen meinten, dass Betrug Teil der Wirtschaft sei und dieser Anlagebetrug deshalb nicht verfolgt werden müsse, denn Betrug führe zu Reichtum und Wachstum."
Für mich der Kernsatz, der die Verkommenheit dieser Gesellschaftsform auf den Punkt bringt!
In der Tat - Klartext - und alle können es betrachten.
Einzig, um im Spiel halbwegs angenehm mitspielen zu dürfen, muss man sich eben so wie die drei Affen verhalten - bis auf ein paar wenige, wie Hudson, die sich das System als Plaudertaschen vorhält, Leute die den Irrsinn aussprechen dürfen, doch niemals wirklich etwas bewirken werden.
Bezüglich der US-Wahl hat er, meiner Ansicht nach, genau den Punkt getroffen - Trump wäre eine wirre Figur im Weißen Haus, die etwas Sand ins Getriebe bringt, Hillary wird zur perfekten Dienstperson, die Klofrau der Wall-Street, die auch die letzten Kackkrümel vom Volk aufschlecken lässt, auf dass die Spühlung reibungslos gluckst.
Blut und Dreck fressen, das sollen die Massen, auf dass die Gewinner ihre Fratzen in den blanken Fassaden eitel betrachten können.
Tja, auch Hudson steht im Sold der etablierten Verbrecher, insofern ist er noch verlogener als Clinton - da er einen Teufel wollte, sein Status käme ins wanken! Wobei er ist ein alter Sack, dem seine Pumpe wohl bald ernste Probleme bereiten dürfte - und ein Kinderherz aus Südamerika alleine wird ihn nicht retten!
das interessantere Gespräch:
http://michael-hudson.com/2016/10/election-choices/
"(Wir) debattierten, wie es dazu kommen könnte, dass Staaten ihre Schulden nicht zurückzahlen."
Leider wird im Interview nicht behandelt, ob er damals in den Debatten zu Erkenntnissen kam "wie es kommt". Aber nun kommt er also zu der Empfehlung, dass weltweit alle Staats-Schulden gestrichen werden. Das spricht eher dafür, dass er keine Antwort fand.
Nun eine weitere Frage: Werden Staaten weiterhin Anleihen platzieren können, wenn der Geldgeber weiss, dass er sein Geld nicht wiedersieht?
Darauf trinke ich erstmal einen Schnaps, oder zwei ...
"Ach, ich kenne fast nur Linke, die über Frauen- und Bürgerrechte und über LGBTIQ sprechen ..."
Ein wirklich auffälliger Trend. Glücklicherweise hat er mit "fast" recht.
„Wenn Hillary Clinton die Wahl gewinnt …
… dann, so fürchten viele, kann es zu einer Eskalation des Konfliktes mit Russland kommen, ebenso zu harter, neokonservativer Politik, die in Steuererleichterungen für die Wall Street, dem Abbau sozialer Sicherheit und dem Verlust von Bürgerrechten besteht. Clintons Regierung wäre eine Regierung der Geheimhaltung."
Um das zu vertuschen, tut Sie wie die zuvor genannten "Linken". Sie spricht hauptsächlich "über Frauen- und Bürgerrechte und über LGBTIQ"
Glücklicherweise erkennen diesen Trick immer mehr Frauen und Bürgerrechtler und LGBTIQ. Zum Beispiel sagt Susan Sarandon: "I don't vote with my vagina."
Der typische institutionelle "Geldgeber" will "sein" Geld (was meistens überhaupt nicht "sein" Geld ist) sowieso nicht zurück. Er hat sowieso zu viel davon.
Solange diese "Geldgeber" langfristig ihre Zinsen und Renditen bekommen wollen die überhaupt nicht, dass Staaten ihre Schulden abbauen, denn das würde natürlich bedeuten, dass keine Zinsen mehr zu kassieren sind. Kritisch wird es nur, wenn Staaten die Zinsen nicht mehr zahlen können.
Ungefähr 10% des Bundeshaushalts (ohne Länder und Gemeinden) geht in den Schuldendienst, wird also an Zinsen gezahlt. Das ist eine fette Summe, und die Geldgeber wollen nicht, dass das weniger wird. Ist doch ideal, Steuern zahlt man nicht weil Briefkastenfirma in den US, aber man bekommt trotzdem 10% von allen Beträgen, die der Staat von den Bürgern kassiert. :)
Über Europa weiß er genauso wenig wie fast alle US-Amerikaner, inklusive der 'Intellektuellen'. Sonst brauchbares Interview, gerade was die Fragen 'es haben Alle gewusst' und 'kein Bankvorstand wurde bestraft' angeht.
Sein Optimismus bzgl. Trump in Ehren, aber es wäre interessanter etwas darüber zu erfahren, wer in diesem Fall real die Politik bestimmen würde. Würde die US-Bevölkerung diese Ineffektivität einfach so hinnehmen, und wenn nein: Was würde die Regierung tun, um sie von den realen Problemen abzulenken?
|| Leider wird im Interview nicht behandelt, ob er damals in den Debatten zu Erkenntnissen kam "wie es kommt". ||
Für die 82ger Mexiko- & Lat.-Am.-Krise:
Das einmalig hohe Zinsniveau, das Reagan & Fed auf bis zu 20% für den $-LEIT-Zins in kurzer Zeit angehoben hatten und zu dem sich auch nur die allerwenigsten, nämlich allerbesten, Schuldner ohne weitere saftige Aufschläge in Dollar verschulden konnten.
Die Mexiko- & LA-Schulden waren auf "(Trommel-)Revolver-Finanzierung" angelegt: Langfristiger Finanzierungsbedarf wurde mit kurz- u. mittelfristigen Papieren bzw. mit flexiblen Zinssätzen kreditiert, - auch, weil in den 70gern eine solche Zinshöhe nicht/kaum für möglich gehalten wurde.
Da mußten auch hiesige Staatspapiere einiges an Zinsen bieten, - gut für Lebensversicherer und die anderen Sparformen kleiner/mittlerer Leute zur Altersvorsorge, die einerseits der Inflation ein Schnippchen schlagen konnten, andererseits auf der Kreditseite zwar hohe Zinsen hatten, die Schulden aber infolge von etwas Bedienung mit langer Laufzeit, mit Fördergeldern/Zinszuschüssen/-bürgschaften UND Inflation doch relativ handhabbar blieben, - Voraussetzung: keine allzugroße gesellschaftliche Dynamik, die größere Umwertungen/Wertverschiebungen oder gar allg. Abwertungen der beliehenen Sachgüter (z. B. Immos) und Erwerbskräfte mit sich bringen (konservative Phase).
Das 20%-Zins-Signal bedeutete "Wenn irgendwo Kapital hingehört, dann in die USA" und fütterte insbesondere die dortige Informatik, die justament zu dieser Zeit in die Massen-Pus(c)hen kam.
|| Aber nun kommt er also zu der Empfehlung, dass weltweit alle Staats-Schulden gestrichen werden. Das spricht eher dafür, dass er keine Antwort fand. ||
Ja, zumal eben Euro-Staatspapiere massiv von der EZB und den NCBs gekauft werden, die Staats-Schuldner jetzt also beim eigenen Notenbankverbund verschuldet sind, - was die Crash-gefahr deutlich verringert -, und die risikoarmen Anlagen, zu denen große Teile der "Institutionellen" Anleger als Sammelstelle von kleiner u. mittlerer Leute Geld gesetzlich verpflichtet sind, sind dadurch knapper/teurer im Einkauf bei keinen oder negativen Zinsen ...
|| Nun eine weitere Frage: Werden Staaten weiterhin Anleihen platzieren können, wenn der Geldgeber weiss, dass er sein Geld nicht wiedersieht? ||
Wenn man in Zeiträumen denkt, die hier angesprochen wurden ("Antike") , dann ja, weil das Gedächtnis mit dem Alter nachläßt und das Management derjenigen "Institutionellen Anleger", für die schon qua Gesetz die Staatspapiere zentral sind, ja nicht mit eigenem Geld sondern dem der Klein- u. Mittel-Anleger operiert, und als Management vor allem an Geschäftsausweitung, nicht an Netto-Liquidationen/Bilanzschrumpfung interessiert sein kann, - die aber infolge der nunmehr älter werdenden "geburtenstarken Jahrgänge" eigentlich notwenig wäre, da alles andere in Risikobereiche führt, die den gesetzlichen Rahmen dann überschreiten würden:
Man wird deshalb über einen F.-Sektor des 21. Jhs. reden müssen, in dem die grundlegenden Erosionskräfte, die an den Akkumulaten zerren (siehe kürzl Beitrag von mir), im nahezu risikolosen Bereich guter Staatspapiere nicht wirklich durch "Staatsproduktiviät" o. ä. kompensiert werden können, und von daher eine historische Normalisierung des Schatzwesens weg von risikoloser Vermehrung hin zur natürlichen und über Jahrtausende vorherrschenden Diminuation der Schätze einzukalkulieren ist.
Große (Hedge-) Fonds wie der von Buffet u. ä. sind in Staatspapieren eigentlich "nur" zu kurz- u. mittelfristigen Spekulationen im Zusammenhang mit Währungskursen u. ä. aktiv, und da da auch eigenes Geld des Managements mit drin ist und nur ein geringer Staatspapieranteil gesetzl. vorgeschrieben ist, wenn überhaupt, wären diese von der hist. Normalisierung wohl weniger betroffen.
Letztere wäre natürlich nur bei weiterhin Null-Inflation verkraftbar, sonst wäre jedes geldnahe-risikoarme Sparen/Vorsorgen für Klein- u. Mittel-Bürger völlig unattraktiv, und da ist die Frage, ob man das wollen will, Sicherheit und relative, - sicherlich nicht proportionale !, Partizipation des Schatzaufbaus an der vorgängigen Erwerbskraft irgendwie anders sichern kann, sichern sollte usw.
Inflation und Schuldenschnitte bei den Staatspapieren sind die Haupt-Enteignungsformen bei den kleinen u. mittleren Leuten.
Die wirklich großen Privatvermögen sind stets in Realien von der Fabrik/Unternehmensanteil bis zur Immo, in Patenten, Kunstwerken, Gold u. a. angelegt, so daß Inflation da nichts macht, außer daß z. B. die (richtigen!) Immo-Werte in Geld ausgedrückt stark steigen ...
"Ich sehe einen langsamen Abstieg für Europa kommen."
Mal sehen ...
"Die USA wollen verhindern, dass Europa im post-sowjetischen Raum investiert."
Ja, das ist eine langfristige Beobachtung, die auch schon die Dt. Bank im Baltikum erfuhr.
"Die Ukraine etwa soll als Investitionsstandort für George Soros freigehalten werden."
Das hatte ich bisher noch nicht so explizit gelesen, ist aber sehr denkbar.
"Die Politik der sozialdemokratischen Parteien ist das Gegenteil von dem, was sie vor 100 Jahren war. Damals waren sie für öffentliche Investitionen und den Ausbau der Infrastruktur. Sie wollten Straßen oder Gesundheitsversorgung zu geringen Preisen zur Verfügung stellen und damit die Wirtschaft konkurrenzfähiger machen."
Das ist ja auch großteils gelungen, allerdings ist die Instandhaltung der mit der Zeit ständig/stündlich ausgenutzten Kapazität eben zunächst kapazitätsmindernd und damit kostenträchtig hinsichtlich entfallender oder sehr verteuerter Wirtschaftsleistung, - wenn man den Hickelschen Vorschlägen z. B. zur allg. Kanalisationssanierung für 150 Mrden gefolgt wäre, - zur Zeit der "Abwrackprämie" von 5 Mrden zzgl. Kurarbeiterzuschüssen -, dann hätte man für ein paar Jahre je die Hälfte unserer Städte dafür dichtmachen müssen ...
Und die allg. Gesundheitsversorgung ent-lastete die Wirtschaft nicht nur, sie be-lastete sie auch und stellt inzw. selbst einen riesigen Sektor dar, der Wirtschaftsleistungen unmittelbarer Wertigkeit für Individuen und Kollektive (Pan- u. Epidemien) schafft, was mit der Staatlichkeit nur bedingt gut zusammengeht, wie ich aus dem Pharma-Job her noch gut in Erinnerung habe. Wobei "Privatisierung" eben auch nur bedingt eine Alternative darstellt: z. T. als Benchmark nützlich ... , aber wehe man ist in (teil-) privatisierten Kliniken/Großpraxen auch noch privatversicherter Patient ...
(Das GHW ist eh nur sehr bedingt über Generalmodelle von Zwängen und Anreizen wirklich befriedigend steuerbar, alle Modelle bieten Scheunentore der Schlecht- u. Minderleistung, der Abzocke usw.)
"Heute sind doch alle Sozialdemokraten für Privatisierung."
Ja, komplett irre! Bei DEN Zinsen für Staatsschulden, muß man zugreifen, sonst steht man in 10-20 Jahren vollends als der Dumme da, denn "stark" ist eine Wirtschaft nur, wenn sie ihre Gelegenheiten wahrnimmt. Jetzt als Staat KEIN Geld aufzunehmen, signalisiert bloß, das man ÜBERHAUPT keinen Plan hat, wofür das sinnvoll und rückführbar auszugeben wäre, also daß weniger als Null-Perspektive vorhanden ist!
So gesehen ist Schäuble eben der wahre No-Future-Punk ...
Trump zu wählen brächte ich beim besten (oder bösesten) Willen nicht über mich. Aber ich sehe auch keinen Grund, ihn für eine größere Gefahr zu halten als Clinton. Trump wäre ein - in Grenzen - unkontrollierbarer Feldversuch. Soll heißen: es kann Überraschungen geben.
Dass aber der "rote Knopf" gedrückt wird, ist in seinem Fall nicht wahrscheinlicher als in Clintons.
Was in einer Situation wie dieser, die zum Nihilismus herausfordern kann (aber nicht sollte), wirklich helfen könnte, ist eine Stimme für Drittkandidaten. Aber das sagte ich ja schon. Soll ich nochmal?
Aber immer gern.;-)
Ich sorge mich (kurzfristig) weniger um den Roten Knopf als um rassistische oder faschistoide Tendenzen im Inneren. Eine marginalisierte (weiße) Bevölkerung lässt sich damit zufriedenstellen, wenn sie schon keine Besserung der eigenen Lebensumstände bekommt.
Wirtschaftlich werden die AmerikanerInnen den Gürtel deutlich 'enger schnallen' müssen. Die Preise werden steigen, die unteren Löhne müssen mithalten, der Dollar nach und nach abwerten - dann können sie auch wieder im Inland produzieren und ihre Wirtschaft 'great again' (& sustainable hoffe ich) machen. Wer kann das eher durchsetzen und die Menschen dabei mitnehmen, Trump oder Clinton?
Drittkandidaten...wenn sich damit der Diskurs insgesamt beeinflussen lässt vielleicht. 10% für Stein wären ein sehr deutliches Zeichen an die nächste Administration.
danke für den link, habs mir eben angehört. in der tat das interessantere gespräch. bzw eine fortführung/erweiterung des hier angeschnittenen.
Gutes Interview, Herr Latz, danke dafür!
"Es gibt zurzeit keine politische Linke."
Leider muss ich Herrn Hudson in Vielem zustimmen, auch bei dieser Aussage, obwohl ich den zitierten Satz aus dem Interview hier etwas abwandeln möchte: "Es gibt zur Zeit keine wirtschaftspolitische Linke."
Gesellschaftspolitisch hat das linke und grüne Spektrum gewonnen, es bestimmt den gesellschaftspolitischen Zeitgeist - zumindest solange es um die veröffentlichte Meinung geht.
Der Zwergenaufstand über den Vortrag von Oettinger vor ein paar Tagen hat das mal wieder schön bewiesen. Ein Depp macht ein paar komische Witze und schon schaltet der Mainstream in den Hyperdrive und schiesst aus allen Rohren mit Sexismus, Homophobie und Rassismus auf alles was sich irgendwie abseits vom Mainstream bewegt.
Wirtschaftspolitisch jedoch herrscht eher das Schweigen im linken Parteienspektrum. Die ehemals grossen sozialdemokratischen Parteien in vielen Ländern Europas sind wirtschaftspolitisch nicht mehr von den Konservativen zu unterscheiden und die linke Opposition wird zu sehr von gesellschaftspolitischen Fragen dominiert. Dazu kommt, dass bei der oppositionellen Linken auch einfach zuwenig Kompetenz in wirtschaftspolitischen Fragen vorhanden ist. Und die wenigen wirtschaftspolitisch Kompetenten kriegen dafür eher eine Torte ins Gesicht. :)
Ist schon komisch, die derzeit in Westeuropa wohl grösste politische Partei mit einer explizit linken Wirtschaftspolitik ist wohl eine rechte Partei, nämlich der Front National.
Dazu liefert der Beitrag von gestern Abend in ZDFzoom gutes Anschauungsmaterial: USA - Die gekaufte Demokratie?
„Politik in den USA ist zum Kampf der Milliardäre um politischen Einfluss geworden, bestimmt von Großspendern in beiden politischen Lagern. Wall Street und Industrie-Giganten, die die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten wollen, nutzen dabei ein politisches System aus, das dafür extrem anfällig ist. Vom Sheriff über Abgeordnete bis zum Präsidenten sind die Kandidaten alle bei ihren Wahlkämpfen auf private Spenden angewiesen. Mit abstrusen und gefährlichen Folgen für den demokratischen Prozess.“
Mit konkreten Beispielen. Sehr sehenswert.
Man kann das Resultat von 30 Jahren Neoliberalismus besichtigen.
Wer kann das eher durchsetzen und die Menschen dabei mitnehmen, Trump oder Clinton?
Können Sie diese Frage beantworten? Ich nicht. Es sind unchartered waters, die die USA mit diesem möglicherweise bipolaren Wahlmenü betreten. Wenn das Establishment beschlossen hat, es sei Zeit für Experimente (denn dass nur Clinton zur Wahl stehe, meinen sie ja wohl nicht ernst), ist es halt Zeit für Experimente.
... als um rassistische oder faschistoide Tendenzen im Inneren.
Ihre Sorge finde ich nicht unbegründet - aber die amerikanische Provinz muss auch ohne gutes Zureden aus dem Weißen Haus und der Mainstreampresse begreifen können, dass man sich nicht gegenseitig aufgrund seiner Hautfarbe erschießt oder totschlägt. Langfristig dürfen wir unsere Hoffnung aus mehr als diesem Grund nicht auf Sedativpropaganda setzen. Und ehrlich gesagt: ich traue der amerikanischen Basis, jeweils vor Ort, auch durchaus zu, mit ihren Konflikten konstruktiv umzugehen. Mit dem Weißen Haus wird in den nächsten vier Jahren ohnehin kein Staat zu machen sein.
Wirtschaftlich werden die AmerikanerInnen den Gürtel deutlich 'enger schnallen' müssen.
Kommt darauf an. Wenn Menschen, die heute schon/noch auf das Supplemental Nutrition Assistance Program angewiesen sind, den Gürtel noch enger schnallen sollen, knallt es bestimmt.
Davon ginge m. E. eine größere Gefahr für den Landesfrieden aus, als von einer kommunikationsunfähigen Verbalhaubitze im Oval Office.
Drittkandidaten...wenn sich damit der Diskurs insgesamt beeinflussen lässt vielleicht. 10% für Stein wären ein sehr deutliches Zeichen an die nächste Administration.
→Eben.
Im aktuellen Freitag schreibt KONRAD EGE unter "Gefahr von innen"
Nicht, dass in den USA die Demokratie auch nur annähernd perfekt wäre: Doch knapp eine Woche vor der Präsidentenwahl lässt sich die Angst nicht wegwischen, dass die Demokratie, wie man sie nun einmal hat, als Illusion und Realität, zerbrechlicher ist als gern angenommen. Bedroht wird sie von Zeitgenossen, die weniger Demokratie wollen oder zumindest in Kauf nehmen.
Sperrt sie ein, lock her up, wird gegrölt bei Donald-Trump-Wahlmeetings. Gemeint ist die demokratische Kandidatin.
Links von der Mitte war der Wahlkampf geprägt von einer eigentümlichen Gleichsetzung: Trump sei schrecklich, klar, doch Clinton auch – eine verfehlte Wahrnehmung. Wer meint, man könnte mit dem Gedanken spielen, aus Protest oder persönlichen Reinheitsgründen für einen dritten Kandidaten zu stimmen oder zu Hause zu bleiben, möge ein paar Schritte gehen in den Schuhen von muslimischen Mitbürgern oder Millionen Einwanderern ohne Papiere.
Amerika ist damit konfrontiert, dass rund die Hälfte der Wähler bereit ist, für einen Mann wie Trump zu stimmen. Viele seiner Anhänger werden die Legitimität einer Präsidentin Clinton nie und nimmer anerkennen. Mit Impeachment-Verfahren ist wohl zu rechnen. Verliert Trump, dürfen Schusswaffenläden auf einem Kundenansturm hoffen.
Deshalb darf nicht sein, was sein kann und Trump heißt.
Keiner weiß, was er tun würde. Aber seine Unfähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, wird ihn isolieren, er wird nichts durchsetzen können. Darum ist Trump die beste Wahl. Die Welt braucht einen ineffektiven US-Präsidenten, weil der in Anbetracht des aktuellen Gangs der Geschichte seinem Land wie dem Rest noch den geringsten Schaden zufügen wird.
Überzeugender, als mit dieser Meinung, kann man sich selbst nicht diskreditieren.
Können Sie diese Frage beantworten?
Nein. Meine Vermutung tendiert zu Clinton, da Trump den reaktionäreren Teil der Eliten zu verkörpern scheint, aber...
Wenn Menschen, die heute schon/noch auf das Supplemental Nutrition Assistance Program angewiesen sind, den Gürtel noch enger schnallen sollen, knallt es bestimmt.
Das war volkswirtschaftlich gemeint - ich hatte ja auch extra geschrieben, dass die niedrigen Einkommen steigen müssen, Stichwort 15$ Mindestlohn (oder 20). Als gesamte Bevölkerung müssen sie aber tatsächlich 'sparen' - alternativlos. Das werden sie auch, die Frage ist wie dieser Prozess abläuft.
ohne gutes Zureden aus dem Weißen Haus und der Mainstreampresse
Meine Sorge ist eher, dass ihnen von dort 'schlecht zugeredet' werden könnte, um sie bei Laune zu halten - divide et impera eben. Ja, ich traue ihnen das prinzipiell auch zu, aber die Politik muss dafür halbwegs brauchbare Rahmenbedingungen setzen, statt Öl ins Feuer gesellschaftlicher Konflikte zu gießen. Was ich Trump und seinen Milliardärsfreunden zutraue, rein aus Gründen der Ablenkung, um keine echten Reformen/ Umverteilung angehen zu müssen.
Verbalhaubitze
Gibt es in dFC eine Rubrik 'Wort der Woche'? ;-)
Nein. Meine Vermutung tendiert zu Clinton, da Trump den reaktionäreren Teil der Eliten zu verkörpern scheint, aber...
... aber zum einen besteht die Chance, dass ein Präsident Trump die reaktionäre Agenda in Misskredit bringt, und zum anderen die missliche Wahrscheinlichkeit, dass eine Präsidentin Clinton eine progressive Agenda in Misskredit bringt.
Richard Zietz hat →dort einen Beitrag zu mutmaßlichen Pro-Trump/Anti-Clinton-Connections geschrieben. Keine ganz oder fast erfolgreiche Präsidentschaftskandiatur (Sieg oder 2. Platz) ist Zufall. Aber Clintons erste Schwäche drückt sich schon darin aus, dass sie sich für eine gute (genauer: die einzig angemessene) Kandidatin der Demokraten hielt. Es sind nicht Trump und seine Connection, die Clinton schwächen. Clinton ist eine schwache Kandidatin, und wird ggfs. eine schwache Präsidentin sein.
Das war volkswirtschaftlich gemeint - ich hatte ja auch extra geschrieben, dass die niedrigen Einkommen steigen müssen,
OK, habe ich verstanden.Gibt es in dFC eine Rubrik 'Wort der Woche'? ;-)
Ich wollte mich gerade für eine entsprechende Auszeichnung ins Gespräch bringen, habe aber vorher nochmal schnell gegoogelt. Leider hat schon jemand den Begriff vor mir verwendet.
Schmerzzerrissen: JR.
Danke fuer das Interview, interessante Details.
Insbesondere wenn man das ein oder andere Hautnah erlebt hat...
Wenn der Geldgeber - welcher Art auch immer - seine in Staatsanleihen gesteckten Investitionen verliert, ist ihm das keineswegs egal.
(Fragen Sie einen Depotmanager bei einer Lebensversicherung!!!)
Ihre Zahlen sind sicherlich richtig. Dass Zinsen gezahlt werden müssen, ist eine Folge der Schuldenfinanzierung der Öffentlichen Haushalte. Ich las für 2015 Staatseinnahmen in Höhe von 1.349,91 Mrd. €, Staatsausgaben von 1.328,70 Mrd. €, Zinszahlungen von 44 Mrd. €.
http://www.haushaltssteuerung.de/staatsverschuldung-deutschland-europa.html#zinsausgaben
Ob es sinnvoll ist, wenn die Öffentlichen Körperschaften für ihre Ausgaben Schuldern aufnehmen? Die Alternative wäre, nicht antizyklisch investieren zu können. Für die Sparer waren Bundesanleihen früher attraktiv. Heute wird man gedrängt, in den Aktienmarkt zu gehen und diese Blase weiter zu pushen, oder in den überteuerten Wohnungsmarkt. Beides halte ich für dubios.
Danke für die ausführlichen Aussagen; habe ich mit Interesse gelesen.
Zu: "Heute sind doch alle Sozialdemokraten für Privatisierung."
Diese Mode ist doch seit rd. 10 Jahren ziemlich vorbei, und auch die letzten Nachzügler haben erfahren müssen, dass Privatisierung nur in wenigen Bereichen sinnvoll ist. Selbst was die Liegenschaften angeht jammern heute die Kommunalos den Fehlern der Vergangenheit hinterher. Und auch die Wasserbetriebe wollen die meisten Sozis zurück unter städtische Regie.
Dass Post und DB privatisiert wurden, kann man bedauern, die schlechte Bahnpolitik gab es schon vor der Umwandlung in AGs; andererseits könnte man auch jetzt bessere Bahnpolitik machen. Grundsätzlich ist die Trennung von Netz und Betrieb als Voraussetzung für die - oft sehr gute - Konkurrenz richtig.
Ich stelle mir vor, welche Telefonqualität wir hätten mit der alten Bundespost.
Bei Clinton habe ich halt die vage Hoffnung, dass die DemokratInnen im Kongress sie unter Druck setzen könnten. Richtig ist allerdings auch, dass ein reaktionärer Rassist u.U. Menschen besser 'mitnehmen' und eine leidlich erfolgreiche Wirtschaftspolitik machen kann. Aber wohin führt dieser Rassismus innen- und ggf. auch außenpolitisch?
Mein Eindruck ist nach wie vor, dass Trump viel mehr 'Establishment' hinter sich hat, als offiziell behauptet wird - aber weil ihm das eher schaden würde, halten die öffentlich die Klappe. Ein Goldman-Finanzminister, MIC-Berater, pro-Trump-Stimmung auf Finanzwebsites...
Clinton ist eine schwache Kandidatin, und wird ggfs. eine schwache Präsidentin sein.
Das ist ein interessanter Punkt. Stimmt, allein dass HRC sich als 'unvermeidlich' inszeniert hat, spricht gegen ihre Eignung. Aber stark oder schwach - was wäre eigentlich wünschenswert? Hudson meint, es bräuchte einen 'ineffektiven' Präs. Da bin ich mir nicht so sicher - die USA befinden sich in einer schwierigen Übergangsphase, und da würde ich mir einen starken Füh...Präsident/in wünschen, die oder der das Land in 'wir schaffen das'-Manier da durchsteuert und halbwegs unabhängig von den Einflüsterungen irgendwelcher Lobbies und Thinktanks ist.
GWB hat dem globalen Ansehen der USA und ihrer Stellung in der Welt nachhaltig geschadet - Trump wäre ihr Sargnagel. Dass Russland das gut findet, sollte nicht überraschen.
GWB hat dem globalen Ansehen der USA und ihrer Stellung in der Welt nachhaltig geschadet - Trump wäre ihr Sargnagel. Dass Russland das gut findet, sollte nicht überraschen.
Das sind alles Punkte, die von einem europäischen Standpunkt aus stimmen dürften, und zum Teil auch von einem chinesischen. In vielen afrikanischen Ländern dürfte GWB aber einer der populärsten US-Präsidenten seit 1950 gewesen sein (nicht zuletzt aufgrund seines Konservatismus), und ich vermute, Obamas Image in Russland ist deutlich schlechter als GWBs.
Aber stark oder schwach - was wäre eigentlich wünschenswert?
Stark/schwach habe ich in meinem vorigen Kommentar wohl nicht definiert. Was ich meine: GWB war ein schwacher Präsident, weil er sehr beeinflussbar war - weit mehr als Obama. auch eine arrogante, womöglich geopolitisch aggressive, Präsidentin Clinton kann schwach sein. Es ist ja nicht nur Trump, der offenbar zur Selbstüberschätzung neigt.
Beide, C. und T., haben einen Wahlkampf hingelegt, der eher zum Kotzen als zum Kommentieren einlädt. Insofern meine ich die "Empfehlung", Jill Stein zu wählen, völlig ernst. Die zusammen mit einer demokratischen Mehrheit wäre die bestmögliche Wahl: es gibt keinen Grund, aus "taktischen" Gründen einen der beiden hauptsächlichen Kandidaten zu unterstützen.
Mein Eindruck ist nach wie vor, dass Trump viel mehr 'Establishment' hinter sich hat, als offiziell behauptet wird
Ja, definitiv. Wer glaubt, mit Trump einen Punk zu wählen, vertut sich.
"Wenn der Geldgeber - welcher Art auch immer - seine in Staatsanleihen gesteckten Investitionen verliert, ist ihm das keineswegs egal.
(Fragen Sie einen Depotmanager bei einer Lebensversicherung!!!)"
Hehe, ich hatte auch nicht geschrieben, dass es ihm egal ist und er seine Investition verlieren will, natürlich will er das nicht, da haben Sie vollkommen recht. Aber ich sprach von institutionellen Anlegern und Geld, also liquiden Mitteln.
Und der institutionelle Investor wird wenn die Staatsanleihe fällig wird sofort eine neue kaufen. So gesehen bleibt das Geld genau da wo es vor der Fälligkeit auch war.
Ansonsten stimme ich Ihnen natürlich zu, dass antizyklisch investieren sinnvoll ist. Leider haben es sich die Politiker jedoch angewöhnt, Schulden zu machen für Bankenrettungen und alles Mögliche ohne dass viel davon wirklich investiert wird.
Sicher, dennoch lodern immer wieder PPP-Illusionen hoch. Hat wohl auch mit der Filzneigung generell zu tun, schließlich waren von der Montan-Union über Bau-, Metall- bis zu Versicherungs- und Energie-Industrien usw. PPPs seit je in ganz großen Schuhen unterwegs, wo auf der Public-Seite eben auch weite Strecken in sozialdemokratischen Stiefeln zurückgelegt wurden, - siehe auch VW.
Das ist alles nur Streit darüber, auf welcher Seite Korruption, INKOMPETENZ, Karrierismus etc. wohl am besten aufgehoben seien ...
Wie ich gerade las (ZEIT), wurde 1978 das Wucherverbot für Banken/Kreditinstitute in den USA aufgehoben, - das betrifft zwar nicht unmittelbar die Staatsfinanzierungen für Mittel- u. Südamerika, rundet aber das tendenzielle Bild ab.
Demnach hatten Kapazitätsausbau, Effizienz- u. Sparmaßnahmen im Energiesektor, sowie politische Weichenstellungen pro Sunna (Irak, Saudis usw.) gegen den schiitischen Iran, der gerade den von den USA so heißgeliebten Schah davon gejagt hatte (Chomeinei 1979) incl. Iran-Irakkrieg, die Schrecken der Ölverknappungen einigermaßen im Griff, während in IT, Biologie/Gentechnik (PCR seit '74) u. kommerz. Orbital-Nutzung maximale Potentiale schlummerten. Alleine eine IBM spendete über ein Jahrzehnt allein dem MIT über 1 Mrd. Dollar jährlich, - dabei wurden neben dem MIT ca. 20 weitere Forschungs-/Entwicklungszentren genauso von IBM und 20 weiteren Großspendern wie Xerox usw. alimentiert, von Militär- u. NASA-Finanzierungen noch gar nicht zu reden, zzgl. direkter Steuermittel, zzgl. Studiengebühren, zzgl. ...
Und wie man hier im Thread an der Dominanz des Clinton-Trump Themas sieht, kann die m. o. w. 'linke' Meinungsklasse offenbar immer noch nicht über den Finanzsektor reden ...
In vielen afrikanischen Ländern dürfte GWB aber einer der populärsten US-Präsidenten seit 1950 gewesen sein
Interessant - das habe ich so noch nicht gehört. Auch nach seinen Kriegen noch?
Zur Definition von stark/ schwach stimme ich Ihnen zu - aber was wäre für 2017 ff wünschenswert?
es gibt keinen Grund, aus "taktischen" Gründen...
Darüber lässt sich m.E. streiten - es kommt wirklich darauf an, unter wessen Einfluss T. stehen und was er daraufhin tun würde.
kann die m. o. w. 'linke' Meinungsklasse offenbar immer noch nicht über den Finanzsektor reden ...
Doch, kann sie - aber es gibt in diesem Bereich kaum je die Möglichkeit, irgendeinen Einfluss zu nehmen. Die Panama Papers öffnen ein seltenes window of opportunity und wir müssen aufpassen, dass es sich nicht wieder schließt. Aber z.B. die nötige IWF-Reform wird eben kommen, wenn die Zeit reif ist, egal was wir tun und sagen.
Abgesehen davon: Das Diskussionsniveau zu diesen Themen ist in aller Regel so niedrig, dass es keinen Spaß macht.
Doch, das lässt sich über GWB sagen. Die schärfsten Hardcore-Christen der Welt dürften in Afrika zu Hause sein - und davon abgesehen hat der christlich motivierte Ex-Präsident der afrikanischen Öffentlichkeit ja auch praktische Gründe gegeben, ihn positiv zu sehen.
In dem Licht stellt sich für mich auch die Frage, ob die Welt einen starken US-Präsidenten brauche. Ich glaube, die Antwort darauf hängt von den Vorstellungen ab, die einer von der Welt hat.
Ich wünsche mir einen Präsidenten (meint auch PräsidentIn), der Amerikas Realwirtschaft stärkt, der die Rüstungsquote abbaut, der politische und militärische Bündnisse mit denen sucht, denen an "demokratischen zwischenstaatlichen Beziehungen" liegt, und damit Bündnisse, die nicht hegemonial geprägt sind. Ich wünsche mir also - unter Voraussetzungen - einen starken Präsidenten, denn es gibt ein Amerika, das der Welt viel zu bieten hat.
Ein solcher Präsident muss aber auch den mit ökonomischem Unrecht geschlagenen Menschen im eigenen Land zeigen können, dass es eine Zukunft gibt, die man nicht hassen oder fürchten muss. Obama war in der Hinsicht ein ziemlich guter Präsident - wer mag, kann jetzt einwerfen, unter Blinden sei der Einäugige halt König -, und er hat, was Europäern egal sein kann, Amerikanern aber nicht, viel für den Erhalt des industriellen Kerns der amerikanischen Wirtschaft getan.
In der Hinsicht trafen die US-Bürger schon 2008 eine gute Wahl: McCain zeigte sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Probleme erstaunlich desinteressiert.
Vielleicht komme ich meiner Definition des Wunschpräsidenten so etwas näher.
Besonders die Sache mit der Aufhebung des Wucherparagrafen hat mich auch erstaunt (und in meinen Vorverdächtigungen wegen der völligen Auflösung der Bremsen in US-Finanzsektor bestätigt).
Ob es sinnvoll ist, wenn die Öffentlichen Körperschaften für ihre Ausgaben Schuldern aufnehmen? Die Alternative wäre, nicht antizyklisch investieren zu können.
Nein. Die Alternative zur andauernden Verschuldung des öffentlichen Sektors ist der Zusammenbruch der kapitalistischen Wirtschaft.
Dies wird offensichtlich, wenn man sich einmal fragt, wer dem öffentlichen Sektor eigentlich gegenübersteht. Das sind private Haushalte und private Unternehmen. Lässt man den finanziellen Austausch mit dem Ausland mal unberücksichtigt, dann ist die Bilanz dieser drei Akteure bezüglich zusätzlicher Verschuldung und spiegelbildlichem Zuwachs von Forderungen genau null. Verhält sich der öffentliche Sektor neutral, also die "schwarze Null", dann bleiben nur priavte Haushalte und Unternehmen übrig.
Private Haushalte als Gesamtheit streben immer nach dem Aufbau von Forderungen (=Geld). Für den Teil der Haushalte, die Eigentümer der (privaten) Unternehmen sind, ist das ja trivial. Der einzige Daseinszweck der Unternehmen ist es, Geld auf die Konten ihrer Eigentümer zu schaufeln. Und für den weniger gut betuchten Teil der Haushalte sind schon mangels Bonität der Verschuldung enge Grenzen gesetzt. Mehr als man in einem durchschnittlichen Arbeitsleben abzwacken kann, wird denen niemand als Kredit zugestehen. Durchbrochen wird diese Logik nur bei außergwöhnlich laxer Kreditvergabe infolge eines Immobilienbooms (andere Vermögenswerte haben "Arbeitnehmerhaushalte" ja nicht). Wir halten fest: Die Haushalte in ihrer Gesamtheit werden sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, Schulden statt Forderungen aufzutürmen.
Bleiben also die privaten Unternehmen. Diese können theoretisch durchaus jedes Jahr zusätzliche Schulden machen, um so spiegelbildlich den (Geld-)Vermögensaufbau der Haushalte zu ermöglichen. Das geht solange, wie sich den Unternehmen gewinnversprechende Investitionsmöglichkeiten bieten. Der Verschuldung von heute stehen dann, die Gewinne von morgen gegenüber. Und morgen verschuldet man sich dann noch mehr, da dringend Investitionen für Gewinne von übermorgen getätigt werden müssen. Sobald sich die Wirtschaft aber aus der Boomphase verabschiedet (z. B. durch alternde Bevölkerung, Schwund der Massenkaufkraft, etc.), stellen sich immer weniger Invetitionen als profitabel da. Am ehesten noch solche, die die Effizienz der Unternehmen erhöhen, was aber nichts anderes bedeutet, als dass den Zulieferern und Dienstleistern der nun effizienter arbeitenden Unternehmen ihrerseits die Absatzmärkte schrumpfen.
Wenn dann die öffentlichen Haushalte nicht die Rolle des dauernden Schuldners übernehmen, bricht das (private) Wirtschaftsgeschehen zusammen. Letzteres basiert ja auf der Prämisse, dass die Unternehmen Gewinne machen, welche sie an ihre Besitzer weiterreichen.
In Deutschland haben wir es nun mit der kuriosen Situation zu tun, dass alle drei Akteure (öffentlicher Sektor, private Haushalte, private Unternehmen) netto keine neuen Schulden machen, sondern Forderungen aufbauen. Wer kann das sein? Na, das Ausland natürlich. Was momentan den Laden am Laufen hält, ist die Verschuldung ausländischer Akteure bei ihren deutschen Lieferanten. Letztlich also die Verschuldung der "bösen" Defizitländer.
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Ob es sinnvoll ist, wenn die Öffentlichen Körperschaften für ihre Ausgaben Schuldern aufnehmen? Die Alternative wäre, nicht antizyklisch investieren zu können. Für die Sparer waren Bundesanleihen früher attraktiv. Heute wird man gedrängt, in den Aktienmarkt zu gehen und diese Blase weiter zu pushen, oder in den überteuerten Wohnungsmarkt. Beides halte ich für dubios. ||
"Dubios", also mit Zweifeln behaftet, ist jedwede Aggregation/Akkumulation für KÜNFTIGE Nutzung von Tausch- o. Gebrauchswerten.
Erst dann, wenn etwas zu verlieren ist, kann überhaupt die Sorge um seinen Bestand persistieren. Und wer nicht selbst darauf aufpassen kann, - zu den allg. Entropien von Realien wie auch der Zeichen, inkl. Wertzeichen, gesellt sich ja noch die Attraktivität der Wegnahme als Umverteilung, z. T. aber auch bloß der Zerstörung, um z. B. bestimmte, niedrigere, Relationen herzustellen -, der/die muß eben Herrschaft über einen Teil seiner Wertmittel abgeben, die unter anderem oft auch Machtmittel darstellen, insoweit sie Begehren auf sich ziehen bzw. induzieren.
Insoweit dieser Herrschafts- u. Machtmittelübergang marktförmig erfolgen soll, ist Regulierung - vor allem, aber nicht nur, durch Setzung von STANDARDS im FS - erforderlich, sonst werden nicht-oligarchische, nicht-clientelisch-patronal organisierte Klein- u. Mittel-Sparer bloß im Pirhana-Tümpel abgenagt.
Doch doch, es könnte äußerst "sinnvoll" sein, "wenn die Öffentlichen Körperschaften für ihre Ausgaben Schuldern aufnehmen", - und wenn sie zum Geldausgeben/für ihre Aufgaben aktuell zu blöd sind, - was man inzw. täglich im Politischen und bis hinunter in den Alltag beobachten kann (s. u. a. auch: Postfaktik) -, dann bevorratet man sich eben am besten JETZT mit billigem Geld für spätere Verwendung, - auch als Future anzubieten, der BRD z. B. zwischen 2020 u. 2030 etwas zu leihen ...
Grundsätzlich ist aber auch die Netto-Geldschöpfung, ohne Rückzahlung (und damit Vernichtung, sofern für den Kredit frisch geschöpft und nicht aus vorhandenem Geld eingesammelt wurde) künftig neu zufassen:
Bisher besteht die Nettogeldschöpfung langfristig lediglich aus nicht zurückgezahlten aber abgeschriebenen Krediten -, vergl. die bisherigen Schuldenschnitte, aus Blüten usw., so daß sich der in den letzten 40 Jahren enorm gewachsene Weltwert eben deshalb als extreme Verschuldung darstellen MUSS, - jedenfalls
a) insoweit er sich eben auch monetär, und damit potentiell demokratisch, in Kleinteile aufteilbar, flexibel und deshalb zur Solidariät in bisher noch nie gekanntem Umfang fähig, ausdrücken will, soll und kann, und
b) solange eben Nettogeldschöpfung qua Regularium nur durch Kredit-Unfall u.ä. passieren darf.
Womöglich sind den territorialen Banken in Verbindung mit den Kommunalhaushalten u. U. Nettogeldschöpfungen in Höhe bis zu 5 % eines Kommunalhaushaltes zu erlauben. An der Wirksamkeit von Sozialgeldern/Transfers z. B. zerrt bisher ja die hohe Steuer- u. Abgabenlast, die der Zirkulationssphäre in gut laufenden Systemen naturgemäß zueigen ist (und somit für den Geldbedarf und daher auch für den Geldwert hoch mitbestimmend ist) UND zugleich ein nahezu vollständiges, - unter Realzinsen sogar auch deutlich höheres -, Rückzahlungsgebot.
Das ist eine für mich sehr merkwürdige Sicht der Kreditwirtschaft.
Wenn ich arbeite und mehr verdiene, als ich Moment benötige, spare ich und verleihe das Geld (per Sparkasse oder Cloud Funding) an Konsumenten oder Unternehmen, die jetzt investieren wollen. Von dem später rückzuzahlenden Kredit kann ich dann im Alter leben. Um das Ausfallrisiko zu decken, bekomme ich Zinsen.
Das ist meine Sicht.
Das, so muss ich zugeben, ist mir zu kompliziert. An diesem Sonntagmittag in der Sonne vor´m Fenster erscheinen mir die erklärten Zusammenhänge unerfreulich dunkel. Also: Bewegung.
Vielleicht versuche ich es später noch zu durchdringen.
Das ist eine für mich sehr merkwürdige Sicht der Kreditwirtschaft.
Das ist das nicht mehr als das kleine Einmaleins.
Wenn ich arbeite und mehr verdiene, als ich Moment benötige, spare ich und verleihe das Geld (per Sparkasse oder Cloud Funding) an Konsumenten oder Unternehmen, die jetzt investieren wollen.
Ganz einfache Einwand: Die Gesamtheit der Haushalte, die Gesamtheit der öffentlichen Organe und die Gesamtheit der Unternehmen "verdienen" im Moment mehr als sie ausgeben. Ohne dass da Ausland Kredite nachfragt (als Gegenstück zu dem riesigen Exportüberschuss) gäbe es niemanden, der sich den Überschuss leihen wollte.
Und noch einen Schritt weiter: Du bekommst deinen Lohn wohl eher nicht als Bargeld ausgezahlt sondern in Form einer Banküberweisung. Damit es überhaupt etwas zu überweisen gibt, muss erstmal irgendjemand zur Bank gelaufen sein, um sich dort einen Kredit geben zu lassen. Die Basis dafür, dass du bzw. die Gesamtheit der Haushalte überhaupt mehr verdienen als sie ausgeben, ist die Nachfrage nach zusätzlichen Krediten. Ansonsten gibt es dieses Geld, was du da verdienst, gar nicht.
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kann die m. o. w. 'linke' Meinungsklasse offenbar immer noch nicht über den Finanzsektor reden ...
Doch, kann sie - aber es gibt in diesem Bereich kaum je die Möglichkeit, irgendeinen Einfluss zu nehmen. ||
Da ist meine Erfahrung eine ganz andere:
Auch da, wo die 'linke' MK in Einfluß kam, in Einfluß steht, wurde/wird nicht (hinreichend) über den F.-Sektor gesprochen, von der Kommunalpolitik über Leute wie Asmussen hin zu den mit maximalem Einfluß/Macht ausgestatteten Staats-Partei-Konstrukionen der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaften.
Erst kürzlich wieder wurde in einem Nebensatz aus der PdL/RLS-Ecke der Zuschreibungscharakter von Werten, - auch Geld -, in die Tonne verdammt, - und fäddich.
Alles, was nicht in die zynische Kurzfristscheiße passt, die den Oberlinken z. B. a la Th. Händel, Troost, R. Krämer & Co. das Hirn zukleistert, bleibt außen vor:
Händel hat auf dem letzten Treffen, anläßlich des Vortrages von Th. Paravaskepoulos ganz klar die Inflation als Ziel seiner EU-Politik beschrieben, - und zwar im Kontext der Frage nach den Wirkungen der Lohnerhöhungen der letzten Jahre!
Damit sind alsbald jene Verhältnisse wiederhergestellt, in denen es für die 'klassisch-linke' MK ordentlich was zu tun gibt, - nämlich den Inflationsverlusten hinterzustreiken usw. , - was aber eben nur noch immer weniger Leuten möglich ist, insoweit zwar Erwerbsarbeit weit verbreitet ist (ca. 51% der Gesamtbevölkerung!) aber direkte Erwerbseinkommen in den beiden unteren Fünfteln ANTEILIG immer weniger zum Haushaltsbudget/Familieneinkommen beitragen, weil Arbeitszeit (TZ & AZV), Ersetzbar- u. Verzichtbarkeit sowie gesellschaftliche Wertigkeiten, denen auch die 'linke' MK - z. T. mit Inbrunst - frönt, nicht mehr erlauben.
(Auch in den beiden Fünfteln 3. & 4. haben Transferzahlungen erheblich zugenommen, - der ANTEIL wuchs deshalb nicht sehr, weil in diesen beiden Fünfteln und darüber, die Erwerbseinkommen aus Erwerbsarbeit zugenommen haben, z. T. drastisch, -> Einkommensschere)
Kapier nicht, was Sie mir sagen wollen.
Jein...den programmatischen Punkten kann ich natürlich voll zustimmen, und ja, auch ich halte Obama für einen relativ guten Präsidenten, 100 mal besser als seine möglichen Nachfolger...
Aber stark oder schwach? Stark ist ein Präsident, der bzw. dessen Regierung ein eigenständiges Programm hat und willens und weitgehend in der Lage ist, dieses auch gegen Widerstände durchzusetzen. Ist das wünschenswert, oder sollte es eher einen weichen, wenig handlungsfähigen Präsidenten geben, der oder die sich einfach den äußeren Umständen, Erwartungen und Kräfteverhältnissen anpasst? Was ist in dieser Situation besser, ungefährlicher?
wg. Afrika: Interessant.
||Von dem später rückzuzahlenden Kredit kann ich dann im Alter leben. Um das Ausfallrisiko zu decken, bekomme ich Zinsen.||
Und die Inflation bzw. Geldwertentwicklung ist Ihnen egal ?!
Das erscheint mir doch etwas "dubios" ;-) -
üblicherweise fließen viele Faktoren/Zwecke in Zinsen ein.
Und der Sinn einer Einzahlung bei einer Sparkasse o. ä. kann auch in einfacher Aufbewahrungs- (Schutz- z. B.) - u./o. Distributions- u./o. Konzentrations-Funktion liegen. Nicht jedes Schuldverhältnis, z.B. auf Wiederherausgabe, ist auch ein Kredit. Der schließt notwendig eine gewisse Verfügbarkeit über das Gegebene beim Nehmer selbst dann ein, wenn legalerweise eine Verwendungsabsprache dazu getroffen wurde, wie das z. B. bei Hypotheken der Fall ist. (Weil sogar beim Hypothekenkredit auch eine Mißbrauchsoption enthalten ist, spielt die sog. Seriosität/Zuverlässigkeit des KN bei der K.-Vergabe eine Rolle).
Bei einerseits fehlender genereller Verfügbakeit im Konkreten, wäre es nach hiesiger - erst recht nach schariatischer - Ethik unsittlich, den KN andererseits aber in die gesamtschuldnerisch-persönliche Haftung dafür zu nehmen. Die ist aber das wichtigste Sicherungelement, indem sie sich auf ALLES des KN bis in seine künftige Erwerbskraft erstreckt, was das volle Durchschlagen der jeweiligen Projektrisiken auf die Rückzahlungsquote um den Faktor 10 verringert.
Bei der Sparaksse macht es einen Unterschied, ob Termingeld hereingenommen wird oder Spar- u. Giroguthaben bewirtschaft werden. Letztere werden zu hohem Anteil bei Notenbanken - auch über deren operative Arme, wie z. B. Landesbanken -, hinterlegt (Geldentzug aus der Zirkulation und verteilten Akkumulation) und dafür mit Kreditlinien frisch geschöpften Geldes ausgestattet (Geldeinspeisung). Das hat den Vorteil, daß
beim Scheitern einer Bank die Spar- u. Giroguthaben noch vorhanden sind, was bei reiner Durchreichung eingesammelter Termingelder und deren Ausfall ja nicht der Fall ist, weshalb diese Geschäfte nur einen kleinen Teil der Sparkassentätigkeit umfassen (dürfen, sollen) und weshalb die Bank bei Termingeldern ja selbst in gesamtschuldnerische Haftung tritt und Ausfälle eben notfalls aus irgendwelchen anderen Mitteln bestreiten muß, die ihr sonstwie zur Verfügung stehen.
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Bewegung ist gut, tut not usw., aber wo nur je ein Zehntel der wirtschaftlich bedeutenden Akteure tatsächlich verteilbare Überschüsse erwirtschaften, die für 11 Zehntel reich(t)en, kann an den Großteil der Leute auf die Dauer kein Rückzahlungsanspruch oder sogar eine Zinserwartung gestellt werden, ohne ins Schleudern zu kommen/ins Dunkle zu sehen.
Aber stark oder schwach? Stark ist ein Präsident, der bzw. dessen Regierung ein eigenständiges Programm hat und willens und weitgehend in der Lage ist, dieses auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Darum geht es bei einer Präsidentschaft. Je zielorientierter, desto weniger wahrscheinlich sind zerstörerische Abenteuer. Hätte Obama nicht "nation building at home" auf dem Schirm gehabt, hätte einem direkten Syrien-Engagement wohl nichts im Wege gestanden.
Das wäre eine sich anpassende Präsidentschaft gewesen.
Das nehme ich alles so hin, wie beschrieben, und freue mich der Realität. Für die paar lt. Alterstatistik verfügbaren Jahre reicht es, und zur Not baue ich Koartoffeln dazu.
Danke für die Erläuterungen. Als Ökonom hätte ich sie sicherlich weiter kommentiert.
Und die Inflation bzw. Geldwertentwicklung ist Ihnen egal ?!
Nein, aber im Moment gibt es keine Inflation. Und als es sie gab zB in den 70ern, waren die Zinsen hoch.
So oder so gibt es für Kreditgeber ein gewisses Plus.
Daraus schließe ich, dass Sie sich (ebenso wie ich) eineN starkeN PräsidentIn wünschen - right?
Indeed.
Vielen Dank für das Interview. Ich hatte Hudson im September in Berlin live erlebt und fande hoch interessant, was er sagte.
Ich würde mich nicht wundern, wenn - egal wie die Wahl ausgeht - ein(e) Präsident(in) in nächster Zeit ermordet würde. Die Zeichen stehen auf Sturm für jedwedes plutokratische Lager, verrückte durchgeknallte Einzeltäter (haha, Schläfer) gibt es genug, und an Waffen wie an Geheimbünden ist dort auch kein Mangel.
Was wird danach kommen? Die zweite Reihe rückt nach...
|| Und die Inflation bzw. Geldwertentwicklung ist Ihnen egal ?!
Nein, aber im Moment gibt es keine Inflation. ||
Falsch: im VorVorquartal waren es 0,5 %, im letzten 0,8 % NOMINELL.
Und REAL war/ist sie deutlich höher, etwa in Höhe der gesamten Lohn- u. Gehaltssteigerungen, und lediglich durch noch FALLENDE Energiepreise (und ein Bündel einiger kleiner Faktoren ähnlicher Richtung) auf das herrschende Nominalniveau heruntergedämpft. Dieser Effekt wird, selbst bei niedrigen, aber KONSTANTEN Energiepreisen demnächst wegfallen. Bei steigenden E-Preisen sind gut und gern 7 % pro Jahr drin, ohne solche etwa die Hälfte bis ca. 4,5 o. gar 5 %.
Wobei eben einschränkend gesagt sein muß, daß die Inflationszahlen nur zum Investitionsvergleich zw. Anlagezinsen für Altersvorsorgen und ähnliche, zur späteren Konsumtion bestimmten Akkumulationen einerseits gegenüber anderen Spar- u. Anlageformen oder auch gegenüber der aktuell-konsumtiven Verausgabung/Verteilung taugen:
Denn auf die lange Sicht gehen viele Verbessungen des Lebens, gerade auch der je Alten, z. B. qua mediz. Fortschritt u. v. a., in die Warenkörbe, die den Verbraucherpreisindex markieren, so nicht wirklich ein.
|| Und als es sie gab zB in den 70ern, waren die Zinsen hoch. ||
Wir haben schon lange keine 70ger mehr.
|| So oder so gibt es für Kreditgeber ein gewisses Plus. ||
Amen.
So sieht es also aus, wenn die LMK über den F.-Markt diskutiert: Nicht anders als auf den extrem raren "Diskussionsterminen"der PdL.
Für mich bestätigt sich insoweit die Händel gegenüber geäußerte Erwartung, daß die - ja sehr begrüßenswerten - Lohnerhöhungen, die im Löwenanteil nur leider hauptsächlich den drei obersten Fünftel der Gesellschaft zugute kommen, weil man nach wie vor auf prozentuale Erhöhungen setzte, in Gänze auf die Inflation durchschlagen, weil die von Händel u. v. a. vorausgesetzten Produktivitätssteigerungen, mit denen diese Kostenerhöhungen z. T. hätten aufgefangen werden sollen IN SUMMA für Schland u. Euro-Land gar nicht gegeben sind, sondern sogar noch negativ ausfallen! Der anderere Teil sollte in die Inflation gehen, damit weiterhin Lohnerhöhungen erkämpft werden, so daß die Leute langsam aber sicher in die Progressionszonen der Steuern rutschen und so immer mehr vom Geld beim Staat ankommt., - schade daß die Linke das nicht auch so kommuniziert, ihren potentiellen Wählern auch so sagt.
Wo Sie gegenwärtig 4,5 % oder mehr Inflation sehen, ist mir nicht klar. Die Rolle von Inflation scheint mir für eine heutige Einkommensdebatte nicht so wesentlich zu sein wie die Aspekte "Steuern" sowie "Sozialabgaben".
Steuern: Dass die unteren 40 % mehr Nettoeinkommen haben müssen, um den Grad der Ungleichheit zu reduzieren, ist wohl unumstritten. Bei den für wirtschaftliche Prozesse und für Personen (= Billiglöhner) offenen Grenzen dürfte das schwer zu relisieren sein.
Auf einen weiter steigender Einkommensteuersatz über die 42 Prozent (ab 53.666 €) hinweg bei 50 % für 100.000 müssten sich doch alle Parteien verständigen können; die sog. 5. Zone mit 45 Prozent ist doch Augenwischerei.
Und höhere Grundfreibeträge der EKSt müssten doch auch bei allen Parteien Konsens sein.
Sozialabgaben: Stabile Renten erfordern Ko-Finanzierung durch die Bundeskasse, dazu nehmen zB die Skandinavier höhere MWSt. Stabile Krankenkassenbeiträge gibt es ohne eine Rückkehr zu Halbe/Halbe-Lösung nicht.
|| Wo Sie gegenwärtig 4,5 % oder mehr Inflation sehen, ist mir nicht klar. ||
Von "gegenwärtig" war keine Rede sondern von der Zukunft, - wie das bei F.-Politik ja geboten ist ("Planung"), sowie von den heute wirksamen Tendenzen, die den F.-Markt über den Währungswert stark mitbeeinflussen.
|| Die Rolle von Inflation scheint mir für eine heutige Einkommensdebatte nicht so wesentlich zu sein wie die Aspekte "Steuern" sowie "Sozialabgaben". ||
1. ging es hier um den F.-Markt, nicht primär um eine Einkommensdebatte,
2. ist Inflation in dem Maß für Einkommen relevant, als sich dort eben Einkommensverluste hohen Ausmaßes anbahnen, besonders dort, wo keine Gegenmaßnahmen, wie z. B. ein Tarifkampf geführt werden können, - das sind i. W. Transferzahlungen.
|| Steuern: Dass die unteren 40 % mehr Nettoeinkommen haben müssen, um den Grad der Ungleichheit zu reduzieren, ist wohl unumstritten. Bei den für wirtschaftliche Prozesse und für Personen (= Billiglöhner) offenen Grenzen dürfte das schwer zu relisieren sein. ||
1. bestätigen Sie damit, daß den unteren 40% kaum Gegenmaßnahmen zur Inflation verbleiben, selbst wenn sie zum Erwerbssektor zählen.
2. Ist eine angemessene Entfaltung, besonders der Kinder, im Bereich der unteren 40% oft dann nicht mehr möglich, sobald schwierige Lebenslagen hinzutreten, - DAS ist der Grund, warum DIESE EK-Gruppe UND der größte Teil der Gesellschaft ZUSAMMEN ein dringendes Interesse an Einkommensverbesserungen der "Untersten" haben, und zunächst kaum die Verringerung der Ungleicheit: Weil sich Superreich 'ne Insel weniger kauft oder der Mittelständler sich einen Mercedes, ein Staatspapier weniger gönnt, haben die unteren Eink.-Klassen noch lange keine Entfaltungsoption MEHR, eher im Gegenteil. [DASS das so ist, hängt mit den Verteilungskriterien zusammen, für die eben auch 80% der LMK eintreten: vergl. die Häme und den Abscheu gegenüber "leistungslosen Einkommen" usw.]
Die Verringerung der Ungleicheit ist ein typisches Thema der LMK: ethisch hochwertig, sichert man sich durch diesen Fokus hinreichende Distanz zu den unangenehmen Seiten des Praktischen.
|| Auf einen weiter steigender Einkommensteuersatz über die 42 Prozent (ab 53.666 €) hinweg bei 50 % für 100.000 müssten sich doch alle Parteien verständigen können; die sog. 5. Zone mit 45 Prozent ist doch Augenwischerei.
Und höhere Grundfreibeträge der EKSt müssten doch auch bei allen Parteien Konsens sein. ||
Jaja, hat aber eben auch nur indirekt jetzt mit dem F.-Sektor zu tun. Und da die LMK sich aufs Moralisch-Ethische fokussiert und dafür - bzw. für ihre Polit-Kader - Unterstützung von den Unteren fordert, bleiben letztere eben zu Haus, da sie davon nichts haben, weil eben nicht sie, sondern abstrakte Gerechtigkeitsfragen im Zentralziel stehen, für das sie allenfalls als Mittel bzw. Mit-Träger gesucht werden. Jene aber, die über 54.000 liegen, versagen die Zustimmung, sobald entspr. Pläne konkreter werden, vergl. das Grünen-Abschneiden im Bund, als sie mit solchen Vorhaben antraten.
|| Sozialabgaben: Stabile Renten erfordern Ko-Finanzierung durch die Bundeskasse , dazu nehmen zB die Skandinavier höhere MWSt. Stabile Krankenkassenbeiträge gibt es ohne eine Rückkehr zu Halbe/Halbe-Lösung nicht. ||
Zu Renten ein andermal, Ko-Finanzierung ja, aber es kommt auf die Details an.
Für die Höhe der K.-Kassenbeiträge sind zuächst die Kosten (Preise mal Mengen) des GHW hochgradig mitentscheidend, weniger die Frage, ob ein wiehoher Teil der Beiträge den A'G' zugerechnet wird: Das ist ein 'linke Tasche - rechte Tasche' - Spiel, sicher nicht ganz uninteressant/unwichtig, aber für die Höhe der Beiträge nicht so wichtig.
Bekannte von mir hatten Michael Hudson im September in Berlin live erlebt und richtiggehend geschwärmt von ihm.
Lesenswert sein Artikel von vor 10 Tagen, wie Trump die reichsten 1% noch reicher machen will:
http://michael-hudson.com/2016/11/trump-the-1/