2000: Schreibende Sphinx

Zeitgeschichte In seinem Spielfilm „Die Unberührbare“ erzählt der Regisseur Oskar Roehler davon, wie seine Mutter an der deutschen Einheit zerbricht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2015
Wie die Verzweiflung ein Leben besiegt: Hanna Flanders (Hannelore Elsner)
Wie die Verzweiflung ein Leben besiegt: Hanna Flanders (Hannelore Elsner)

Foto: United Archives/imago

Hanna raucht eine letzte Zigarette, heimlich und allein, auf der Toilette einer geschlossenen Anstalt. Man hat sie in die Entzugsklinik eingewiesen nach ihrer Ohnmacht auf dem Odeonsplatz in München, gezeichnet von Tabletten- und Nikotinsucht. Es kann sein, dass ein Bein amputiert werden muss, sagen die Ärzte. Jetzt hat sie aufgeraucht, geht hinaus, taucht ins grelle Licht eines Treppenhauses. Will leichter werden, als sie je war. Flieg, Vogel, flieg. Sitzt schon auf dem Sims am offenen Fenster und ist nicht mehr. Die Anker sind gelichtet.

Mit dem Selbstmord der Schriftstellerin Hanna Flanders endet der im Jahr 2000 gedrehte Spielfilm Die Unberührbare, mit dem Regisseur und Drehbuchautor Oskar Roehler an letzte Lebensstationen seiner Mutter erinnert, der Schriftstellerin Gise