1945: Ännchen von Tharau

Zeitgeschichte Rückkehr ohne Heimkehr. Der Regisseur Konrad Wolf beschreibt in seinem DEFA-Film „Ich war neunzehn“ ein Kriegsende im Land der grauen Menschen und weißen Fahnen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2015
Blinder Soldat fragt den Leutnant Hecker, ob die Sonne scheint
Blinder Soldat fragt den Leutnant Hecker, ob die Sonne scheint

Foto: United Archives/Imago

Und wie konnten Sie hier leben?“, fragt der sowjetische Hauptmann Wadim Gejman einen Deutschen Ende April 1945. Der Angesprochene ist ein Mann in mittleren Jahren, mit gepflegten Händen und von gepflegter Sprache, ein Landschaftsarchitekt. Der Beruf wirkt wie eine ironische Allegorie. Gejman und sein Trupp ziehen gerade mit einem vorsintflutlichen Kastenwagen durch eine vom Krieg geflutete Landschaft. Sie folgen als Propaganda-Einheit der 48. Armee, die nördlich an Berlin vorbei nach Westen vorstößt. Noch tobt die Schlacht um die Zitadelle des NS-Staates, doch ergibt sich daraus mehr der Hintergrund als ein Handlungsgerüst für Konrad Wolfs Spielfilm Ich war neunzehn. Gedreht 1967 für die DEFA, eine autobiografische, subjektive Chronik. Der Regisseur