1975: Der Taifun

Zeitgeschichte Vor 40 Jahren entscheiden die „Vietcong“ den Vietnam-Krieg für sich und erobern Saigon. Die letzten Amerikaner verlassen das Land und stehen endgültig als Verlierer fest
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2015
Mai 1975 – Patrouille der Sieger in Saigon
Mai 1975 – Patrouille der Sieger in Saigon

Foto: AFP/Getty Images

„Wenn der Tiger zum letzten Mal springt, wird er nicht aufzuhalten sein“, schreibt Vo Nguyen Giap Ende der 60er Jahre in sein Tagebuch. Der nordvietnamesische General und geniale Stratege soll sich nicht getäuscht haben. Der Tiger springt wirklich. Er springt und wartet und springt. Und ist auf der Höhe seiner Zeit. Im Februar 1975 hat in Vietnam mit dem Tet-Fest das „Jahr des Tigers“ begonnen. Bald wird entschlüsselt sein, was das heißt.

Die nordvietnamesische Armee und die südvietnamesische Befreiungsfront FNL – im Westen seinerzeit „Vietcong“ genannt – treten zur Offensive an. Die Bastionen des Gegners fallen wie Dominosteine in langer, doch endlicher Reihe. Der letzte am 30. April 1975, als ein T-55-Panzer das Tor